Leiden und Hoffnungen:
Die Wichtigkeit, bei uns eine Veränderung herbeizuführen: Der Pilger beginnt seinen Tawâf, indem er den Schwarzen Stein mit seiner Rechten berührt und ihn dann küsst. Konnte er ihn nicht küssen, so küsst er seine Hand, falls er ihn damit berührte. Konnte er ihn nicht berühren, so wendet er sich in seine Richtung und weist mit seiner Hand auf ihn, ohne sie zu küssen, indem er sagt: "Bismillâh wa Allâhu akbar. Allâhumma îmânan bika wa tasdîqan bi kitâbika wa wafâ'an bi 'ahdika wa ittibâ'an li sunnati nabîyyka salla allâhu 'alaihi wa sallam“ (Im Namen Allâhs. Allâh ist am größten. O Allâh, ich tue dies mit dem Glauben an Dich, mit der Bestätigung Deines Offenbarungsbuches, als Erfüllung deines Verheißens und aus Befolgung der Sunna Deines Propheten .“
Alsdann berührt er die rechte Ecke der Ka'ba, umschreitet sie sieben Mal, wobei die Sunna des Idtibâ' (das Freilegen der rechten Schulter, während die Linke bedeckt bleibt) und des Raml (eiliges Gehen) in den ersten drei Umschreitungen zu beachten sind.
Dank der Beschäftigung mit diesem Haddsch-Ritus sowie dank unserer Meditationen über die erzieherischen Dimensionen des Haddsch, stoßen wir auf wichtige Fragen:
1. Wie kam es zur Versammlung dieser riesigen Anzahl von Pilgern, die unterschiedlicher Rasse, Farbe, Abstammung und Sprache sind? Wie kommt es dazu, dass sie so vereint sind, sowohl hinsichtlich ihrer Kleidung als auch hinsichtlich ihrer Schritte und ihrer Ausrufens. Wir stellen dann fest, dass es auschließlich diese Religion ist, die zum Vereinen der ganzen Nation fähig ist, und zwar im Unterschied zu allen anderen fremden Weltanschauungen, die unsere Landsleute importieren.
2. Es ist äußerst wichtig, die Hauptfrage herauszufinden, die für die Vereinigung der Nation sowie das Erwecken deren Begeisterung unentbehrlich ist. Obwohl die Kleidung, die Schritte und die Ausrufe dieser Massen eins sind, gibt es keine Frage, die die Interessen vereinen und die Gemüter berühren kann. Mehrmals versuchten Redliche, diese Frage herauszufinden, die die Nation vereint und die Gemüter deren Angehörigen berührt: Manche versuchen es über nationale Belange, politische Motivation und vieles mehr, doch nur die reine Zuwendung zum reinen Glauben kann reine Herzen vereinen. Was die Einzelnen betrifft, die dieselben Worte wiederholen und Tränen vergießen, so hat es den Anschein, als wären sie alle innerlich wie äußerlich vereint. Leider ist es nicht so. Jeder kümmert sich tatsächlich ausschließlich um seine eigenen Interessen: Die Taten entsprechen ja den Absichten. (Al-Buchârî)
3. Die Wichtigkeit der Regelung, die als Wissenschaft der Koordinierung der Mühen, Energieeinsparung und Nutzung der Fähigkeiten bekannt ist. Diese Frage ist in allen Haddsch-Riten nicht zu verkennen: Zu bestimmten Zeiten und von bestimmten Orten ausgehend, beginnen die Massen den Marsch und zwar in einer merkwürdigen Flexibilität und Ordnung. Das alles erfolgt gemäß der guten, präzisen und unveränderten Ordnung, die der Prophet bestimmte, als er im zehnten Jahr der Hidschra zusammen mit den Muslimen die Pilgerfahrt antrat.
4. Betrachtet der zum Islâm einladend Aufrufende diese Massen von Menschen, so wird er von Hoffnung erfüllt. Er erinnert sich an den Begründer dieser großen Religion, erinnert sich an Ibrâhîm, der alleine stand und die Menschen zum Haddsch aufrief, und zwar in Erfüllung der Aufforderung Allâhs, die lautete: "Rufe nur aus und Wir verkünden es!“. Das Ergebnis waren diese Menschenmassen, die nicht zu zählen sind, deren Herbeiströmen aus allen Richtungen bis zum Auferstehungstag währen wird, egal ob reitend oder zu Fuß und vor allem voller Sehnsucht nach diesem reinen Platz.
Das alles betont die Wichtigkeit der angestrebten Rolle und sichert seine versprochenen Belohnung: Der zum Islâm einladend Aufrufende ist lediglich zur Verkündigung verpflichtet und Allâh sorgt für die Folgen und segnet die Belohnung des Aufrufenden, sofern er die Aufgabe der Verkündigung übernimmt.
