Allâh der Hocherhabene machte das Bittgebet zu einer Anbetungs- und Annäherungshandlung. Er wies seine anbetend Dienenden an, sich an Ihn zu wenden, damit sie eine hohe Stelle bei Ihm und eine schöne Rückkehr zu ihm erlangen können. Er ordnete das Bittgebet an und machte es zu einem Mittel des Bittens. Alle Geschöpfe bitten Ihn bei ihren Anliegen und verlassen sich bei Unfällen und Katastrophen auf Ihn.
Wesen des Bittgebets: Es ist das Bedürfnis aufzuzeigen, wie abhängig man von Allâh dem Hocherhabenen ist und dass man auf die (eigene) Macht und Stärke verzichtet sowie die menschliche Erniedrigung spürt. Es enthält zudem die Bedeutung des Lobpreisens Allâhs und dass der anbetend Dienende die Großzügigkeit und Freigebigkeit seines Herrn zugibt. Allâh der Hocherhabene sagt: „Und wenn dich Meine Diener nach Mir fragen, so bin Ich nahe; Ich erhöre den Ruf des Bittenden, wenn er Mich anruft...“ (Sûra 2:186).
Wenn Sie über diesen Vers nachdenken, finden Sie die höchste Zärtlichkeit, Transparenz und Vertrautheit. Ein Vers, der in das Herz des Muslims Frische, Freundlichkeit, Vertrautheit, Zufriedenheit, Vertrauen und Gewissheit gießt. Auch wenn das Bittgebet nur die Erweichung des Herzens enthielte, wäre es genug: „Wenn sie doch nur, als Unsere Gewalt über sie kam, unterwürfig gefleht hätten! Aber ihre Herzen verhärteten sich...“(Sûra 6:43).
Der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Das Bittgebet ist Anbetung.“ Doch es ist Allâh dem Hocherhabenen am liebsten, wie der Prophet (möge Allah ihn in Eheren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Es gibt nichts, was Allâh lieber wäre als das Bittgebet.“ Dem Gläubigen ist von Allâh dem Hocherhabenen das Erhören versprochen, wenn er seinen Herrn um etwas bittet: „Euer Herr sagt: »Ruft Mich an, so erhöre ich euch...“(Sûra 40:60). Abû Sa´îd Al-Chudrî berichtete, dass der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Jedem Menschen, der Allâh anbetet und dessen Gebet keine Sünde und kein Abbrechen der Verwandtschaftsbande enthält, gibt Allâh dafür eines von drei: Entweder erhört Er dessen Gebet sofort oder Er bewahrt etwas für ihn im gleichen Wert auf oder behütet ihn vor gleich vielem Bösen." Man sagte: „O Gesandter Allâhs! Dann beten wir viel!" Er entgegnete: „Dann wird Allâh euch mehr erhören."
Deswegen sagte Umar ibn Al-Chattâb oft: „Ich mache mir keine Sorgen um das Erhören der Bittgebete, sondern um ihr Aussprechen. Wem das Aussprechen der Bittgebete erteilt wurde, dem wird das Erhören geschenkt."
Von den Verhaltensweisen beim Bittgebet:
Es ist zweifellos so, dass das Bittgebet, auf dessen Erhören zu hoffen ist, das Bittgebet ist, bei dem die ethischen Verhaltensweisen eingehalten werden. Dazu gehört Folgendes:
Erhörungszeiten zu wählen:
Man soll die spirituellen Zeiten für sein Gebet auswählen, wie etwa den Arafa-Tag aus dem Jahr, Ramadân aus den Monaten, den Freitag aus der Woche und die Morgendämmerungszeit von den Nachtstunden. Man soll dazu die Zeiten und die Situationen nutzen, zu denen das Bittgebet erhört wird wie die Zeit des Herabkommen Allâhs spät in der Nacht oder bei der Niederwerfung im rituellen Gebet. Man soll weiterhin Allâhs vor dem Schlaf gedenken, und falls man nachts aufsteht, soll man seines Herrn ebenfalls gedenken und zu Ihm ein Bittgebet sprechen. Zu diesen Zeiten und Situationen gehört ferner die Zeit zwischen dem ersten und zweiten Gebetsruf, wenn es regnet, beim Zusammenstoß der Armeen beim bewaffneten Kampf und zur letzten Stunde des Freitags. Dazu gehört ebenso das Bittgebet für einen Bruder in dessen Abwesenheit, das Bittgebet des Reisenden und Unterdrückten, das Bittgebet des Fastenden, des Vaters für seinen Sohn und das Bittgebet im Ramadân.
Zum Verhaltenkodex gehört des Weiteren:
Man hat sich beim Bittgebet der Gebetsrichtung zuzuwenden und seine Hände beim Bittgebet-Sprechen zu heben. Bei Bittgebeten sollen Reime nicht zu erkünstelt, demütig und ergeben gesprochen werden. Der Hocherhabene sagt: „Ruft euren Herrn in Unterwürfigkeit flehend und im Verborgenen an. Gewiss, Er liebt nicht die Übertreter.“ (Sûra 7:55). „... Sie pflegten sich ja bei den guten Dingen zu beeilen und Uns in Begehren und Ehrfurcht anzurufen und sie pflegten vor Uns demütig zu sein.“ (Sûra 21:90).
Man hat dabei die Stimme zu dämpfen, denn es ist ein Zeichen des Respektes und der Verehrung: Das Dämpfen der Stimme verhilft zu mehr Ergebenheit und Demut, die als der Kern des Bittgebets und dessen Ziel gelten. Der ergeben demütig Flehende bittet um ein Anliegen als ein demütiger Armer, dessen Herz gebrochen ist und dessen Gliedmaßen ergeben geworden sind. In diesem Zustand passt es überhaupt nicht, das Bittgebet laut zu sprechen. Deswegen zeigt das Dämpfen der Stimme die Aufrichtigkeit und die Anwesenheit des Herzens beim Bittgebet-Sprechen und ist ein Beweis dafür, dass sein Besitzer Allâh nahesteht und Ihn wie einen bittet, der direkt neben ihm steht, und nicht wie einen, der weit von ihm steht, ruft. Dies ist eins der ganz wunderbaren Geheimnisse. Deswegen lobte Allâh Seinen anbetend Dienenden Zacharias in Seiner Aussage: „Als er zu seinem Herrn im Verborgenen rief.“ ( Sûra 19:3). Ein Grund des Bittgebets im Verborgenen ist es, diese große Gnade zu erhalten – zum Beispiel, sich vor dem neidischen Blick zu schützen.
Man soll das Bittgebet damit beginnen, des Namens Allâhs zu gedenken und Ihn zu lobpreisen und es mit einem Gebet für den Gesandten Allâhs (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) beenden. Der Gesandte Allâhs (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Jedes Bittgebet wird erst erhört, wenn für den Propheten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) ein Bittgebet gesprochen wurde.“
Bittgebete erweichen das Herz – Teil 2