Demütige Ehrfurcht gegenüber Allâh
Der Lobpreis gebührt Allâh und möge Allâh Seinen Gesandten sowie dessen Familie und Gefährten in Ehren halten und ihnen Wohlergehen schenken!
Alle Gebote der Religion haben das Ziel, die Taqwâ durch die Umsetzung der Anordnungen Allâhs und die Meidung des von Ihm Verbotenen zu erlangen.
Vor allem die Verse über den Haddsch enden mit der Anordnung der Taqwâ gegenüber Allâh. Der Erhabene sagt: „Vollzieht die Pilgerfahrt und die Besuchsfahrt für Allâh. ... Und fürchtet Allâh und wisst, dass Allâh streng im Bestrafen ist!“ (Sûra 2:196).
Und Er spricht: „Die (Zeit der) Pilgerfahrt (sind) bekannte Monate. ... Und versorgt euch mit Reisevorrat, doch der beste Vorrat ist die Gottesfurcht. Und fürchtet Mich, o die ihr Verstand besitzt!“ (Sûra 2:197).
Weiterhin sagt Er: „Und gedenkt Allâhs während einer bestimmten Anzahl von Tagen. Wer sich jedoch in zwei Tagen (mit dem Aufbruch) beeilt, den trifft keine Sünde, und wer länger bleibt, den trifft keine Sünde; (das gilt) für den, der gottesfürchtig ist. Fürchtet Allâh und wisst, dass ihr zu Ihm versammelt werdet!“ (Sûra 2:203).
Und: „Weder ihr Fleisch noch ihr Blut werden Allâh erreichen, aber Ihn erreicht die Gottesfurcht von euch.“ (Sûra 22:37).
Sie spricht das Verborgene im Herzen des Haddschis an und weckt seine Furcht, damit er nichts Verbotenes tut, dem Opfertier, der Ersatzleistung oder der Sühne gegenüber nicht nachlässig ist und weder Beischlaf noch Frevel, Streit oder eine Sünde beim Haddsch begeht. Gleichzeitig lässt sie ihn spüren, dass all seine guten Taten, wie unbedeutend sie auch sein mögen, bekannt sind, bewahrt werden und er seinen Dank dafür erhält: „Und was ihr an Gutem tut, Allâh weiß es.“ (Sûra 2:197).
Diese harte Selbstkontrolle, der sich der Haddschi für eine bekannte Anzahl an Tagen unterzieht, kann sich zu einem dauerhaften Weg und Verhalten wandeln, mit dem der erfolgreiche Haddschi in sein Land zurückkehrt, als ob er aus seiner Unachtsamkeit oder seinem Schlaf erwacht ist.
Der gute Charakter
Der Haddsch ist eine Reise und die Reise ist ein Stück der Qual. Die Mühen, Anstrengungen und das Gedränge im Haddsch erfordern eine hohe Charakterstufe in Form von
- Geduld und Ausdauer, um den Ärger zu verdrängen;
- ausgeprägter Großmut, die den Egoismus überwältigt und die Nächstenliebe erträgt;
- Vergebung;
- vollem Einsatz und Überwindung der schlechten Seele, um die Gelüste zu bändigen und die Seele zu bewahren.
Allâh der Erhabene sagt: „... der darf keinen Beischlaf ausüben, keinen Frevel begehen und nicht Streit führen während der Pilgerfahrt.“ (Sûra 2: 197)
Atâ sagte: „Streit bedeutet, dass du mit deinem Gefährten streitest, bis du ihn wütend machst oder er dich wütend macht.“
Die schönste gesellschaftliche Charaktereigenschaft ist die Milde. Als der Prophet am Tag von Arafa aufbrach, hörte er hinter sich lautes Geschrei und Schläge auf Kamele. Da zeigte er mit seiner Peitsche auf sie und sagte: „O ihr Menschen, bewahrt Ruhe! Denn die Frömmigkeit kommt nicht durch den schnellen Ritt.“ (Überliefert von Al-Buchârî).
Eine weitere edle Charaktereigenschaft ist die Bescheidenheit. Der Prophet möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken! ließ Al-Fadl ibn Abbâs ! hinter sich auf dem Reittier reiten, als er nach Muzdalifa aufbrach. Und er trank Zam-Zam-Wasser aus der Trinkschale, aus der andere Menschen tranken. (Beide Aussagen sind von Imâm Muslim überliefert).
Eine weitere lobenswerte Eigenschaft ist der gute Umgang mit der Ehefrau. Als Aischa ihre Periode hatte, kam er zu ihr und fand sie weinend vor. Er beruhigte und tröstete sie, indem er sagte: „Dies ist eine Sache, die Allâh den Töchtern Adams geschrieben hat.“ Als sie darauf bestand, eine Umra nach dem Haddsch zu machen, sagte er: „Geh mit ihr, Abdurrahmân, und verrichte mir ihr die Umra von At-Tan‘îm!“ „Der Gesandte Allâhs war ein einfacher Mann. Wenn sie zu einer Sache neigte, folgte er ihr darin.“ (Beide Aussagen sind von Imâm Muslim überliefert).
