Die Ka'ba: Das erste Haus der Anbetung - Teil 1
14/10/2010| IslamWeb
Jedes Jahr vollziehen mehr als 2,5 Millionen muslimische Pilger aus der ganzen Welt die Rituale des Haddsch in Makka, wo sich die Ka'ba befindet. Eigentlich ist die Ka'ba (was wörtlich "Würfel" bedeutet) weit mehr als ein würfelförmiger schwarzumhüllter Bau. Sie ist das Symbol islâmischer Einigkeit im Herzen des Islâm und insbesondere der Grundsatz des Monotheismus, für den sie gebaut wurde. Im Qurân als Al-Bait Al-Harâm (das unantastbare Haus) und Al-Bait Al-Atîq (das “altehrwürdige“ oder "unabhängige" Haus) bezeichnet, hat die Ka'ba eine einzigartige Stellung im Leben jedes Muslims.
Das erste Haus der Anbetung
Über die Ka'ba berichtet uns Allâh Der Allmächtige im Qurân: "Das erste Haus, das für die Menschen gegründet wurde, ist wahrhaftig dasjenige in Bakka - als ein gesegnetes - und eine Rechtleitung für die Geschöpfe." (Sûra 3:96). Bakka ist ein älterer Name für die Stadt Makka und bedeutet unter anderem "weinen". Gemäß dieser Auslegung wurde Makka so benannt, weil die Tyrannen und die Hochmütigen im Umkreis dieses gesegneten Gebietes weinen und demütig werden. Andere haben den Namen Bakka und "weinen" mit der Geschichte von Hâdschar verbunden, die Sorge und Not verspürte, als sie in dem dürren Land, im Umkreis der Ka'ba, in dem sie vom Propheten Ibrâhîm zurückgelassen wurde um ihren Sohn Ismâ'îl , der noch ein Kind war, aufzuziehen, händeringend nach Wasser suchte.
Es gibt allerdings noch weitere Auslegungen für diesen Namen. Zu dieser Zeit war das Fundament der Ka'ba von Ibrâhîm noch nicht gelegt, der später auf Anordnung Allâhs die Ka'ba mit seinem Sohn Ismâ'îl baute: "Und als Wir Ibrâhîm die Stelle des Hauses zuwiesen: »Geselle Mir nichts bei und reinige Mein Haus für die den Umlauf Vollziehenden, die aufrecht Stehenden, sich Verbeugenden und die sich Niederwerfenden.« (Sûra 22:26)
Hieran erkennen wir, dass der Zweck dieses Hauses die alleinige Anbetung Allâhs ohne Partner war. Ibrâhîm verbrachte sein ganzes Leben in Ablehnung der Vielgötterei und ging dabei gegen den Glauben und die Sitten seiner ganzen Gemeinde und deren Führer und sogar gegen die seines Vaters vor, der Götzen mit seinen eigenen Händen anfertigte. Aller Verfolgung und Beleidigung zum Trotz lehrte er die Botschaft des Islâm – die Unterwerfung unter den Einen und Einzigen Gott - und er wurde nie müde, die Sinnlosigkeit falsche Götzen zu nehmen zu erklären. Allâh sagt: "Sprich: Allâh hat die Wahrheit gesprochen. So folgt dem Glaubensbekenntnis Ibrâhîms als Anhänger des rechten Glaubens, und er gehörte nicht zu den Götzendienern." (Sûra 3:95)
Die Geschichte von Hâdschar und Ismâ'îl
Als er den Grund des Baus der Ka'ba beschrieb, sagte Ibn 'Abbâs : "In jenen Tagen war Makka unbewohnt und es gab dort keine Wasserquelle. Ibrâhîm ließ Hâdschar und Ismâ'îl dort mit einer Tasche zurück, in der einige Datteln und ein mit Wasser gefüllten Ziegenschlauch waren. Als Ibrâhîm aufbrach, ging ihm Ismâ'îls Mutter nach und fragte: »O Ibrâhîm, wem überlässt du uns in diesem dürren Tal, das nicht bewohnt ist?«
Sie wiederholte die Frage mehrere Male, doch Ibrâhîm antwortete nicht. Sie fragte »Hat Allâh dich angewiesen dies zu tun?«
Er sagte: »Ja!« Sie sagte: »Dann bin ich mir sicher, dass Allâh uns nicht im Stich lassen wird.« Ibrâhîm ging und als er weit genug entfernt war, so dass sie ihn nicht mehr sehen konnten, richtete er sein Angesicht zum Haus, hob seine Hände und sprach folgendes Bittgebet : »Unser Herr, ich habe einige aus meiner Nachkommenschaft in einem Tal ohne Pflanzungen bei Deinem geschützten Haus wohnen lassen, unser Herr, auf dass sie das Gebet verrichten! So lasse die Herzen einiger Menschen sich ihnen zuneigen und versorge sie mit Früchten, damit sie dankbar sein mögen!« (Sûra 14:37)
Ismâ'îls Mutter ging dann zurück zu ihrem Säugling und begann ihn zu stillen. Nachdem sie das Wasser aufgebraucht hatte, waren sie und ihr Säugling durstig. Sie sah ihn an, wie er unter dem Durst litt und konnte es nicht ertragen, sein Gesicht in diesem Zustand zu sehen. Sie bestieg den nächstgelegenen Hügel As-Safâ in der Hoffnung jemanden zu sehen, doch sie schaute vergebens. Als sie zurück ins Tal kam, hob sie den Zipfel ihres Gewandes und rannte, so wie eine müde, besorgte Person dies tut. Dann bestieg sie den Hügel Al-Marwa auf der anderen Seite, noch immer suchend, ob es jemanden gab, der ihr helfen konnte. Sie eilte zwischen den zwei Hügeln sieben Mal hin und her."
