Allâhs Liebe für Sittsamkeit
Es ist überliefert, dass der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Wahrhaftig, Allâh der Erhabene ist sittsam und verbergend (Sittîr) und Er liebt Sittsamkeit und das Verdecken. Wenn also jemand von euch badet, dann soll er sich (vor Blicken) abschirmen!" (Überliefert von Abû Dâwûd, An-Nasâî, Al-Baihaqî und Ahmad)
Al-Mubarakfûrî () sagte: „Die Aussage [des Propheten] (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) »Allâh ist sittsam« bedeutet, dass Er in der Praxis sittsam ist oder viel Sittsamkeit zeigt. Allâh mit der Eigenschaft der Sittsamkeit zu beschreiben, muss in einer Weise verstanden werden, die sich für Allâh ziemt, genauso wie bei all Seinen anderen Eigenschaften. Wir glauben an sie, befassen uns jedoch nicht eingehend mit dem »Wie?«." (Tuhfat Al-Ahwâdhi, Erläuterung zu Dschami At-Tirmidhî 9/544)
Imâm Ibn Al-Qayyim Al-Dschauziyya () sagte: „… Wer eine Eigenschaft besitzt, die einer Eigenschaft Allâhs ähnelt, den wird diese Eigenschaft zu Allâh führen und ihn der Barmherzigkeit Allâhs näher bringen und ihn bei Allâh beliebt machen. Denn Allâh ist allbarmherzig und Er liebt den Barmherzigen. Er ist höchstgroßzügig und Er liebt den Großzügigen. Er ist allwissend und er liebt den Kenntnisreichen. Er ist stark und Er liebt den starken Gläubigen – der Ihm lieber ist als der schwache Gläubige. Er ist sittsam und er liebt sittsame Menschen. Er ist schön und Er liebt schöne Menschen. Er ist Einzeln (witr; wörtl.: ungerade Zahl; d.Ü.) und Er liebt Menschen, die das Witr-Gebet (Gebet mit einer ungeraden Anzahl von Gebetseinheiten) verrichten." (Al-Dschawâb Al-Kâfi S.77)
Wer verdient unsere Sittsamkeit?
Ein Mensch sollte Allâh dem Allmächtigen und Erhabenen, den Engeln und sich selbst gegenüber sittsam sein. Wer gegenüber den Menschen sittsam ist, jedoch nicht gegenüber sich selbst, der hat sich selbst herabgesetzt, da er sich nicht als seiner eigenen Sittsamkeit würdig betrachtet. Wer sich selbst gegenüber sittsam ist, jedoch nicht gegenüber Allâh, der kennt Allâh den Allmächtigen und Erhabenen nicht richtig. Deshalb sagte der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) zu einem Mann, den er beriet: „Ich rate dir, Allâh gegenüber Scham zu besitzen, so wie du dich vor einem Mann deines Volkes [in dessen Anwesenheit] schämen würdest." (Überliefert von Ahmad)
Mit den Worten Allâhs des Allmächtigen und Erhabenen: „Weiß er denn nicht, dass Allâh sieht?“ (Sûra 96:14). Dies enthält eine unausgesprochene Warnung für den anbetend Dienenden: Wenn er weiß, dass Allâh ihn sieht, dann sollte er sich schämen Sünden zu begehen. Wer weiß, dass der Eine, den er anbetet, seine Anbetung beobachtet, der wird eher dazu neigen, diese äußerlich mit demütiger Ehrfurcht und innerlich mit Aufrichtigkeit und geistiger Anwesenheit zu schmücken. Gewiss kennt Allâh die heimlichen Blicke der Augen und das, was das Herz verbirgt.
Der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) hat Sittsamkeit zu einer Norm und zu einem Maßstab für die Handlungen eines Menschen gemacht. Nuwâs ibn Sam'ân berichtete, dass er den Gesandten Allâhs (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) nach Rechtschaffenheit und Fehlverhalten fragte. Darauf antwortete er (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken): „Rechtschaffenheit ist guter Charakter und Frevel ist, was Unruhe im Herzen verursacht*, und von dem du nicht willst, dass die Leute [es] sehen." (Überliefert von Muslim)
[* Anmerkung des Autors: Das bedeutet, dass ein Gefühl der Abneigung oder des Unbehagens (in der Brust) besteht. Wenn dies im Herzen geschieht, dann sind dies der Zweifel und die Angst davor, dass die Tat sündig ist.]
Einer der Bereiche, in denen Sittsamkeit (das heißt Schamhaftigkeit) vermieden werden sollte, ist beim Streben nach Wissen und beim Erziehen. Ali sagte: „Jemand der kein Wissen besitzt, sollte sich nicht schämen zu fragen, bis er über Wissen verfügt, und jemand, der nach einer Sache gefragt wird, von der er nichts weiß, sollte sich nicht schämen »Ich weiß es nicht« zu sagen!“ Al-Buchârî berichtete, dass Mudschâhid sagte: „Derjenige, der schüchtern oder hochmütig ist, erlangt kein Wissen.“ Âischa sagte: „Wie großartig die Frauen der Ansâr (die den aus Makka Ausgewanderten in Madîna helfenden Ansässigen) waren! Ihre Sittsamkeit hielt sie nicht davon ab, nach Wissen über ihre Religion zu streben." (Fath Al-Bâri, Erläuterung von Sahîh Al-Buchârî von Ibn Hadschar Al-Asqalâni)