Rechtschaffene Kinder durch rechtschaffene Eltern
Grundsätzlich gilt: Wenn das Zuhause rechtschaffen ist, so sind es auch die Nachkommen. Und wenn die Eltern rechtschaffen sind, so sind es auch die Kinder.
Dies hat mehrere Gründe:
Erstens: Rechtschaffene Eltern bemühen sich eifrig um die Redlichkeit ihrer Kinder, aus Gehorsam gegenüber Allâh und Seinem Gesandten und um Allâh näher zu kommen. Für sie ist Erziehung eine gottesdienstliche Handlung und eine Annäherung an Allâh. Nachlässigkeit in der Erziehung ist Nachlässigkeit in der Pflicht, die Allâh ihnen auferlegt hat. Je mehr sie sich um die Rechtschaffenheit ihrer Kinder bemühen, desto mehr ist dies eine gottesdienstliche Handlung und ein Dschihâd (Anstrengung), den Allâh liebt, mit dem Er zufrieden ist und für den Er sie belohnt.
Zweitens: Rechtschaffene Eltern erkennen, dass ihre Kinder ihr Vermächtnis sind, die ihren Namen in Ehren halten und ihre Taten fortführen. Sie sind ein Stück Ewigkeit, das über den Tod hinausreicht, und ein beständiges Werk, das auch nach ihrem Ableben Früchte trägt. Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Wenn der Sohn Adams stirbt, so werden seine Taten unterbrochen, außer in drei Fällen: eine fortwährende Spende, Wissen, von dem Nutzen gezogen wird, und ein rechtschaffenes Kind, das für ihn betet“ (Muslim). Eltern bemühen sich also, ein solches rechtschaffenes Kind zu haben.
Drittens: Eltern werden das Haus mit den Mitteln der Rechtleitung füllen: dem edlen Qurân, nützlichen Büchern, interessanten Audioaufnahmen, sinnvollen Geschichten, Sitzungen des Gedenkens an Allâh (Dhikr) und so weiter.
Viertens: Sie werden das Haus vor den Ursachen der Verderbnis und des Untergangs schützen, wie z. B. verbotene Vergnügungen, Zeitverschwendung und Dinge, die die frommen Taten zunichte machen.
Fünftens: Gläubige Eltern setzen alles daran, ihre Kinder nach den Prinzipien des Islâm zu erziehen. Sie vermitteln ihnen die Grundlagen des Glaubens (Aqîda), korrigieren ihre gottesdienstlichen Handlungen, lehren sie den Qurân auswendig, machen sie mit den authentischen Überlieferungen des Propheten und seiner Lebensgeschichte vertraut. Sie erzählen ihnen von den Gefährten des Propheten, unterrichten sie über die Geschichte des Islâm und wecken in ihnen eine tiefe Liebe zu Allâh, Seinem Gesandten, der Religion und ihren Anhängern, so dass Allâh, Sein Gesandter und der Islâm ihnen lieber sind als alles andere. Darüber hinaus bemühen sie sich, in den Herzen ihrer Kinder moralische Werte und ein rechtschaffenes Handeln zu verankern.
Sechstens: Eltern üben eine ständige Wachsamkeit aus. Sobald Anzeichen von Verhaltensauffälligkeiten oder einer Abweichung von islâmischen Werten erkennbar sind, greifen sie korrigierend ein. So wird beispielsweise ein Sohn, der versucht, durch seine Kleidung, Frisur oder Sprache einem Sportler oder Schauspieler nachzueifern, zurechtgewiesen. Ebenso wird eine Tochter, die sich an Schauspielerinnen, Sängerinnen oder anderen öffentlichen Persönlichkeiten orientiert, deren Verhalten nicht den islâmischen Werten entspricht, korrigiert.
