5. Iss mit der rechten Hand
Wie oben beschrieben, muss ein Muslim mit der rechten Hand essen (selbst wenn man Linkshänder ist) und das Essen mit der linken Hand komplett vermeiden. Es war die Gepflogenheit des Propheten (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken), alle Handlungen mit rechts zu beginnen. Âischa überlieferte: „Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) liebte es mit rechts zu beginnen, wenn er sich die Sandalen anzog, sich kämmte, sich wusch und in all seinen anderen Angelegenheiten“ (Al-Buchârî).
Das Essen mit der rechten Hand ist eine Gewohnheit, die in muslimischen Familien auf der ganzen Welt gepflegt wird. Es ist durchaus möglich, dass dies eine nur von Muslimen gewissenhaft praktizierte Gepflogenheit ist. Dschâbir ibn Abdullâh berichtete, dass der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) mit der linken Hand zu essen untersagt hat (Muwatta und Muslim).
6. Iss von dem, was dir am nächsten ist
Es ist von der Sunna, von dem zu nehmen, was direkt vor einem steht, und nicht nach dem zu greifen, was sich vor anderen befindet. Hierbei handelt es sich um eine über alle Kulturen hinweg verbreitete Anstandsregel. Über den Teller oder den Tisch zu greifen ist ein Zeichen für äußerst schlechte Tischmanieren. Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte uns: „Iss von dem, was dir am nächsten ist.“ Das hat natürlich auch eine spirituelle Dimension. Ibn Abbâs überlieferte, dass der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Wahrlich, der Segen steigt zur Mitte des Essens herab, also esst vom Rand und nicht von der Mitte“ (Abû Dâwûd und At-Tirmidhî).
7. Iss mit drei Fingern
Wer unter uns die traditionelle Vorgehensweise beibehalten möchte, direkt mit den Händen zu essen, so hat der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) auch mit seinen Händen gegessen. Wie von Ahmad überliefert entspricht es der Sunna, mit den Fingerspitzen (Daumen, Zeige- und Mittelfinger) zu essen, um Verunreinigung zu minimieren und langsamer und in kleinen Häppchen zu essen. Die Gelehrten sind sich aber einig, dass das Essen mit Besteck zulässig ist.
8. Iss nicht im Liegen
Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Ich esse nicht, während ich mich anlehne“ (Al-Buchârî). Dies scheint ein grundlegendes Gebot des Benehmens zu sein. Wer guten Anstand zeigen will, für den gibt es kein Liegen, bei dem uns wie bei den Römern Trauben in den Mund fallen. Außerdem besteht dabei eine hohe Erstickungsgefahr. Fernsehen und andere elektronische Geräte haben leider dieses anstößige Verhalten überhandnehmen lassen.
Nach der Definition von einigen Gelehrten beinhaltet das Sich-Anlehnen auch das Sitzen mit dem Rücken an ein Kissen. Der Gelehrte Sulaiman Al-Chattâbî meint, eine bequeme Sitzhaltung deute auf die Absicht hin, sich dem Essen im Übermaß hinzugeben.
9. Umgang mit dem, was auf den Boden fällt
Anas (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) überlieferte, dass der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Wenn einer von euch ein Stück (Essen) fallen lässt, dann soll er Störendes (vom Schmutz der Erde, AdÜ) entfernen und es essen, und es nicht dem Satan überlassen“ (Muslim).
