Zeitspanne zum freiwilligen Nachtgebet:
10. Die Zeit für das freiwillige Nachtgebet beginnt nach dem Nachtgebet und dauert bis zur Morgendämmerung, denn der Prophet sagte: „Allâh gab euch ein Gebet mehr, und zwar das Witr-Gebet, so verrichtet es zwischen dem Nacht- und dem Morgengebet!“
11. Dabei ist das Gebet im letzten Teil der Nacht besser für diejenigen, denen dies möglich ist, da der Prophet sagte: „Wer befürchtet, im letzten Teil der Nacht zum Gebet nicht aufstehen zu können, soll das Witr-Gebet gleich zum Beginn der Nacht verrichten. Und wer erhofft, im letzten Teil der Nacht zum Gebet aufstehen zu können, soll das Witr-Gebet am Ende der Nacht verrichten, denn das Gebet am Ende der Nacht wird [von den Engeln] bezeugt, und das ist besser.“
12. Wenn das Gebet zu Beginn der Nacht mit der Gemeinschaft und das Gebet am Ende der Nacht allein zur Wahl steht, dann ist das Gebet in Gemeinschaft besser, denn dafür bekommt man die Belohnung für das Gebet einer ganzen Nacht.
Und so haben die Gefährten zur Zeit von Umar gehandelt. Abdurrahmân ibn Abdulqârî sagte: „Ich ging in Begleitung von Umar ibn al-Chattâb eine Nacht im Ramadân zur Moschee und sah dort die Menschen in verschiedenen Gruppen beten. Ein Mann betete allein und ein anderer mit einer kleinen Gruppe hinter sich. Daraufhin sagte Umar: »Meiner Meinung nach wäre es besser, diese Leute unter der Führung eines Vorbeters zu versammeln [sie also in Gemeinschaft beten zu lassen].« So folgte er seiner Meinung und versammelte sie hinter Ubai ibn Ka’b. In einer anderen Nacht ging ich abermals in seiner Begleitung und da beteten die Leute hinter ihrem Rezitator. Daraufhin bemerkte Umar: »Was für eine schöne Bid’a [Neuerung] das doch ist! Aber das Gebet, das sie verrichten und nach dem sie schlafen, ist besser als jenes, das sie – im letzten Abschnitt der Nacht - verrichten, während die Leute am Beginn der Nacht beteten.“
Zaid ibn Wahb sagte: „Abdullâh pflegte uns im Gebet im Ramadân zu leiten und er beendete gewöhnlich das Gebet erst spät in der Nacht.“
13. Da der Prophet verbot, das Witr-Gebet als drei Gebetseinheiten auf einmal zu verrichten und dies mit diesen Worten begründete: „Macht es dem Abendgebet nicht ähnlich!“, soll man beim Witr-Gebet diese Ähnlichkeit vermeiden, und zwar durch zweierlei Möglichkeiten:
Erstens: Dass man zwischen Schaf’ (Sunna-Gebet nach dem Nachtgebet) und Witr den Taslîm (Beendigung des Gebets durch Friedensgruß) durchführt, und das ist die vorzüglichere und besser begründete Möglichkeit.
Zweitens: Dass man zwischen Schaf’ und Witr nicht zum Taschahhud (Sitzen nach der zweiten Niederwerfung) sitzt. Und Allâh der Erhabene weiß es am besten.
Die Qurân-Rezitation in den drei Gebetseinheiten des Witr-Gebets:
14. Es gehört zur Sunna, dass man im ersten der drei Gebetseinheiten des Witr-Gebets die Sûra Al-A’lâ [Sûra 87], im zweiten die Sûra Al-Kâfirûn [Sûra 109] und im dritten Gebetsteil die Sûra Al-Ichlâs [Sûra 112] und manchmal auch die Sûren Al-Falaq und An-Nâs [die Sûren 113 und 114] rezitiert.
Es liegt weiterhin eine authentische Überlieferung vor, wonach der Prophet einmal in der Gebetseinheit des Witr-Gebets einhundert Verse aus der Sûra An-Nisâ [Sûra 4] rezitierte.
