Allâh erschuf die Menschen sehr verschieden: Es gibt die Reichen und die Armen, einige sind wohlhabend und hoch angesehen, während einige Andere bedürftig und elend sind und im Leben umherirren. Dies hat Allâh der Allweise so gemacht, damit die Menschen zusammenarbeiten und sich gegenseitig bei ihren Wünschen und Bedürfnissen helfen, indem der Reiche von seinem Vermögen hergibt, während der Arme sich fleißig bemüht, um seinen Lohn zu verdienen, wie Allâh der Erhabene sagt: "Verteilen etwa sie die Barmherzigkeit deines Herrn? Wir verteilen doch unter ihnen ihren Lebensunterhalt im diesseitigen Leben und erhöhen die einen von ihnen über die anderen um Rangstufen, damit die einen von ihnen die anderen in Dienst nehmen. Aber die Barmherzigkeit deines Herrn ist besser als das, was sie zusammentragen." (Sûra 43:32).
Wenn die Unterschiede zwischen den Menschen nur zum Austausch von den Vorteilen geführt hätten, dann wäre es gut; aber einige Reiche verhalten sich sehr hochnäsig und überheblich gegenüber den Armen, sodass sie durch ihre Überheblichkeit den Hass in die Herzen der Armen ihnen gegenüber säen. Und einige Arme sind neidisch auf die Reichen und trachten gierig nach deren Vermögen, und deswegen haben die Reichen Abstand von ihnen genommen und sie vernachlässigt. Die Überheblichkeit der Reichen, der Hass bei den Armen, die Arroganz der Elite und der Neid der einfachen Menschen, all das hat zur Uneinigkeit der Schichten innerhalb derselben Umma, zum Verschwinden der Zusammenarbeit, zum Zerreißen der gesellschaftlichen Bande und zur Abnahme der Produktion geführt.
Die Behandlung dieser Krankheit liegt in den religiösen Anbetungshandlungen, und besonders der Haddsch bietet die praktische Behandlung und das entscheidende Heilmittel, das die Arroganz beseitigt und durch den Ihrâm-Zustand, das Umschreiten der Ka‘ba, den Sa‘î (Lauf zwischen den Hügeln Safâ und Marwa) und die anderen rituellen Handlungen die Gleichheit und Ebenbürtigkeit aller Menschen verankert.
Denn wenn du dir die Haddschis anschaust, wirst du niemanden durch seine Kleidung, sein Aussehen oder seinen Schmuck von den anderen unterscheiden können, da alle in ihrem einheitlichen einfachen Aussehen gleich sind. Die Gleichheit aller Personen, die Gleichheit aller Nationalitäten und Hautfarben, denn Allâh sagt: "O ihr Menschen, Wir haben euch ja von einem männlichen und einem weiblichen Wesen erschaffen, und Wir haben euch zu Völkern und Stämmen gemacht, damit ihr einander kennen lernt. Gewiss, der Geehrteste von euch bei Allâh ist der Gottesfürchtigste von euch..." (Sûra 49:13).
Unser Prophet sagte: "Kein Araber hat einen Vorzug vor einem Nicht-Araber, und kein Hellhäutiger hat einen Vorzug vor einem Dunkelhäutigen außer durch Gottesfurcht." (Von Al-Albânî als authentisch eingestuft) Ist der Haddsch aus dieser Perspektive der Aufmerksamkeit der Reformer, des Interesses der Aufrichtigen und der Bemühungen der Interessierten nicht würdig?
Jemand von uns ist seinen Gewohnheiten, Traditionen und Gebräuchen unterworfen, die er von zu Hause, von der Schule und von seiner Umwelt gelernt hat. Viele unserer Gewohnheiten sind aber schlecht und schädlich; die meisten unserer Traditionen sind verfallen und Aberglaube, und auch die meisten unserer Gebräuche sind unnütz und dumm.
Die Anbetung ist - wie man sagt - eine zweite Natur für den Menschen. Für viele Menschen ist es schwierig, sich von ihren vertrauten Gewohnheiten zu trennen. Wenn der Reformer seine Umma verbessern und sie auf den Weg der Vollkommenheit führen will, stößt er auf die Felsen der Gewohnheiten und Traditionen; vielleicht stirbt der Reformer, bevor er die Menschen von einer vertrauten Gewohnheit abbringen kann, denn die Menschen sind die Sklaven ihrer Gewohnheiten.
