Einleitung
Die Anbetungshandlungen im Islâm verrichtet der Muslim als von Allâh erteilte Anordnungen, denen er sich zu ergeben und zu unterwerfen hat. Diese Anbetungshandlungen bergen weitere Bedeutungen wie die Bildung von gutem Charakter und gesellschaftlichem Nutzen in zahlreichen, edlen Formen, die der muslimischen Gesellschaft viel Gutes bringen.
Der Haddsch ist von wirtschaftlicher Seite her gesehen eine Handelssaison, wie er von religiöser Seite her gesehen eine Zeit der Anbetungshandlung ist. Es ist eine Pflicht, bei der sich Angelegenheiten des Diesseits und des Jenseits wie auch die unterschiedlichsten Glaubensgrundlagen treffen. Händler sehen in der Haddsch-Saison einen gefragten Markt. Es versammeln sich die Früchte aller Dinge dieser Welt an diesem sakrosankten Platz. Die Haddsch-Pilger kommen von überall her. Sie haben bei sich das Beste ihrer verstreuten Länder und vereinen es an dieser sakrosankten Stätte zu dieser einen Zeit. Es ist eine Handels- und Messesaison, ein jährlicher Weltmarkt. Und es ist eine Zeit der Anbetungshandlung, die die Seelen läutert, während sie die Nähe zu Allâh an Seinem sakrosankten Haus verspüren.
Dies wird hoffentlich eines Tages dazu beitragen, dass die islâmischen Länder eine hohe Stufe der Spezialisierung und Fertigung erreichen. Es findet ein Austausch islâmischer Waren statt, der eine islâmische Wirtschaftskraft auf Weltniveau erzeugt, so dass die Pilger nicht mehr einfache Überbringer westlicher oder östlicher Güter sind.
Der Haddsch ist also ein Weg zum Kennenlernen, Beratschlagen, Planen, Vereinen, Austausch von aktuellen islâmischen Gütern, Erfahrungen und Versuchen.
Dabei darf man natürlich nicht vergessen, dass dies keine Vergnügungsreise ist, auf der man seine Zeit, Kraft und sein Geld verschwendet. Vielmehr ist es eine Reise, auf der man den Glanz der Brüderlichkeit und die moralischen, gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Vorteile sowie den Nutzen erkennt.
Hier zeigen sich die grandiosen Ziele des Haddsch: Er ist das Befolgen einer islâmischen Pflicht, er stärkt den Glauben und erzieht und bietet eine Gelegenheit des Austauschs von Nutzen.
Die Weisheit hinter der Pflicht des Haddsch
Es besteht kein Zweifel, dass Allâh der Makellose seit der Erschaffung des Menschen in Seiner Weisheit und majestätischen Erhabenheit diesen reinen Platz in Makka ausgewählt hat, um ihm die besondere Stellung zu geben, die Er zuvor keinem Ort gegeben hat. Er hat es ausgewählt, der Platz für Sein sakrosanktes Haus zu sein, ein Ort der Versammlung und der Begegnung für alle Muslime der Erde. Für alle, denen Er die Gnade erwiesen hat, das altehrwürdige Haus, die Talbiya (oft zu wiederholende bestimmte Worte während des Haddsch) sprechend, anstreben zu können. Der Erhabene, sagt: „Wahrhaftig, das erste Haus, das für die Menschen errichtet wurde, ist gewiss dasjenige in Bakka als ein gesegnetes Haus und eine Rechtleitung für die Welten! Darin liegen dargelegte Zeichen, der Standort Abrahams! Und wer es betritt, ist sicher. Und der Menschen Pflicht gegenüber Allah ist der Haddsch zum Hause, wer den Weg dorthin ermöglichen kann. Und wer ein Islâm-Leugner ist, so ist Allâh wahrhaftig der Welten unbedürftig!“ (Sûra 3:96-97).
Wenn wir diese weise Aussage „Wahrhaftig, das erste Haus, das für die Menschen errichtet wurde“ lesen, scheint uns auch die Aussage dessen deutlich, der sagt, dass dieses Haus zum ersten Mal von den Engeln des Allerbarmers erbaut wurde. Denn der Ausdruck Menschen ist auf Adam und dessen Kinder bezogen. Dies bedeutet, dass dieses altehrwürdige Haus vor oder mit den ersten Menschen errichtet wurde.
Es wurde auch gesagt, dass dieser Vers eine Antwort Alâhs an die Juden sei, die behaupteten, die Aqsa-Moschee sei besser und gewaltiger als die Ka'ba, weil sie auf heiligem Boden erbaut und ein Ort der Niedersendung der Propheten sei.
Daraufhin verdeutlichte Allâh der Makellose mit diesem Vers die Stellung des sakrosankten Hauses in Makka, um sie und alle Menschen darauf hinzuweisen, dass dies das erste Haus ist,das für die Menschen gegründet wurde. Es ist das edelste Haus, das Er zur Anbetungshandlung bestimmt und zu einer „Rechtleitung für die Welten“ gemacht hat.
Aus dem Vers „... damit sie Zeuge von Vorteilen für sich werden...“ (Sûra 22:28) erkennen wir folgende Leitung unseres Herrn: Als Allâh der Erhabene den Haddsch in dem Vers „... damit sie Zeuge von Vorteilen für sich werden...“ angeordnet hatte, war man unterschiedlicher Meinung. Die Einen sahen darin den weltlichen Nutzen durch den Handel während des Haddsch. Die Anderen sahen den Nutzen für das Jenseits auf Grund der Vergebung und Gnade Allâhs. Dritte sahen den Nutzen in beiden Dingen, was dem Vers am nächsten kommt.
Ibn Al-Dschauzî schrieb in seinem Buch Zâd Al-Masîr: „Richtig ist, dass der Nutzen für das Diesseits und das Jenseits gemeinsam ist. Denn die Absicht liegt im Grunde nicht im Handel, sondern in der Verrichtung des Haddsch. Der Handel ist nur eine Folge daraus.“ Zitat Ende.
Abdulkarîm Al-Chatîb schreibt in seinem Werk At-Tafsîru-l-Qurânî: „Die Besucher des sakrosankten Hauses Allâhs haben zahlreiche Vorteile davon, die sich je nach dem Schicksal des Menschen unterscheiden. Der seelische Nutzen ist auf Grund der Erhabenheit und des Segens dieses Platzes umfangreich. Die Seele wird von dieser großartigen Versammlung, zu der die Menschen auf eine einzige, mittellose Weise in ihrer Haddsch-Kleidung versammelt werden, übermannt.“ Zitat Ende.
An-Nasafî beschrieb diese Pflicht gut, indem er sie mit dem Leben im Jenseits verglich: „Wenn der Haddsch-Pilger die Wüste betritt, hat er nur noch seine Ausrüstung und isst nur noch seinen Proviant. So ist es auch, wenn der Mensch den Strand des Lebens verlässt und sich auf das Meer des Todes begibt. Die Einsamkeit hilft nur dem, der in seinem Leben für seine Verabredung gearbeitet hat. Die Entfremdung erfreut nur den, dessen tägliche Wohltaten ihn erfreut haben.“