Umair ibn Sa’d ibn Ubaid Al-Ansarî , der dem Gesandten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) den Treueid leistete, als er noch ein Junge war. Sein Vater ist der edle Gefährte Sa’d Al-Qâri .
Seitdem Umair den Islâm angenommen hatte, war er Allâh dem Gepriesenen gegenüber ein gehorsamer anbetend Dienender. Beim Gebet sowie beim bewaffneten Kampf fand man ihn in den ersten Reihen, sonst zog er sich in sein Haus zurück, wo niemand von ihm hörte und wo man ihn selten zu sehen bekam. Er war für seine Entsagung auf physischer und spiritueller Ebene und für seine Frömmigkeit bekannt sowie aufrichtig, ruhig und von guten Eigenschaften. Zudem war er von strahlendem Aussehen. Die Gefährten liebten ihn und mochten seine Gesellschaft.
Eines Tages hörte Umair seinen Stiefvater Al-Dschulâs ibn Suwaid, der ihm wie ein Vater war und sich um ihn kümmerte, sagen: "Falls das, was Muhammad gebracht hat, wahr ist, sind wir noch schlimmer als die Esel." Da wurde der Junge sehr wütend, und sein Herz füllte sich mit Zorn und Verwirrung, dann sagte er zu Al-Dschulâs: "O Dschulâs, bei Allah, du gehörst zu den von mir geliebtesten Menschen und zu denjenigen, denen ich viel verdanke! Es fällt mir sehr schwer, dass dir etwas Schlechtes widerfährt. Du hast jetzt aber etwas gesagt, das dir schadet, falls ich es verbreite, und falls ich schweige, verliere ich meine Religion. Die Pflichten der Religion haben aber mehr Anrecht, erfüllt zu werden, daher werde ich dem Propheten mitteilen, was du gesagt hast."
Da sagte Al-Dschulâs zu ihm: "O mein lieber Sohn, halte es geheim!" Der Junge entgegnete: "Nein, bei Allâh, ich werde es nicht tun!" Er machte sich dann auf den Weg zum Gesandten Allâhs (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) und sagte dabei: "Ich werde es dem Propheten mitteilen, bevor die Offenbarung herabgesandt wird und mich zu einem Teilnehmer an deiner Sünde macht." Als er bei dem Gesandten Allâhs (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) angekommen war, erzählte er ihm, was Al-Dschulâs gesagt hatte. Da ließ der Gesandte Al-Dschulâs holen, und als dieser gekommen war, erzählte ihm der Gesandte, was der Junge erwähnt hatte. Al-Dschulâs aber leugnete dies und schwor bei Allâh, dass er es nicht gesagt habe.
Allâh offenbarte dann Qurân-Verse, die die Wahrhaftigkeit des Jungen bewiesen, Al-Dschulâs bloßstellten und das Ansehen des Jungen beim Gesandten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) wahrten. Allâh der Erhabene sagt: "Sie schwören bei Allâh, sie hätten (es) nicht gesagt. Aber sie haben ja das Wort des Unglaubens gesagt und sind, nachdem sie den Islâm (angenommen) hatten, ungläubig geworden. Sie hatten vor (, das auszuführen), was sie (doch) nicht erreicht haben. Und sie grollten darüber nur, dass Allâh - und (auch) Sein Gesandter - sie von Seiner Huld reich gemacht hat. Wenn sie nun bereuen, ist es besser für sie. Wenn sie sich aber abkehren, wird Allâh sie mit einer schmerzhaften Strafe im Diesseits und Jenseits strafen, und sie werden auf der Erde weder Schutzherrn noch Helfer haben." (Sûra 9:74). Al-Dschulâs gestand dann, was der Junge gesagt hatte, entschuldigte sich für seine große Sünde, wandte sich Allâh reumütig zu und wurde ein guter Muslim. Danach hörte der Junge von ihm nichts Schlechtes mehr. Der Gesandte griff dann den Jungen an dessen Ohr und sagte: "O Junge, die Ohren sind getreu und dein Herr erklärte dich für wahrhaftig!" (Überliefert von Abdu-r-Razzâq).