Bittgebet des Qunût:
15. Man spricht dabei das Qunût-Bittgebet, das der Prophet seinen Enkel Al-Hasan ibn Alî lehrte, und zwar: „O Allâh mein Herr, leite mich recht unter denen, die Du rechtgeleitet hast; lasse mich heil unter denen, die Du heil gelassen hast; nimm mich Deiner an unter denen, derer Du Dich angenommen hast; segne mir alles, was Du mir gegeben hast; bewahre mich vor dem Übel, das Du vorbestimmt hast, denn wahrhaftig, Du bestimmst, und niemand kann letztendlich Deine Vorbestimmung rückgängig machen! Wahrhaftig, niemand, den Du beschützt, wird gedemütigt; und niemand, den Du zum Feind hast, wird mächtig. Segensreich und hocherhaben bist Du, unser Herr. Vor Dir gibt es keine Zuflucht außer bei Dir.“ Und wegen der nächsten Beweise kann man manchmal den Segenswunsch für den Propheten sprechen. (Es gibt nichts dagegen einzuwenden, noch mehr erlaubte rechtschaffene Bittgebete dazu zu sprechen.)
16. Es ist einwandfrei, das Qunût-Bittgebet nach der Verbeugung zu sprechen und in der zweiten Hälfte des Ramadân dabei auch die Feinde des Islâms zu verfluchen, den Segenswunsch für den Propheten und für die Muslime Bittgebete zu sprechen, da dies von den Vorbetern zur Zeit Umars authentisch berichtet wurde. Im oben erwähnten Hadîth von Abdurrahmân ibn Ubaid Al-Qârî steht: „Sie pflegten dabei in der [letzten] Hälfte die Kafirn zu verfluchen: O Allâh unser Herr, bekämpfe die Kafirn, die sich von Deinem Pfad abwenden, Deinem Gesandten Lügen vorwerfen und Deiner Verheißung keinen Glauben schenken! Lass sie uneinig sein, fülle ihre Herzen mit Schrecken, und lass sie sich quälen und bestrafen! Du bist die wahre Gottheit.“ Dann spricht man den Segenswunsch für den Propheten , bittet um Gutes für die Muslime und um Vergebung für sie.
Er sagte: „Nachdem er damit fertig war, die Kafirn zu verfluchen, den Segenswunsch für den Propheten zu sprechen, für die Muslime um Vergebung zu bitten und für sich selbst Bittgebete zu sprechen, pflegte er zu sagen: O Allâh unser Herr, Dir allein dienen wir und zu Dir beten wir und werfen uns nieder und um Deinen Willen bemühen wir uns! Wir hoffen auf deine Barmherzigkeit und fürchten Deine harte Strafe, denn Deine Strafe wird gewiss Deine Feinde erreichen.“ Dann spricht man den Takbîr (die Worte "Allâh ist größer") und wirft sich nieder.
Was man am Ende des Witr-Gebets sagt:
17. Es gehört zur Sunna, dass man am Ende des Witr-Gebets – vor oder nach dem Taslîm - sagt: „O Allâh mein Herr, ich suche Zuflucht bei Deiner Zufriedenheit vor Deinem Zorn, bei Deiner Vergebung vor Deiner Strafe und bei Dir vor Dir! Ich kann dein Preisen nicht aufzählen, so wie Du Dich Selbst gepriesen hast.“
18. Wenn man den Taslîm am Ende des Witr-Gebets spricht, sagt man: „Gepriesen sei der hochheilige König! Gepriesen sei der hochheilige König! Gepriesen sei der hochheilige König!“ Wobei man sie in die Länge zieht und das dritte Mal lauter spricht.
Die zwei Gebetseinheiten nach dem Witr-Gebet:
19. Wenn man will, darf man nach dem Witr-Gebet noch zwei Gebetseinheiten verrichten, da diese nach der Handlung des Propheten authentisch festgestellt sind, er sagte sogar: „Dieses Reisen ist in der Tat Mühe und Beschwernis; wer von euch also das Witr-Gebet beendet, soll zwei Gebetseinheiten verrichten; wacht er dann wieder [in der Nacht zum Gebet] auf [so ist es gut], sonst werden sie ihm aufgeschrieben.“
20. Es gehört zur Sunna, in diesen beiden Gebetseinheitenn die Sûren Az-Zalzala und Al-Kâfirûn [die Sûras 99 und 109] zu rezitieren.
Vorzüglichkeit des freiwilligen Nachtgebets im Ramadân - Teil 1
Vorzüglichkeit des freiwilligen Nachtgebets im Ramadân - Teil 2