Das Gleiche gilt auch für diejenigen, die von dieser Religion überzeugt sind und für sie werben: Allâh beauftragte sie mit einer Aufgabe und verspach ihnen die größte Belohnung, sofern sie diese Aufgabe bestens erfüllen. In diesem Zusammenhang möchten wir nicht erneut betonen, was wir bereits erklärten. Wir erinnern lediglich daran, dass der zum Islâm einladend Aufrufende seine Aufgabe richtig verstehen sollte:
Worin besteht sie, wie ist sie zu erfüllen, welche Belohnung bringt ihre Erfüllung mit sich, wie sind die Verpflichtungen anzunehmen, wie sind sie bestenst zu erfüllen und wie ist der Aufruf zum Islâm zu verkünden, vor allem am klarsten? Der Aufrufende sollte sich in erster Linie darüber bewusst sein, in welcher Beziehung die menschliche Leistung zur göttlichen Unterstützung steht, und zwar hinsichtlich der angestrebten Vereinigung der Nation. Er sollte verstehen, dass diese Beziehung eine Hoffnung für die Menschen ist und auch den Unterschied zwischen ihnen und den zu anderen Religionen Aufrufenden ausmacht.
5. Betrachtet der Aufrufendee die Art und Weise dieser Massen, so wird er von Trauer erfüllt, und zwar ob des gewaltigen Unterschiedes zwischen der Stärke der damaligen Muslime, die in der Begleitung des Propheten den Haddsch vornahmen, deren Einfluss auf die Gestaltung der Geschehnisse und der Geschichte trotz deren Minderzahl wirksam war, und der Schwäche der heutigen Muslime, die denselben Haddsch vornehmen und dieselben Worte wiederholen: Die heutigen Muslime leiden an Wirkungslosigkeit und Abhängigkeit, sind den schlimmsten Nationen zum Opfer gefallen, so dass sie Nebensächlichkeiten werden, und befinden sich nun in der „Talphase“, vor der uns der Prophet warnte, indem er sagte: "Bald greifen die Nationen auf euch über, genauso wie die Hungrigen über die Schüssel herkommen.“Man fragte ihn: "Ist es, weil wir dann wenige sind?“ Er entgegnete: "Nein, ihr werdet zu dieser Zeit die Mehrzahl ausmachen, aber ihr werdet machtlos sein, wie das Treibgut eines Sturzbaches. Allâh wird wahrhaftig euren Feinden die Furcht vor euch entziehen und Er wird in eure Herzen Schwäche jagen.“ Jemand fragte ihn: "O Gesandter Allâhs, was ist diese Schwäche?“ Er antwortete: "Die Liebe zum diesseitigen Leben und das Verabscheuen des Todes.“ (Abû Dâwûd). Denkt der Aufrufende über diese erzieherische Dimension nach, so nimmt er die Wichtigkeit der Erziehung sowie die Hochrangigkeit ihrer Art und Weise wahr und lässt sich von der Majorität, die machtlos ist, nicht täuschen.
6. Bei der Berührung des Schwarzen Steins fühlt man sich beruhigt und hegt Hoffnung auf die Verheißung des Propheten , der sagte: "Die Berührung tilgt die Sünden..“ (Ahmad)
7. Denkt der Aufrufende über die Tradition des Raml (Beschleunigung) in den drei ersten Umschreitungen nach und begreift er den Sinn, weshalb der Prophet darauf bedacht war, dass dieses Verhalten der Muslime die Verdächtigungen der Feinde sowie die Gerüchte zerstreuen soll, die die Juden von der Gesundheit der Muslime verbreiten - dass sie Fieber hätten -, und das dann mit der Realität der heutigen Muslime vergleicht, so wird er den Werdegang seiner Nation bedauern. Die bloßen Gerüchte, die in der Vergangenheit über die Gesundheit der Prophetengefährten in Umlauf gesetzt wurden, haben sich heutezutage leider in bittere Wahrheiten umgewandelt. Die heutigen Muslime leiden an innerer Schwäche und psychischer Unterlegenheit.
Die bereits behandelten Fragen machen den zum Islâm Aufrufenden darauf aufmerksam, inwieweit die Beteiligung an der aktuellen Auseinandersetzung der Kulturen wichtig ist. Unsere Nation ist zur Konfrontation mit ihrem Feind erst dann fähig, wenn sie sich des Islâm bedient. Denn der Islâm vereint die Interessen der Nation sowie deren Anstrengungen, so dass ihr Hauptanliegen darin besteht, sich aus der Talphase zu erheben. Diese Beteiligung sollte dann diese Schwäche beseitigen und sollte auch den beteiligten Feinde zeigen, was Stärke und Würde bedeuten.