So lebte Umair weiter bis zur Regierungszeit von Al-Fârûq Umar ibn Al-Chattâb . Damals begann dieser, die Gouverneure und Emire gemäß seinen eigenen Grundsätzen zu wählen, die er in seinen berühmten Worten wie folgt ausdrückte: "Ich möchte jemanden, den man für einen Führer unter den Menschen halten kann, obwohl er keiner ist; und den man für einen normalen Menschen halten kann, wenn er ihr Führer ist. Ich möchte einen Gouverneur, der sich von den Menschen weder in der Bekleidung noch im Essen noch im Wohnen unterscheidet, der die Leute im Gebet führt, unter ihnen gerecht urteilt, sie gerecht behandelt und sich nicht von ihren Bedürfnissen abschirmt." Auf dieser Grundlage wählte Umar ibn Al-Chattâb den Umair zum Gouverneur der Stadt Homs. Umair versuchte dies abzulehnen, aber Umar ibn Al-Chattâb bestand auf dessen Ernennung.
Umair reiste nach Homs und blieb dort ein ganzes Jahr, ohne jeglichen Kontakt mit dem Emir der Gläubigen in Madîna aufzunehmen. Da ließ Umar ihn zu sich kommen. Als Umair in Madîna ankam, sahen ihm die Menschen die Spuren der langen Reise an. Er trug auf seinen Schultern einen Reisesack, eine Holzschüssel (als Essbehälter) sowie einen kleinen Wasserbehälter und ging vor Ermüdung sehr langsam. Als er beim Emir der Gläubigen Umar ibn Al-Chattâb angekommen war, sagte er: "Friede sei mit dir, o Emir der Gläubigen!" Umar erwiderte ihm den Friedensgruß und fragte: "Was ist mit dir Umair?" Umair antwortete: "Wie du selbst siehst. Siehst du nicht, dass ich gesund und rein bin und dass ich die ganze Welt besitze?" Umar fragte: "Und was hast du denn?" Umair antwortete: "Ich habe meinen Reisesack für meinen Vorrat, meine Holzschüssel, aus der ich esse und meinen Kopf wasche, meinen Wasserbeutel, in dem ich das Wasser zur Gebetswaschung und zum Trinken bewahre, und einen Stock, worauf ich mich stütze und womit ich gegen Feinde kämpfe, falls es solche gibt. Bei Allah, die ganze Welt ist meinen Gegenständen untergeordnet!" Umar fragte dann: "Bist du zu Fuß gekommen?" Umair bejahte dies. Da fragte Umar: "Hast du niemanden gefunden, der dir ein Reittier zum Reiten gibt?" Umair sagte: "Niemand hat es gemacht, und ich habe niemanden darum gebeten." Dann fragte Umar: "Und was hast du mit dem gemacht, was wir dir anvertraut haben?" Umair sagte: "Ich bin in jenem Land, in das du mich geschickt hast, angekommen und habe dort die Rechtschaffenen unter den Einwohnern gesammelt und diese beauftragt, die Almosen einzusammeln. Als sie damit fertig waren, habe ich die Almosen verteilt, Wäre etwas davon übrig geblieben, so hätte ich es dir mitgebracht." Umar fragte: "Hast du uns nichts mitgebracht?" Als Umair verneint hatte, rief Umar stolz und glücklich: "Verlängert für Umair seinen Auftrag!" Aber Umair lehnte ab und sagte voller Entsagung: "Diese Tage sind vorbei. Ich werde weder für dich noch für jemand anderen arbeiten."
Was für eine Art Mensch war Umair ibn Sa’d? Die Gefährten haben ihn zu Recht als einzig in seiner Art bezeichnet. Umar hatte auch Recht, als er sagte: "Ich wünschte, es gäbe Menschen wie Umair ibn Sa’d, die mir bei der Führung der Angelegenheiten der Muslime helfen."
Umair war sich der Verantwortung der Herrschaft bewusst und bestimmte als Gouverneur von Homs die Pflichten eines muslimischen Herrschers, als er vor den Einwohnern von Homs eine Rede hielt und sagte: "Der Islâm hat eine wohl befestigte Schutzwand und eine starke Tür. Die Schutzwand des Islâm ist die Gerechtigkeit und seine Tür ist die Wahrheit. Wenn die Wand einstürzt und die Tür zerstört ist, wird der Islâm besiegt. Der Islâm bleibt uneinnehmbar, solange die Herrschaft stark ist. Die Stärke der Herrschaft bedeutet aber nicht, mit dem Schwert zu töten oder mit der Peitsche zu schlagen, sondern nach der Wahrheit zu urteilen und gerecht zu strafen." Umair ibn Sa’d blieb in Syrien, bis er dort in der Regierungszeit von Umar oder von Uthmân verstarb.