Diese anstrengende Reise und diese harten Benimmregeln können feste charakterliche Werte begründen, die der Haddschi nach seiner Rückkehr befolgt und mit der er sich sein ganzes Leben lang schmückt, nachdem er an diesen bestimmten Tagen ihre Spuren berührt und ihre Früchte geerntet hat.
Reue und Beständigkeit
Der Haddsch ist ein gewaltiges Ereignis im Leben des Muslims. Viele Muslime hängen ihre Hoffnung daran, sehen ihn als Angelpunkt und Erlaubnis für den Beginn eines neuen Lebens an, zu dessen Zukunft sie mit festem Willen aufschauen, um beständig zu sein und das Leben der Nachlässigkeit und Sünden zu verlassen. Kein Wunder! Der Haddsch ist einer der großen Tilger der Sünden, die vor ihm geschehen sind. Von Amr ibn Al-Âs ist überliefert, dass er sagte: „Als Allâh mir den Islâm in mein Herz gegeben hatte, ging ich zum Gesandten Allâhs und sagte: »Gib mir deine Hand, damit ich dir die Treue schwöre!«“ Er sagte: „Er streckte sie aus und ich zog meine Hand zurück. Daraufhin fragte er mich: »Was ist los, Amr?« Ich entgegnete: »Ich habe eine Bedingung.« Er fragte: »Welche Bedingung hast du?« Ich antwortete: »Dass Er mir vergibt.« Er entgegnete: »Weißt du nicht, dass der Islâm das [an Sünden] vernichtet, was vor ihm war, dass die Hidschra das [an Sünden] vernichtet, was vor ihr war, und dass der Haddsch das [an Sünden] vernichtet, was vor ihm war?«“ (Überliefert von Imâm Muslim).
Von Abû Huraira ist überliefert, dass der Gesandte Allâhs sagte: „Wer den Haddsch verrichtet und weder Geschlechtsverkehr betreibt noch frevelt, der geht aus seinen Sünden heraus wie an dem Tag, an dem ihn seine Mutter geboren hat.“
Dieser Hadîth beinhaltet eine frohe Botschaft und einen Hinweis
1. Die frohe Botschaft ist deutlich: Es ist die Vergebung der Sünden. Ein 90-Jähriger kehrt wie ein Neugeborener zurück, wenn er die Bedingung erfüllt, ohne eine Sünde, mit einer reinen, weißen Seite.
2. Der Hinweis: Wer die Chance auf diese Ehre hat, soll sie wahren. Er soll seine weiße Seite nicht mit schwarzen Sünden verunreinigen. Al-Hasan Al-Basrî erklärte den angenommenen Haddsch folgendermaßen: „Er kehrt zurück und ist in spiritueller und materieller Hinsicht im weltlichen Leben enthaltsam und sehnt sich nach dem Jenseits.“ Dies ist das eindeutigste Zeichen dafür, dass der Haddsch angenommen ist.
Das Streben nach dem Vorzug Allâhs durch den Handel
Von Ibn Abbâs ist überliefert, dass er sagte: „Ukâth, Madschanna und Dhû Al-Madschâz waren Märkte in der Zeit der Ignoranz und Unwissenheit vor dem Islâm. Daher sahen sie es als Sünde an, zu den besonderen Zeiten zu handeln. Daraufhin wurde »Es ist keine Sünde für euch, dass ihr nach Huld von eurem Herrn trachtet.« (Sûra 2:198) herabgesandt.“ (Überliefert von Al-Buchârî).
Von Abû Sâlih, dem Diener von Umar , ist überliefert, dass er sagte: „Ich fragte: »O Fürst der Gläubigen! Habt ihr im Haddsch gehandelt?« Er entgegnete: »Hatten sie denn einen Lebensunterhalt außer im Haddsch?«“
Die Zeit des Haddsch ist eine Gelegenheit, dass sich die unterschiedlichen islâmischen Völker treffen, um gemeinsame Interessen und gegenseitigen Nutzen zu verwirklichen, wie Handelsinteressen oder wirtschaftlichen Nutzen. Dies nimmt der Bedeutung der rituellen Kulthandlungen nichts weg. Allâh hat es der Gemeinschaft erlaubt, diese Aktivitäten zu betreiben, die ihr Stärke und Gutes bringen. Wenn die heutigen Muslime diese Zeit von diesem Aspekt her zu nutzen wüssten, könnte ein gemeinsamer islâmischer Markt entstehen, indem sie ihre Produkte anbieten und Handelsverträge und -abkommen abschließen. Dies würde ihnen gegenseitige Unabhängigkeit bescheren und sie vom Ausbeuten der unterdrückten Welt ziemlich befreien.