Der Haddsch stellt aber die Gewohnheiten des Menschen und seine Gebräuche gänzlich auf den Kopf und verändert seine Traditionen, daher bedeutet der Haddsch, dass der Haddschi sich selbst beherrscht, seine Handlungen kontrolliert, seine schlechten Gewohnheiten ablegt, aus dem Gefängnis dummer Traditionen und Gebräuche ins Feld der Tugend, Gottesfurcht und geistigen Erhabenheit ausbricht. Der Haddschi wird sein eigener Herr, nachdem er der Sklave seiner Gewohnheiten war. Allâh der Erhabene sagt: "Die (Zeit der) Pilgerfahrt (sind) bekannte Monate. Wer in ihnen die (Durchführung der) Pilgerfahrt beschlossen hat, der darf keinen Beischlaf ausüben, keinen Frevel begehen und nicht Streit führen während der Pilgerfahrt. Und was ihr an Gutem tut, Allâh weiß es..." (Sûra 2:197).
Und sieh, wie der Prophet verkündet, dass der Haddsch den Muslim von dessen Sünden, Schlechtigkeiten, schlechten Gewohnheiten und Natureigenschaften befreit: "Wer den Haddsch unternimmt und während dessen keinen Geschlechtsverkehr und keine Missetat begeht, der kehrt vom Haddsch [so sündenfrei] zurück, wie er am Tag war, an dem seine Mutter ihn zur Welt brachte." (Überliefert von Al-Buchârî)
Ist der Haddsch aus dieser Perspektive nicht der Aufmerksamkeit der Pädagogen und Psychologen würdig? Was hat mehr Recht auf Aufmerksamkeit als ein praktisches System, das den Menschen von der elenden Sklaverei befreit und ihn mit dem Allerbarmer durch ein Seil aus Wahrhaftigkeit, fester Überzeugung und Glauben verbindet?
Die Länder stellen große Geldmittel für Körperertüchtigung und militärische Übungen bereit, und auch unsere Jugendlichen in den Schulen bereiten sich auf dieses System vor. Sport bedeutet zweifellos Stärke, Männlichkeit und Kühnheit, es ist ein wichtiges Element beim Aufbau des Ruhmes der Umma; und der Islâm hat sehr früh die Vorteile des Sports anerkannt und deswegen zum Trainieren von Rennen, Bogenschießen, Reiten, Schwimmen und Zweikampf aufgerufen, wodurch man sich auf den Kampf für Sicherheit, Recht und Frieden vorbereitet. Der Islâm verband somit den Sport mit den Anbetungshandlungen, damit die Gefühle und das Herz mitmachen und der Sport zu einer körperlichen Kraft und einer geistigen Anbetungshandlung wird, die im Diesseits ihre großartigen Vorteile hat, aber auch im Jenseits reichlich belohnt wird.
Das ist der Haddsch, Abreise und Ankunft, Umschreiten der Ka’ba und Sa’î, was zum Teil schnell, zum Teil langsam vollzogen wird. Der Gesandte Allâhs machte sogar das Umschreiten zu einem Mittel der Einschüchterung der Götzendiener und zur Zurschaustellung der Stärke der Muslime in der Nachholungs-Umra (Pilgerfahrt mit geringeren Riten als Haddsch; hier: nach dem Friedensvertrag von Al-Hudaibîya), als die Einwohner von Makka die Muslime anschauten und glaubten, dass sie matt und schwach seien und der Prophet zu seinen Gefährten, während sie das Umschreiten durchführten, sagte: "Möge Allâh Sich desjenigen erbarmen, der ihnen an diesem Tag seine Stärke zeigt!" Dann beeilte er sich beim Umschreiten und die Muslime folgten ihm dabei.
Zur Ergänzung des sportlichen Vorteils des Haddsch gehört, dass er in allen Jahreszeiten, im Sommer oder Winter, Herbst oder Frühling vorkommt, da er vom Mondjahr abhängig ist. Dadurch gewöhnt sich der Muslim an die Arbeit, den Kampf und die Anstrengung zu jeder Zeit, ohne sich vom Wechsel der Jahreszeiten oder den verschiedenen Wetterlagen beeinflussen zu lassen; und damit er sich auch an Disziplin und Ordnung gewöhnt, da einige rituelle Handlungen des Haddsch wie das Verweilen auf der Arafa-Ebene, das Strömen in Richtung Muzdalifa und die Bewerfung der Steinsäulen zu einer bestimmten Zeit durchzuführen sind.
Dazu sagt Allâh der Erhabene: "Gewiss, Allâh liebt diejenigen, die auf Seinem Weg kämpfen in Reihe, als wären sie ein zusammengefügter Bau." (Sûra 61:4). Verdient der Haddsch durch diese Vorteile nicht die Aufmerksamkeit der Erzieher und Sportler und all derjenigen, die Stärke, Ehrgefühl, Tapferkeit und Macht für ihre Umma anstreben? Und Allâh gehört die Macht, und auch Seinem Gesandten und den Gläubigen.