Siebtens: Von großer Bedeutung ist eine sorgfältige Auswahl positiver Vorbilder und die Vermittlung eines klaren Verständnisses davon, wer als Vorbild geeignet ist. Unser aller Vorbild ist der Prophet Muhammad (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken), gefolgt von den rechtschaffenen Gefährten, den vier rechtgeleiteten Kalifen, die zehn Paradiesverheißenen und anderen herausragenden Persönlichkeiten der frühen islâmischen Geschichte, wie den Teilnehmern von Badr und Hudaibiya. Frauen sollten sich an den Müttern der Gläubigen, den Frauen der Gefährten und anderen frommen Frauen und ihren Lebensprinzipien orientieren. Sportler, Schauspieler, Sänger oder Models sind keine geeigneten Vorbilder für Muslime.
Achtens: Die Kinder vor dem Verzehr von Harâm (Verbotenem) bewahren: Ein rechtschaffener Vater tut alles dafür, dass in seinen Haushalt kein Harâm-Geld einfließt: Er lehnt jegliche Form von Harâmeinnahmen ab, sei es Zinsnahme, Ausbeutung von Arbeitnehmern, Bestechung, Betrug oder andere unrechtmäßige Gewinne. Denn er weiß, dass unreines Geld die Seele vergiftet und zu einem verderbten Charakter führt. Es heißt: „Jeder Körper, der von unreinem (Vermögen) genährt wurde, dem steht das Feuer eher zu.“
Allâh ist gut und nimmt nur Gutes an. Das Paradies ist der Ort der Guten, und nur Gute werden es betreten. Das Erlaubte reinigt seine Besitzer und segnet sie. Ismâ‘îl ibn Ibrâhîm, der Vater von Imâm Al-Buchârî, sagte: „Bei Allâh, ich weiß nicht, ob ich jemals einen Harâm-Dirham oder einen Dirham, an dem Zweifel besteht, zu meiner Familie gebracht habe.“
Diese tiefe Gottesfurcht war der Grundstein für das Leben seines Sohnes Muhammad ibn Ismâ‘îl ibn Ibrâhîm Al-Buchârî: Imâm der Welt, Zierde der Hadîth-Gelehrten, Berg an Wissen und Meister der akribischen Hadîth-Sammler. Niemand hat seinesgleichen gesehen, nicht einmal er selbst. Er ist der Autor des authentischsten Werkes nach dem edlen Qurân. Er gilt als größter Hadîthexperte aller Zeiten.
Neuntens: Eltern sind die ersten und wichtigsten Vorbilder für ihre Kinder. Nachahmung ist eine wichtige, nützliche und effektive Erziehungsmethode. Kinder lernen durch Nachahmung und orientieren sich in ihren ersten Lebensjahren stark an ihren Eltern. Sie sehen in ihnen eine Quelle des Wissens, der Werte und des richtigen Verhaltens. Wenn Kinder ihre Eltern beten oder den Qurân lesen sehen, ahmen sie sie instinktiv nach, ohne die tieferen Bedeutungen vollends zu verstehen. Das gilt für alles, was sie hören, für jedes Wort und jede Bewegung. Dieses natürliche Bedürfnis nach Imitation macht Eltern zu den wichtigsten Erziehern, denn Kinder übernehmen unbewusst die Rechtschaffenheit, die charakterlichen Züge, Werte, Verhaltensweisen, gottesdienstlichen Handlungen und Gewohnheiten ihrer Eltern.
