Aufrichtigkeit ist wichtig. Die Offenbarungstexte bestätigen es und die aktuellen Ereignisse bezeugen es. Sie ist bei jeder Tat, wie immer diese auch aussieht, von Bedeutung, damit deren Mühe nicht umsonst wird. Wie viele Taten erfüllen denn genau die Bedingungen ihres scheinbaren Erfolges, verblassen jedoch kurz darauf? Wie viel Mühe wird aufgewandt, ohne eine Wirkung zu erzielen, als wäre sie gar nicht aufgewandt worden?
Taten entsprechen ihren Absichten, je nach dem werden sie angenommen, sind sie erfolgreich, zeigen sie Wirkung, sind sie von Dauer und fruchtbar. Meiner Meinung nach ist dies das Kennzeichen der großen Imâme und Reformatoren. Sprich, die Stärke ihrer Aufrichtigkeit und die Kraft ihrer Hingabe bei ihren Taten. So erlangten sie Akzeptanz bei Allâh und bei Seinen Geschöpfen. Ihre Anstrengungen fruchteten und erblühten und Allâh segnete sie und war mit ihnen zufrieden. Über Imâm Mâlik () wurde von dessen Schüler Abdullâh ibn Musallama Al-Qa'nabî berichtet: „Ich glaube, Mâlik erreichte seine hohe Stellung nur durch ein besonders enges Verhältnis zu Allâh. Dies ist dadurch zu erklären, dass es möglicherweise zur Zeit Mâliks oder davor oder danach Menschen gab, die mehr Kenntnis in einer Wissenschaft besaßen als er, ihm jedoch gewiss auf Grund seiner Aufrichtigkeit und Hingabe mehr öffentliche Aufmerksamkeit, Ansehen, Hochschätzung und Verbreitung seines Wissens gewährt wurde.“
Biografien über Imâm Ibn Abû Dhi'b Al-Madanî (), der ein Alters- und Zeitgenosse Mâliks war, berichten uns, dass er zu seinen Schülern sagte: „Ich schreibe euch ein Muwatta-Werk, das euch die Muwatta von Mâlik vergessen lässt!“ Mâlik erfuhr von dieser Aussage und kommentierte sie wie folgt: „Was für Allâh ist, das ist von Dauer und ungebrochen, und was für jemand anders als Allâh ist, das versiegt und reißt ab!“ Heute sehen wir, dass die Menschen sich mit der Muwatta von Mâlik beschäftigen, und lediglich einige Studenten von der Muwatta des Ibn Abû Dhi'b hören. In Wahrheit ist die Sache mit der Aufrichtigkeit nicht so einfach, wie sich einige Arbeiten, Vorträge und Ermahnungen damit befassen. Vielmehr ist sie eine tiefsinnige, schwierige und vielschichtige Angelegenheit: Der erste Punkt wird durch die Aussage von Imâm Sahl ibn Abdullâh At-Tusturî () deutlich, als er nach den schwierigsten Angelegenheiten für die Seele gefragt wurde. Er sagte: „Die Aufrichtigkeit“. Man fragte: „Warum?“ Er entgegnete: „Da es in ihr keinen Anteil für das Ego gibt.“ Der Kern der Aufrichtigkeit ist also das Nichtbefolgen der Launen. Und dies ist durchaus eine schwierige und anspruchsvolle Angelegenheit. Wie kann der Mensch all seine Launen loswerden? Und wie kann er sicher sein, dass er für Allâh tätig ist und nicht für seine Launen?
Der zweite Punkt wird durch folgende Aussage von Imâm Bischr ibn Al-Hârith Al-Hâfî () deutlich: „Während Mâlik uns Hadîthe überlieferte, bat er Allâh den Hocherhabenen um Vergebung. Es ist schon eine Genugtuung sagen zu können, dass Mâlik uns Hadîthe lehrte.“ Welch wunderbarer Mann! Welch genauer Blick und welch präzise Deduktion! Der Kern des Studierens und des Überlieferns von Hadîthen ist, dass es alleinig für Allâh getan wird. Imâm Mâlik () wurde von As-Schâfiî wie folgt beschrieben: „Wenn die Gelehrten erwähnt werden, dann ist Mâlik der Stern.“ Das Studieren bei jemandem wie ihm und ein Schüler von ihm zu sein bewirkt, dass man von den Menschen als würdig und klug betrachtet wird. Dies ist einer der größten Zugänge des Satans und des Diesseits zum Herzen des Menschen. So verändert sich möglicherweise die Absicht vom Studieren für Allâhs Belohnung zum Studieren für das Ansehen bei den Menschen. Gewiss, wir benötigen zweifellos und definitiv Menschen, die Gutes tun - für die Religion, für die Umma, für das Vaterland und für die Menschheit! Doch wir benötigen noch eher aufrichtige Menschen, die einzig Allâh anstreben. So gefallen Allâh die Taten, bevor sie den Menschen gefallen. Deshalb segnet Er sie und ihren Ertrag. „… Was nun den Schaum angeht, so vergeht er nutzlos. Was aber den Menschen nützt, das bleibt in der Erde…“ (Sûra 13:17).