Islam Web

  1. Ramadan
  2. Idealer Muslim

Der Mahner Allâhs im Herzen – Teil 2

Der Mahner Allâhs im Herzen – Teil 2

Das Gewissen drängt einen Menschen dazu, sich in allen Lagen zur Rechenschaft zu ziehen. Bevor er eine bestimmte Handlung ausführt, fragt er sich selbst, um sicherzustellen, dass er sie rein um Allâhs willen ausführt und nicht, um Lob und Bewunderung der Menschen zu erlangen. Al-Hasan Al-Basrî (Allâh erbarme sich seiner) sagte: „Wann immer einer von den frommen Vorfahren für wohltätige Zwecke spenden wollte, prüfte er zuerst seine Absicht; war die Absicht ausschließlich für Allâh, fuhr er damit fort.“ Er sagte auch: „Möge Allâh mit einem Diener barmherzig sein, der seine Absicht überprüft; wenn das, was er beabsichtigt, für Allâh ist, macht er weiter. Andernfalls hält er inne.“

Außerdem zieht er sich auch während und nach der Ausführung einer bestimmten Handlung zur Rechenschaft. Er fühlt sich verantwortlich für jede Vernachlässigung der von ihm vollzogenen Anbetungshandlungen und für jede Tat, die er besser hätte lassen sollen. Auch das Übertreten von Verboten setzt ihm zu. Begeht er welche, eilt er zur Reue, sucht Vergebung und vollbringt gute Taten, die Sünden auslöschen. Allâh der Erhabene tilgt die schlechten Taten mit den guten. Er der Allmächtige sagt: „Und verrichte das Gebet an beiden Enden des Tages und in Stunden der Nacht. Die guten Taten lassen die bösen Taten vergehen. Das ist eine Ermahnung für diejenigen, die (Allâhs) gedenken“ (Sûra 11:114).

Diese Wachsamkeit des Mahners im Herzen ist ein Merkmal des Gläubigen. Al-Hasan Al-Basrî (Allâh erbarme sich seiner) sagte: „Ein Gläubiger wacht über sich selbst und zieht sich selbst um Allahs willen zur Rechenschaft. Die Abrechnung am Tag der Auferstehung wird denjenigen, die sich im Diesseits ständig zur Rechenschaft gezogen haben, leicht gemacht. Für jene, die im Diesseits gelebt haben, ohne jemals ihr Gewissen zu prüfen und sich selbst zur Verantwortung zu ziehen, wird die Abrechnung am Tag der Auferstehung schwierig verlaufen.“ Er sagte auch: „Der Qurân bewahrt die Gläubigen vor ihrer eigenen Zerstörung. Der Gläubige ist in diesem Leben wie ein Gefangener, der sich zu befreien versucht. Er fühlt sich niemals sicher, bis er Allâh den Erhabenen trifft. Der Mu’min weiß, dass er zur Rechenschaft gezogen wird für alles, was er sieht, hört, spricht oder tut.“

Es ist der innere Warner, der den Gläubigen über seine guten Taten erfreuen und über seine schlechten Taten betrübt sein lässt. Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Wenn dich deine schlechte Tat betrübt und deine gute Tat dich glücklich macht, bist du ein Gläubiger.“

Das Gewissen hält dazu an, das eigene Verhalten zu verbessern und das Ego zu überprüfen, damit es nicht von Begierden und Gelüsten beherrscht wird, die sonst dazu verleiten, etwas zu tun, was den Menschen im Diesseits und Jenseits entehrt. Die Läuterung und Erziehung des Gewissens ist das, was einen wahren Menschen auszeichnet. Dadurch wird das Ego vom Bösen gelöst und mit dem Guten verbunden. Ein solcher Mensch gibt sich mit Schuldgefühlen nicht zufrieden. Vielmehr strebt er danach, den wahren Weg zu gehen und seine Beziehung zu Allâh und den Mitmenschen durch Gottesfurcht zu bestimmen. Der beste Weg, diesen inneren Mahner zu pflegen, besteht darin, den Glauben zu stärken, was keine leichte Aufgabe ist.

Der Bau von Fabriken, Schulen, Staudämmen und Einrichtungen ist leicht und machbar. Geht es aber um die Kultivierung eines Menschen, wird es schon schwieriger. Ein idealer Mensch sollte sein Ego und seine Sehnsüchte selbst in der Hand haben und in der Lage sein, sowohl zu geben als auch zu nehmen: also jemand sein, der seine Pflichten so ernsthaft erfüllt, wie er seine Rechte einfordert; jemand, der die Wahrheit kennt, an sie glaubt und sie verteidigt. So jemand kennt das Gute und er wünscht für andere das, was er für sich selbst wünscht. Solch einer übernimmt Verantwortung, kämpft gegen Korruption, gebietet das Gute, verbietet das Schlechte und opfert sich selbst und sein Vermögen um der Wahrheit willen. Einen solchen Menschen zu erziehen ist schwierig. Doch der Glaube bewirkt Wunder. Er lässt den Menschen positive Grundsätze annehmen, ungeachtet der damit verbundenen Kosten, Pflichten, Opfer und Nöte. Der Glaube ist es, der einen Menschen komplett verändert: Ziele, Methoden, Orientierung, Verhalten, Vorlieben und Normen werden neu definiert. Vergleicht man das frühere Leben eines Menschen mit dem Leben nach seinem Übertritt zum Islâm, stellt man fest, dass Welten dazwischen liegen. Name, Abstammung und Aussehen mögen gleich sein, doch das Verhalten hat sich grundlegend verändert!
 

Verwandte Artikel