Du sitzt bequem auf dem Sofa, siehst dir gerade gemeinsam mit deiner Lieblingsperson deine Lieblingsshow im Fernsehen an. Ihr liegt gerührt in den Armen, obwohl du weißt, dass dies nicht sein sollte. Gemeinsam seht ihr euch die Serie „Keeping up with the Kardashians“ an, obwohl du weißt, dass ihr das nicht tun solltet. Dein Lachen vergeht abrupt und du starrst gebannt, da deine Augen bislang ein derartiges Bild noch nie gesehen haben. Und ehe du dich versiehst und „bei Allâh!“ sagen kannst, verschließen sich deine Augen für alle Ewigkeit und deine Seele wird deinem Körper entrissen.
Willst du deinem Herrn in diesem Zustand begegnen?
Der Todesengel kommt als ungebetener Gast zu jeder Zeit. Du kannst zwar die Lichter ausschalten und so tun, als wärst du nicht daheim, er findet aber einen Weg hinein. Du wirst zu dem Einen zurückgebracht, Der dich erschuf; ob du dafür bereit bist, wird nicht gefragt. Ob ehrgeiziger Jugendlicher mit Träumen und Hoffnungen für die Zukunft oder nur ein alter weiser Mann mit schönen Erinnerungen an die Vergangenheit, der Tod holt sie allesamt ein und die Zeit seiner Ankunft ist ungewiss.
Es macht also nur dann Sinn, wenn man jeden Atemzug dem anbetenden Dienst an den Einen widmet, der eben diese Atemzüge gewährte, und niemand weiß, welcher Atemzug sein letzter sein wird.
Womöglich verlangst du nach einer einfachen Antwort auf die Frage, wie du dich fortwährend dem anbetenden Dienst an Allâh widmen kannst. Selbst wenn die Umsetzung manchmal schwierig sein mag, so lebe dennoch dein Leben in Einklang mit dem Qurân und der Sunna des Propheten Muhammad , denn das ist die Lösung.
Es geht um die Absichten und die damit verbundene Aufrichtigkeit. Der Prophet sagte: „Die Taten gelten nur entsprechend den Absichten und für jeden ist, was er beabsichtigte.“ (Al-Buchârî und Muslim)
Das kann an einer einfachen Beispielaktivität wie die des Essens veranschaulicht werden. Isst man also, um den Körper für den anbetenden Dienst an unseren Herrn zu stärken, verwandelt sich gar der Akt des Essens in eine Anbetungshandlung. Stell dir vor, dass du selbst durch ein genussvolles Erlebnis wie das Essen Belohnung ernten kannst.
Selbstverständlich muss man dabei die Essgewohnheiten in Schach halten. Nimmst du einen Schluck Wasser und beginnst dabei mit dem Namen Allâhs und dankst Ihm gebührend am Ende des Trinkens, vermehrt sich die Belohnung durch die Zunahme deiner guten Taten.
In gleicher Weise können sich die Gewohnheiten des Alltags in Anbetungshandlungen verwandeln, wenn wir dabei unsere Absichten korrigieren und dem Beispiel unseres geliebten Propheten Muhammad nacheifern.
Bemüht man sich um ein ständiges Gottesbewusstsein und hat man die entsprechende Demut in Ehrfurcht gegenüber Allâh, dem über alles Erhabenen, und ist man sich gewahr, dass Er uns in jedem Augenblick unseres Lebens sieht, so hilft uns dies dabei, Handlungen zu unterlassen, durch die wir Allâhs Missfallen erregen würden.
Die Erkenntnis, dass der Tod genau in jenem Moment eintreten kann, in der du die Entscheidung getroffen hast, die Schwester gegenüber ein letztes Mal anzustarren, wird dir womöglich helfen, deine Blicke zu senken.
Das Erinnern an den Tod bewirkt auch etwas Anderes. Es zwingt uns dazu, die täuschende Realität dieser Welt zu begreifen. Selbst diese Welt wird eines Tages ihr Ende finden. Das Leben in dieser Welt ist vergänglich und lediglich ein Mittel, um uns dabei zu helfen, unser eigentliches Ziel der Anbetung Allâhs zu erfüllen. Hat man einmal diese Wahrheit begriffen, wird sie uns dazu befähigen, wie ein Fremder auf dieser Welt zu leben.
Wenn wir unerwartet den Tod finden, was wäre mit all den Kindern und Jugendlichen aus deiner Schulzeit, mit denen du dich über Dinge gestritten hast, an die du dich nicht einmal errinnern kannst? Oder was wäre mit deinem Cousin, mit dem du dich seit Ewigkeiten nicht unterhalten hast, weil er nicht zu deiner Vermählung kam?
Der Prophet Muhammad sagte: „Sobald die Gläubigen [den Sirât] über der Hölle überquert haben, werden sie vor einer bogenförmigen Brücke, der Qantara, Halt machen, bevor sie in den Paradiesgarten eintreten. Sie werden untereinander eine Möglichkeit zur Vergeltung für Ungerechtigkeiten erhalten, bis sie von diesen gereinigt worden sind. Anschließend wird man ihnen erlauben, das Paradies zu betreten. Bei Dem, in Dessen Hand meine Seele ist! Sie werden den Weg zu ihren Häusern im Paradies besser kennen als sie den Weg zu ihren Häusern in dieser Welt kannten!“ (Al-Buchârî)
Al-Qantara ist also eine kleine Brücke nach dem Sirât, die die Gläubigen überqueren müssen, bevor sie in das Paradies eintreten. Allâh, der über alles Erhabene, wird die Gläubigen dazu auffordern, ihren Zwist hier, noch vor den Toren des Paradieses, zu klären. Deine guten Taten werden solange auf denjenigen übergehen, den du ungerecht behandelt hast, bis dieser dir vergibt. Und gehen deine guten Taten aus, bekommst du seine schlechten Taten.
Lohnt sich also so eine Streitigkeit? Keineswegs! Lieber Leser! Tu dir heute selbst einen Gefallen. Rette dich, solange du noch ein Reisender auf dieser Welt bist und versöhne dich mit den Menschen, mit denen du in Streit geraten bist.
Wirf alle Entschuldigungen über Bord, die dich zermürben, und wenn du schon dabei bist, verzichte auch auf deine Einwände. Verliere keinen Gedanken daran, wer die Schuld trägt oder älter ist und somit eher respektiert werden sollte. Entschuldige dich bei den Menschen. Befreie dich von dieser Last und rette dich, bevor es zu spät ist. Lasst uns gemeinsam auf die Begegnung mit unserem Herrn vorbereiten, bevor der Engel des Todes zu uns kommt.