Wenn die Menschen in ihrem materiellen Besitz bis zur Anbetung versinken und sich durch den weltlichen Schmuck vom Nützlichen im Leben ablenken lassen, dann sollen sie vom Haddsch Gebrauch machen, der den materiellen Besitz in den Dienst des Rechtes stellt, und die Menschen auf den Weg der Gerechtigkeit führt, damit sie vom Diesseits ein erlaubtes Maß und einen erlaubten Anteil haben, der sie im Diesseits und im Jenseits erfreut; damit ihre Hoffnung auf das Leben nach dem Tod sie zur Gleichgültigkeit gegenüber dem weltlichen Schmuck treibt; und damit sie der Ehre ihrer Umma so viel Wert beimessen wie den eigenen Gelüsten und Begierden. Denn es ist nicht verboten, ein Wohlhabender oder ein starker Herrscher zu sein; verboten ist es jedoch, dass man wegen seines Reichtums das Maß überschreitet und wegen seiner Macht tyrannisch handelt.
Zu denjenigen, die gedacht haben, dass es dem Vertrauen auf Allâh widerspricht und die Belohnung des Haddsch mindert, wenn man für den Hadsch Reiseproviant mitnimmt oder während der Zeit des Haddsch Handel betreibt, sagt Allâh der Erhabene: "... Und versorgt euch mit Reisevorrat, doch der beste Vorrat ist die Gottesfurcht. Und fürchtet Mich, o die ihr Verstand besitzt! Es ist keine Sünde für euch, daß ihr nach Huld von eurem Herrn trachtet..." (Sûra 2:197-198). Ist diese Perspektive es nicht wert, die Aufmerksamkeit der Wirtschaft und des Finanzwesens auf sich zu ziehen?
Der Islâm begnügt sich nicht mit der Entwicklung neuer Theorien oder mit dem Aufruf zum Recht, sondern verbindet die Worte mit den Taten und der praktischen Umsetzung. Indem er zu Versöhnung, Bekanntschaft und Zusammenarbeit aufruft, schreibt er zur Bekanntschaft das rituelle Pflichtgebet vor, er macht dann das Freitagsgebet und die beiden Festgebete zur Pflicht für die Einwohner des gleichen Landes und dann den Haddsch zur Pflicht als eine Konferenz für alle islâmischen Länder. Warum soll Makka daher nicht der Sitz des muslimischen Völkerbundes sein, so wie Genf der Sitz des westlichen Völkerbundes (war)?
Chaos und Durcheinander dominieren unsere Häuser, Gesellschaften und Versammlungen, sodass wir unserer Zustände überdrüssig wurden. In dieser unserer Zeit bedürfen wir eines wirksamen und schnellen Heilmittels, das diesem Durcheinander endgültig ein Ende setzt, das unser zerstörendes Chaos in eine aufbauende und herrschende Ordnung und unseren spaltenden Aufruhr in eine einigende Ruhe verwandelt. Und wenn wir dieses Heilmittel suchen, werden wir es vor uns, in dieser großartigen religiösen Pflicht des Haddsch verkörpert finden. Die einheitliche Ihrâm-Kleidung der Haddschis, deren einheitliches Umschreiten zur gleichen Zeit, deren einheitliche Annahme der Einladung ihres Herrn zur gleichen Zeit und durch die gleichen Formeln und Bittgebete, all das treibt sie zur Einheit und zum Zusammenhalten, und dazu bietet es eine praktische Lektion, die zu Disziplin, Ordnung und Pünktlichkeit aufruft. Wenn unsere Handlungen und Gesellschaften von Disziplin und Ordnung gekennzeichnet werden, werden wir die erhofften Ergebnisse bekommen, und dank dem Einfluss der rituellen Handlungen des Haddsch auf unsere Seelen wird es uns besser gehen.
Neben der Beseitigung aller Schwierigkeiten und der Gewährleistung des Wohlbefindens der Haddschis spielt die Geborgenheit und Sicherheit in Bezug auf Personen und Eigentum eine große Rolle bei der kontinuierlichen Zunahme der Zahl der Haddschis. Die Geschichten und Erzählungen, die wir oft von den Haddschis hören, und was wir in unseren Zeitungen und Zeitschriften von der Verbreitung und der Gewährleistung der Sicherheit in diesem sicheren Land lesen, all das lässt uns glauben, dass dieses Land hinsichtlich Sicherheit, die man in vielen westlichen und östlichen Ländern vermisst, einzigartig und führend ist. Dies ist eigentlich kein Wunder für ein Land, das sich auf die islâmische Religion stützt und deren richtige Vorschriften praktiziert. Es ist also kein Wunder, dass es zu einer Leuchte wird, die all diejenigen, die vom rechten Pfad abgewichen sind, aufruft, ihr zu folgen und sie zum Vorbild zu nehmen.
Wir bitten Allâh den Hocherhabenen, dem geliebten König dieses Landes beizustehen!