Vorgehensweise des Propheten am Tage von Arafa:
Ibn Al-Qaiyim sagte: „Als die Sonne des neunten Tages des Monats Dhû Al-Hiddscha aufging, brach der Gesandte Allâhs möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken von Minâ nach Arafa auf, wobei seine Gefährten mit ihm waren, zu denen einige gehörten, die die Talbiya (beim Haddsch oft zu wiederholende Worte), und einige, die den Takbîr (die Worte „Allâhu akbar: Allâh ist größer“) sprachen. Der Prophet hörte dies und tadelte weder diese noch jene. Er verweilte in Namira. Nach dem Stehen der Sonne im Zenit rief er nach seiner Kamelstute Qaswâ und brach auf. Dann ging er in die Mitte des Tales Urana, hielt vor den Menschen auf seiner Kamelstute eine bedeutende Ansprache, bei der er die Grundlagen des Islam festlegte und die Grundlagen des Polytheismus und der vorislâmischen Zeit der Unwissenheit und Ignoranz zerstörte sowie die verbotenen Dingen bestimmte, über die sich die Religionen einig sind.
Der Prophet möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken hielt eine einzige Ansprache, und nicht zwei Ansprachen. Als er sie beendet hatte, wies er Bilâl an, den Gebetsruf (Adhân) und den Gebetsruf unmittelbar zum Gebetsbeginn (Iqâma) zu sprechen. Er verrichtete das Mittagsgebet mit zwei Rak‘as, bei denen er den Qurân lautlos rezitierte. Dann sprach er die Iqâma und verrichtete das Nachmittagsgebet ebenfalls mit zwei Rak‘as, wobei die Makkaner bei ihm waren. Sie beteten nach ihm, indem sie ohne Zweifel das rituelle Pflichtgebet kürzten und zusammenfassten. Der Prophet wies sie nicht an, das rituelle Pflichtgebet zu vervollständigen oder auf das Zusammenlegen ritueller Pflichtgebete zu verzichten.
Als er das Gebet beendet hatte, ritt er seine Kamelstute, bis er die Arafa-Ebene erreichte. Er stand beim Felsen am Fuße des Berges, wandte sich der Gebetsrichtung zu, ließ den Berg für Fußgänger vor ihm liegen, während er sich auf seiner Kamelstute befand, und begann Bittgebete und Flehungen bis zum Sonnenuntergang zu sprechen. Er wies die Leute an, das Tal Urana zu verlassen. Er teilte also mit, dass Arafa sich nicht nur auf den Ort beschränkt, an dem er verweilte. Vielmehr sagte er: „Ich habe hier verweilt. Wahrhaftig, die ganze Ebene von Arafa stellt einen Ort zum Verweilen dar!"
Der Prophet informierte die Menschen, dass sie an ihren Haddsch-Aufenthaltsorten stehen, denn sie gehören zum Erbe ihres Vaters Abraham. Dort kamen Leute zu den Leuten von Nadschd und fragten ihn über den Haddsch, worauf er antwortete: „Haddsch ist Arafa. Wer zur Arafa-Ebene vor dem Morgengebet kommt, dessen Haddsch ist vollständig duchgeführt. Die Tage von Minâ sind drei; wer sich jedoch an zwei Tagen beeilt, den trifft keine Sünde, und wer länger bleibt, den trifft keine Sünde.“ Der Prophet hob seine Hände zu seiner Brust während seines Bittgebets. Er teilte ihnen mit, dass das beste Bittgebet das Bittgebet am Arafa-Tag ist.
Als die Sonne vollständig untergegangen war, brach er in Ruhe von Arafa auf und ließ Usâma in Zaid hinter sich reiten. Er zog den Zügel seiner Kamelstute an sich, sodass deren Kopf beinahe den Sattel berührte, und sagte: „O ihr Menschen, haltet an der Ruhe fest! Denn die Güte besteht nicht im Sich-Beeilen.“
Der Prophet möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken pflegte bei seinem Lauf die Talbiya zu sprechen und damit nicht aufzuhören. Als er unterwegs war, stieg er ab, urinierte und verrichtete schnell die rituelle Gebetswaschung. Usâma sagte zu ihm: „Das rituelle Gebet, o Gesandter Allâhs?“ Da sagte er: „Das rituelle Gebet - oder er sagte: der Gebetsplatz - ist vor dir.“
Er ging weiter, bis er Muzdalifa erreichte. Er verrichtete die rituelle Gebetswaschung zum rituellen Gebet, ordnete an, den Adhân zu sprechen, und der Gebetsrufer sprach ihn; dann stand er auf und verrichtete das Abendgebet vor dem Haltmachen und dem Niederknien der Kamele. Als sie haltmachten, gab der Prophet Anweisung und man sprach die Iqâma. Dann verrichtete er das Nachtgebet mittels Iqâma und ohne Adhân, wobei er zwischen beiden nichts betete. Dann schlief er, bis es Morgen wurde. Der Prophet stand nicht zum rituellen Gebet in dieser Nacht auf und es wurde von ihm nicht überliefert, dass er zum rituellen Gebet in beiden Festnächten aufstand.
Situationen rechtschaffener Vorfahren am Arafa-Tag:
Was die Situationen rechtschaffener Vorfahren am Arafa betrifft, so variierten sie:
Zu ihnen gehört jemand, bei dem Angst und Scham vorherrschen. Mutarrif ibn Abdullâh und Bakr Al-Muzanî verweilten einmal in der Arafa-Ebene. Einer von beiden sagte: „O Allâh, weise jene Leute nicht meinetwegen zurück!“ Der andere sagte: „Es wäre ein Platz voller Ehre und Hoffnung, wenn ich nicht anwesend wäre!“
Zu ihnen gehört auch jener, bei dem Hoffnung vorherrscht. Abdullâh ibn Al-Mubârak sagte: „Ich ging am Nachmittag des Arafa-Tages zu Sufyân Ath-Thaurî, der niederkniete und Tränen vergoss. Er richtete seinen Blick auf mich. Da fragte ich ihn: „Wem unter den Anwesenden ergeht es am schlechtesten?“ Er entgegnete: „Wer meint, dass Allâh ihm nicht vergeben wird.“