Die Besonderheit eines Spiegels ist die deutliche Abbildung von Dingen ohne Zu- oder Abnahme. Jeder, der ihn zu schätzen weiß, wird sich um seine Sauberkeit bemühen, damit er glänzt und leuchtet. Den Spiegel trifft keine Schuld, wenn derjenige, der in ihn blickt, seine Fehler wie unsaubere oder unordentliche Kleidung entdeckt, da er nur ein aufrichtiger Zeuge ist, der die Wahrheit spricht. Möglicherweise zürnt der Betrachter über das unvollkommene Abbild. Ihm bleibt aber, wenn er Verstand besitzt, nichts Anderes übrig als die Realität zu verbessern, um das Abbild zu verbessern. Manch Dummer mag diesen Spiegel umwerfen, ihn mit seiner Hand zerschlagen und ihn hierauf mit seinen Füßen treten. Diesem Dummen sagen wir: Du hast die Realität nicht verändert und hast sogar noch das Mittel verloren, mit dem du Makel und Schwäche entdecken kannst.
Der Haddsch ist ein Spiegel der Umma. Durch ihn wird ihr Abbild mit ihrem Guten und Schönen oder Hässlichen und Schlechten deutlich. Der Haddsch ist schließlich die Versammlung der Umma mit der größten Teilnehmerzahl und gewaltigsten Vielfalt. Ihre Teilnehmer sind die Führer und Gelehrten, Gebildeten und Literaten, Notabeln und Massen, Gemeinen und Einfachen, Männer und Frauen. Der Spiegel des Haddsch verdeutlicht im Allgemeinen zweifellos viele gute Dinge der Anbetungshandlung, Gleichstellung und Einigkeit. Auf Grund seiner Wahrhaftigkeit verdeutlicht er aber auch Abbilder der Mängel und Beispiele der Schwäche, die nicht mit jenen guten Dingen zusammenspielen, sondern ihnen möglicherweise sogar widersprechen oder zuwiderlaufen.
Dem Auge entgehen viele negative Dinge nicht. Du siehst in den zahlreichen Reihen Bilder von Mängeln in den Glaubensgrundlagen und Verbreitung von unislâmischen Neuerungen. Du bemerkst eine Unaufmerksamkeit in der Anbetungshandlung und ein Entfernen von der Demut. Dir verbergen sich nicht die Beispiele der Unwissenheit über die Religion und die Verwirrung über die Riten. Hinzu kommen die Bilder der kulturellen Unterentwicklung, extremen Nachlässigkeit hinsichtlich der Sauberkeit und Missachtung ihrer geringsten Erfordernisse, Übertretung und Nichtbeachtung der Gesundheitshinweise und Loslösen von der Ordnung mit Neigung zum Chaos. Dazu kommen vereinzelte Bilder von Schärfe im Umgang, Härte im Gedränge, Nervosität bei der Übertretung und Fanatismus hinsichtlich eines Volkes oder Landes oder zumindest Unwohlsein und Verschlossenheit gegenüber den Anderen.
All dies bedeutet nicht, dass es viele positive Dinge nicht gäbe. Aber gleichzeitig sollen wir nicht dieses Erscheinungsbild haben und den Spiegel nicht zerschlagen, sondern sollen ihm danken, da wir durch ihn die Krankheit erkannt haben. Jetzt bleibt nur noch das Heilmittel.
Ich beende diese Zeilen damit, dass das, was ich erwähnt habe, das Ausmaß der Mühen wiedergibt, die dafür aufgebracht werden, die Umma von der Spaltung zur Einheit, von der Erniedrigung zur Macht, von der Schwäche zur Stärke und von der Rückständigkeit zum Fortschritt zu wandeln. Zweifelsohne liegt die größte Verantwortung auf den Schultern der islâmischen Regierungen, deren Medien und deren Bildungssystem. Weiterhin gibt es die Gelehrten mit ihren Mühen in der Da'wa (einladender Aufruf zum Islâm), ihrer Bewahrung der islâmischen Glaubensgrundlagen, ihrem Folgen der Wahrheit, ihrer Ablehnung des Falschen, ihrem Kampf gegen die Ignoranz und ihrem Kampf gegen das Eindringen schlechter Ideen. Es gibt Mühen und Verpflichtungen, die von den Reichen und Finanzinstituten, und andere, die von den Intellektuellen und Literaten abhängen. Eine dritte Gruppe sind die Prediger der Kanzeln und die Schriftsteller. Ich denke nicht, dass ein Muslim frei von Verantwortung gegenüber der Umma ist. Es ist absolut angemessen, dass wir unseren Ruf an jedes Individuum dieser Umma allgemein und besonders an jeden Haddschi richten, ihre Verantwortung zu tragen, ihre Situation zu ändern und ihren Verpflichtungen nachzukommen, damit sich Allâhs Verheißung an ihnen erfüllt: „... Allâh ändert nicht, was in Leuten ist, bis sie ändern, was in ihnen selbst ist ...“ (Sûra 13:11).
Und Allâh ist Der, Den man um Hilfe bittet.