Genauso wie die positiven Eigenschaften der Eltern, wie Rechtschaffenheit und Tugendhaftigkeit, auf ihre Kinder übertragen werden, so übertragen sich auch negative Eigenschaften wie Verderbtheit, schlechte Charakterzüge und unangemessene Verhaltensweisen. Der entscheidende Faktor bei der Vorbildfunktion ist das Handeln, nicht das Reden. Selbst wenn ein Vater seine Kinder zu gutem Verhalten anleitet, aber im eigenen Leben schlechte Beispiele gibt, werden die Kinder eher sein Verhalten als seine Worte nachahmen. Eltern müssen daher darauf achten, dass ihre Taten mit ihren Worten übereinstimmen. Allâh sagt: „O ihr, die ihr glaubt, warum sagt ihr, was ihr nicht tut?“ (Sûra 61:2). „Befiehlt ihr den Menschen das Gute und vergesst dabei euch selbst?“ (Sûra 2:44). Es ist widersprüchlich, seinem Kind das rituelle Gebet anzuordnen, während man selbst diese Pflicht vernachlässigt. Ebenso wenig wird ein Kind auf das Rauchverbot hören oder die Gefahren des Rauchens ernstnehmen, wenn es sieht, dass die Eltern selbst rauchen.
In einem arabischen Gedicht heißt es: „O Mensch, der andere belehrt, warum belehrst du nicht dich selbst? Verbiete keine schlechten Taten, wenn du sie selbst begehst. Es ist eine große Schande für dich, wenn du so handelst. Fang bei dir selbst an und halte sie (deine Triebseele) vom Schlechten ab! Und wenn sie davon ablässt, dann bist du großartig. Dann werden deine Worte angenommen und befolgt, und deine Lehren werden nützlich sein.“
Zehntens: Allâhs Schutz für die Kinder der Rechtschaffenen: Allâh belohnt die Rechtschaffenen für ihre Rechtschaffenheit, indem Er ihre Kinder beschützt. Wenn der Vater seinen Herrn fürchtet, Seine Gebote und Verbote einhält, an seiner Religion festhält und auf dem Weg des Gehorsams standhaft bleibt, so wird Allâh ihn in seiner Religion, seinem Vermögen, seiner Familie und seinen Kindern schützen, als gerechte Belohnung.
Die Geschichte von Mûsâ und Al-Chidr ist ein Beweis für diese Bedeutung. Sie richteten eine Mauer wieder auf, die einzustürzen drohte. Der Grund dafür war: „Was aber die Mauer angeht, so gehörte sie zwei Waisenjungen in der Stadt, und unter ihr befand sich ein für sie bestimmter Schatz. Ihr Vater war rechtschaffen, und da wollte dein Herr, dass sie (erst) ihre Vollreife erlangen und (dann) ihren Schatz hervorholen – aus Barmherzigkeit von deinem Herrn“ (Sûra 18:82).
Siehst du, wie Allâh zwei Seiner größten Vertrauten sendet, um das Vermögen von zwei kleinen Waisen zu schützen? Dies geschah nur, weil ihr Vater ein rechtschaffener Mann war, der Allâh fürchtete, und so gelangte Allâhs Schutz über ihn zu seinen Kindern.
Umar ibn Abdulazîz sagte: „Es stirbt kein Gläubiger, ohne dass Allâh durch ihn seine Nachkommen und die Nachkommen seiner Nachkommen beschützt.“ Ibn Al-Munkadir sagte: „Wahrlich, Allâh beschützt durch den rechtschaffenen Mann seine Kinder, die Kinder seiner Kinder und sein Umfeld um ihn. Sie bleiben unter Allâhs Schutz und Abschirmung.“
Sa‘îd ibn Al-Musayyib sagte zu seinem Sohn: „Ich werde meine Gebete für dich vermehren, in der Hoffnung, dass du dadurch beschützt wirst.“ Dann rezitierte er: „Ihr Vater war rechtschaffen.“
Wie schön und vollkommen doch Allâhs Wort ist: „Und diejenigen sollen sich fürchten, die, wenn sie schwache Nachkommenschaft hinterließen, um sie bangen würden; darum sollen sie sich vor Allâh hüten und treffende Worte sagen.“ (Sûra 4:9).
O Allâh, mache uns und unsere Nachkommen zu rechtschaffenen Dienern und schenke uns in ihnen einen Trost für unsere Augen, sowohl in diesem Leben als auch im Jenseits!