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Ramadân und Erziehung der Seele - Teil 2

Ramadân und Erziehung der Seele - Teil 2

Es gibt Menschen, die sich mit ihrer Seele in Streit und Kampf befinden. Ihr Herz, der Platz des Wissens und Glaubens, gewinnt manchmal und führt somit das Wort. Und manchmal überwältigt es die Seele und mal verrichtet der Mensch eine gute Tat und ein anderes mal eine Sünde. Er ist mit seiner Seele in einem ständigen Streit, in dem er einmal siegt und einmal besiegt wird.

Und es gibt Menschen, die von ihrer Seele überwältigt worden sind. Sie hat das Herz besiegt, gefangen genommen und eingesperrt. Es trauert über das, was es sieht und weiß, und kann die schariatischen Normen nicht ausführen. Das Herz, Platz des Wissens und Glaubens, ist zu einem Gefangenen im Gefängnis geworden. Daher sagt man: Gefangen ist, wen seine Neigungen gefangen und sein Herz von Allâh abgehalten haben.

Wenn das weltliche Leben sein Herz einnimmt, wird der Glaube eingesperrt und ist nur noch eine bloße Sache in seinem Herzen, die weder in Erscheinung treten noch die Körperteile beherrschen kann. Er weiß, dass diese Dinge verboten sind, und verbietet es seinen Gliedmaßen, aber seine Gliedmaßen gehorchen ihm nicht. Die Seele, die zum Schlechten aufruft, gebietet und verbietet und herrscht über das Königreich. Die Gliedmaßen gehorchen ihr und der anbetend Dienende sieht sich selbst und weiß, dass er nachlässig in seinen Pflichten ist und Sünden begeht. Trotzdem ist er unfähig, denn er ist bereits süchtig nach den Sünden geworden. Wenn du ihm sagst „Sei demütig in Ehrfurcht gegenüber Allâh!“, sagt er dir „Ich kann diese Sünde nicht lassen“ und seine Seele überwältigt ihn immer wieder.

Dann wendet sich die Situation auf Grund der langen Gefangenschaft, in der er zuerst die Neigungen bekämpfen und die Wahrheit vom Falschen unterscheiden konnte. Er weigerte sich, trotz seiner Gefangenschaft, aufzugeben. Jetzt aber wird das Gute aus seiner Sicht zum Bösen und das Böse zum Guten. Das Herz hat sich umgekehrt und ist so geworden, wie der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken das Herz des Heuchlers beschrieben hat: „Ein dunkles, aschgraues Herz ist wie eine umgewandte Kanne; es erkennt kein Gutes und lehnt kein Schlechtes ab, außer nach Belieben.“ Überliefert von Imâm Muslim.

Es sieht die Wahrheit nicht mehr als wahr und das Falsche nicht mehr als falsch an. Dieser Mensch sieht dann, dass das, was ihm seine Seele aufträgt, das Wahre ist. Dies ist die eigentliche Gefahr, weil die gefährliche Wende nicht so aussieht, dass er die Wahrheit als Wahrheit sieht, selbst wenn er dazu unfähig ist; denn dieser Mensch hat möglicherweise eines Tages hohes Streben und verrichtet diese gute Tat. Wenn er es jedoch als falsch ansieht, wenn er das Festhalten an der Religion als schlechte Sache ansieht und das Lesen des Qurân und der wissenschaftlichen Bücher für schädlich hält, was wird er dann wohl tun? Dies ist der deutliche Irrweg und dies ist das Leugnen des Islâm. Diese Herzen haben sich gewandt und sehen die Wahrheit als falsch und das Falsche als wahr an. Sie sehen die Freizügigkeit und Loslösung als Freiheit an.

Dies ist eine grandiose Gelegenheit, die uns Allâh im Ramadân gegeben hat, damit wir unsere Seelen beherrschen. Wenn doch jeder sich selbst fragen würde: „Auf welcher Stufe befindest du dich? Gehörst du zu denen, die ihre mit Schlechtem befohlene Seele regieren? Hast du die Süße der Anbetungshandlung geschmeckt? Oder zwingst du dich immer noch dazu? Oder gehörst du in Wirklichkeit zu denen, die, wenn sie eine Nacht zum Gebet aufstehen, zehn Nächte nicht aufstehen? Und wenn du einen Tag fastest, fastest du danach einen Monat lang nicht?“ So überwältigt dich deine Seele ständig. Du gibst nicht um Allâhs willen her und mühst deinen Körper nicht für Allâh ab, indem du lernst, lehrst, zum Islâm einlädst oder Allâh anbetend dienst. Jeder von uns, der seine Seele kennt, weiß sicherlich, auf welcher Stufe er sich befindet und wer der Gewinner der Schlacht ist.

Du bist auf dem Weg zu einer enormen Gelegenheit, deine Seele zu besiegen und all diese Gelüste zu kontrollieren. Allâh hat uns das Fasten vorgeschrieben, das die beste Art der Disziplin darstellt. Man enthält sich von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang des Essens, Trinkens und der Gelüste. Allâh hat es uns vom Sonnenuntergang bis zur wahren Morgendämmerung erlaubt. Dies ist die geforderte Mitte, die die Mönche vermissen, die dem unerlaubten neu eingeführten Mönchstum angehören. Allâh der Erhabene beschreibt sie folgendermaßen: ... und Mönchtum, das sie neu ersannen – Wir schrieben es ihnen nicht vor – nur ob des Strebens nach Allâhs Wohlgefallen; sie beachteten es indes nicht mit der rechten Sorgfalt ...“ (Sûra 57:27).

Sie haben ihren Seelen verboten, was Allâh erlaubt hat. Daher sagt Der Erhabene: „O ihr, die den Glauben verinnerlichen, erklärt die guten Dinge nicht für harâm, die Allâh euch für halâl erklärt, und handelt nicht ungesetzlich! Allâh liebt wahrhaftig nicht die ungesetzlich Handelnden!“ (Sûra 5:87).

Sie verbieten ihren Seelen das Essen von Fleisch, die Heirat der Frauen, den Schlaf in der Nacht oder im Gemach. Dies existierte unter manchen Personen, die zu Beginn des Islâm oder in den Anfängen des Sufismus hinsichtlich der Anbetungshandlungen übertrieben. Diese verloren den Weg der Mitte. Daher verbot der Prophet  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken , dass ein Muslim mehr als einen Tag ununterbrochen fastet. Als sie ihm sagten „Du fastest ununterbrochen“, entgegnete er  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken : „Ich bin nicht wie ihr. Mein Herr speist und tränkt mich“. Überliefert von Al-Buchârî.

Daher sind die meisten Gelehrten der richtigen Meinung, dass das Verbot des ununterbrochenen Fastens das Harâme und nicht das Unerwünschtsein ausdrückt. Der Prophet verbietet das dauerhafte Fasten auch in einem anderem Hadîth, in dem er sagt: „Wenn jemand von euch [das Fasten] fortsetzen möchte, soll er es bis zum Sahar (Zeit vor der Morgendämmerung) fortsetzen.“ Überliefert von Al-Buchârî.

Er erlaubte, das Fasten bis Sahar fortzusetzen und jeden Tag eine Mahlzeit bis zum Sahar zu essen. Der Weg der Mitte ist das, was gefordert ist. Dass der Mensch aber immer isst, wenn er hungrig ist, und immer trinkt, wenn er durstig ist, und seine Seele das ganze Jahr über nicht kontrollieren kann, ist eine schlechte Sache. Zweifellos wird ihn seine Seele besiegen.

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