10. Sei Allâh nach dem Essen dankbar
Ähnlich wie wir das Essen mit Allâhs Namen beginnen, so beenden wir unsere Mahlzeit, danken und loben Ihn für die Nahrung, welche Er uns zur Verfügung gestellt hat. Dies bringt einige Vorzüge mit sich. Anas ibn Mâlik (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) überlieferte, dass der Gesandte Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Allâh hat Wohlgefallen an dem Diener, der isst oder trinkt und Ihm dafür dankt” (Muslim). Ibn Abbâs (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) überlieferte, dass Allâhs Gesandter (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Wen Allâh mit Essen speist, der soll sagen: ‚O Allâh, gewähre uns darin Segen und speise uns mit besserem als diesem.‘ Und wen Allâh mit Milch tränkt, der soll sagen: ‚O Allâh, gewähre uns Segen darin und gib uns mehr davon‘“ (At-Tirmidhî). Wenn der Prophet mit dem Essen fertig war, pflegte er zu sagen: „Lob gebührt Allâh, viel gutes und segenvolles Lob, ohne es zurückzuweisen, noch abzulehnen, noch zu entbehren, o unser Herr“ (Al-Buchârî). Die Überlieferungen zu diesem Thema sind zahlreich. Man sollte sich jedoch davor hüten, schwache Überlieferungen zu verwenden – am besten lässt man sie ganz weg, denn es gibt viele authentische Hadîthe. Viele wissen zum Beispiel nicht, dass der folgende Hadîth schwach ist: Nach dieser Überlieferung habe der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) angeblich nach dem Essen gesagt: „Alles Lob gebührt Allâh, der uns gespeist, getränkt und uns zu Muslimen gemacht hat“ (At-Tirmidhî).
11. Wasche deine Hände nach dem Essen
Während die Sunna nur vom Gebrauch von Wasser zum Händewaschen und vom Miswâk (Zahnputzholz) zum Reinigen des Mundes spricht, was zu jener Zeit verfügbar war, erläutert der Gelehrte Ibn Ruslan, wie in Tuhfa Al-Ahwadhî von Al-Mubârakfûrî erwähnt, dass die Verwendung von Seife zum Händewaschen vorzuziehen sei, da dies die Sunna in diesem Fall besser erfülle.
12. Spüle den Mund nach dem Essen aus
Das Ausspülen des Mundes nach dem Essen ist sehr empfehlenswert (mustahabb). Suwaid ibn An-Nu’mân berichtet: „Wir zogen mit dem Gesandten Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) nach Chaibar. Als wir in As-Sahbâ ankamen, ließ der Prophet das Essen bringen. Es bestand nur aus Mehlbrei. Nachdem wir davon gegessen hatten, stand er zum Gebet auf und spülte seinen Mund. Wir (verfuhren gleichermaßen und) spülten den Mund“ (Al-Buchârî).
13. Sprich ein Bittgebet für den Gastgeber
Anas ibn Mâlik berichtete, dass der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) Sa‘d ibn Ubâda besuchte, der dem Propheten Brot und Öl servierte. Nachdem der Prophet gegessen hatte, sagte er: „Mögen die Fastenden bei euch das Fasten brechen, die Rechtschaffenen eure Speisen zu sich nehmen und die Engel für euch beten“ (Abû Dâwûd). Imâm Muslim überlieferte einen ähnlichen Hadîth. In diesem lehrt der Prophet Muhammad seinen Gefährten für jemanden zu beten, der sie zu einer Mahlzeit einlud: „O Allâh, gewähre ihnen Segen in dem, womit du sie versorgt hast, vergib ihnen und sei ihnen barmherzig.“
14. Bemängele das Essen nicht
Abû Huraira sagte: „Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) hat das Essen niemals bemängelt. Wenn es ihm gefiel, aß er es, und wenn es ihm nicht gefiel, ließ er es stehen“ (Al-Buchârî). Abgesehen von der groben Missachtung der Gefühle des Kochs, kann das, was dir nicht gefällt, auf jemand anderen appetitlich wirken. Imâm An-Nawawî sagte hierzu: „Es mag sein, dass jemand etwas nicht mag, während ein anderer daran Gefallen findet, denn jedes nach der Scharîa erlaubte Essen ist frei von Mängeln.“
15. Iss nicht zu viel
Es gehört zu den guten Umgangsformen, eine gesunde Enthaltsamkeit zu pflegen und beim Essen nicht zu übertreiben. Der Qurân erlaubt uns zwar nach Herzenslust zu essen, doch warnt er uns davor, im Übermaß davon einzunehmen. Allâh liebt die Maßlosen nicht (s. Sûra 7:31).
Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Der Mensch füllt kein schlimmeres Gefäß als den eigenen Magen. Dem Sohn Adams genügen einige (wenige) Bissen, um ihn am Leben zu erhalten. Doch wenn es unbedingt sein soll, dann sollte er ein Drittel (des Magens) für das Essen, ein Drittel für das Trinken und ein Drittel für das Atmen lassen” (At-Tirmidhî).