Er (Ibn 'Abbâs) fuhr fort: "Als sie Al-Marwa erreichte, hörte sie eine Stimme und sagte sich: »Horch!« Sie wartete um die Stimme nochmals zu hören und als sie verstummte, sagte sie: »Ich habe dich gehört. Bringst du Hilfe?« Sie sah einen Engel (Gabriel) mit seiner Ferse (oder seinem Flügel) graben, wo jetzt Zamzam ist, und das Wasser strömte hervor: Ismâ'îls Mutter war erstaunt und begann zu graben, wobei sie ihre Hände benutzte um Wasser in die Ziegenhaut zu füllen."
Ibn 'Abbâs sagte, dass der Prophet sagte: "Möge Allâh der Mutter Ismâ'îls Seine Barmherzigkeit gewähren! Hätte sie das Wasser natürlich fließen lassen ohne einzugreifen, hätte es sich über die ganze Erdoberfläche ergossen."
"Ismâ'îls Mutter begann das Wasser zu trinken und ihre Milch für ihr Kind wurde mehr. Der Engel sagte zu ihr: »Fürchte dich nicht vor Einsamkeit! Hier wird ein Haus für Allâh gebaut, von diesem Jungen und seinem Vater. Allâh verlässt Seine Menschen nicht.« In dieser Zeit wurde das Gebiet des Hauses über dem Grund aufgeschüttet und das flutende Wasser erreichte dessen rechte und linke Seite.
Später schlugen einige Leute vom Stamm der Dschurhum, die am Ort Kuda vorbeizogen, am Fuße des Tals ein Lager auf. Sie sahen einige Vögel über sich und waren erstaunt: »Vögel sind nur an einem Ort zu finden, an dem es Wasser gibt. Wir wussten nie, dass dieses Tal Wasser führt.« Sie schickten einen Boten oder zwei, die das Gebiet absuchten, das Wasser fanden und zurückkehrten, um sie darüber zu informieren.
Dann gingen sie alle zu Ismâ'îls Mutter an der Wasserquelle und sagten: »O Mutter Ismâ'îls, erlaubst du uns bei dir zu verweilen?« Sie sagte: »Ja, ihr werdet jedoch kein alleiniges Recht auf das Wasser hier haben.« Sie stimmten zu."
Ibn 'Abbâs berichtete, dass der Prophet sagte: "Zu dieser Zeit mochte es die Mutter Ismâ'îls, menschliche Gesellschaft zu haben."
"Demnach blieben sie dort und riefen ihre Verwandten herbei, sich ihnen anzuschließen. Als ihr Sohn heranwuchs heiratete er eine ihrer Frauen, zumal er Arabisch von ihnen lernte und ihnen die Art seiner Erziehung gefiel. Nach einiger Zeit starb die Mutter Ismâ'îls.
Ibrâhîm kam zurück und sah Ismâ'îl hinter dem Zamzam-Brunnen, neben einem Baum seine Pfeile richten. Als Ismâ'îl Ibrâhîm sah, stand er auf und sie begrüßten sich, so wie ein Vater und ein Sohn sich begrüßen. Ibrâhîm sagte: »Gehorche deinem Herrn!« Er fragte Ismâ'îl: »Wirst du mir helfen?« Ismâ'îl antwortete: »Ja, Ich werde dir helfen.« Ibrâhîm sagte: »Allâh hat mich angewiesen dort ein Haus für Ihn zu bauen.« Dabei zeigte er auf ein Gebiet, das über der Talhöhe lag.
Also standen beide auf und begannen damit, das Fundament des Hauses zu errichten. Ibrâhîm begann damit die Ka'ba zu bauen, während Ismâ'îl ihm ständig Steine reichte. Beide sagten: „...»Unser Herr, nimm von uns an! Du bist ja der Allhörende, der Allwissende.«" (Sûra 2:127)" (Al-Buchârî)
So bauten Ibrâhîm und Ismâ'îl das Haus, Stein für Stein, und umrundeten es dieselben Worte sagend. Man glaubt, dass der Schwarze Stein, der sich auf der Südostseite der heutigen Ka'ba befindet und von einem silbernen Rahmen umgeben ist, einer der ursprünglichen Steine ist, die von Ibrâhîm und Ismâ'îl beim Bau des Gebäudes verwendet wurden.
Ibn 'Umar sagte: "Der Gesandte Allâhs wandte sich dem Schwarzen Stein zu, berührte ihn und legte dann seine Lippen auf ihn und weinte lange Zeit. 'Umar weinte auch lange Zeit. Der Prophet sagte: »O 'Umar, dies ist der Ort, an dem man Tränen vergießen sollte!«" (Al-Hâkim)