1-Die Religiosität:
Das erste Kriterium, das der Islâm in Bezug auf die Auswahl einer Lebensgefährtin vorschreibt, ist die Religiosität. Denn Religiosität schützt die Frau vor Verfehlungen und hält sie von Sünden fern. Eine religiös eingestellte Frau hält sich von allem zurück, was Allâh erzürnen oder den Ruf ihres Ehemannes gefährden könnte. Die unanständige, lasterhafte Frau hingegen, die von der Rechtleitung ihrer Religion sowie den Lehren des Islâm weit entfernt ist, geht zweifelsohne sehr leicht in die Falle des Teufels. Solchen Frauen traut man weniger zu, dass sie ihre Keuschheit oder den Ruf ihres Ehemannes wahren. Um so gefährlicher wird die Lage, wenn die unanständige Frau auch noch schön und wohlhabend ist. Auf Grund dessen weist der Islâm mit Nachdruck darauf hin, dass die religiös eingestellte Frau auserwählt und überall in jeder muslimischen, vertrauenswürdigen Familie gesucht werden sollte.
Der Prophet Muhammad erwähnte die Anschauungen der Männer in Bezug auf die Wahl der Gattin und weist gleichzeitig auf die treffende Anschauung hin, indem er sagt: ''Die Frau wird gewöhnlich wegen viererlei Gründen geheiratet: wegen ihres Vermögens, ihrer Schönheit, ihrer Abstammung und ihrer Frömmigkeit. Nehmet also einen glücklichen Ausgang mit der Frau, die fromm ist, damit eure Hände zu einem beachtlichen Gewinn gelangen!'' (Al-Buchârî)
Wer von der Religiosität absieht und sich nur auf die Schönheit, die edle Abkunft, die vornehme Abstammung, die Wohlhabenheit oder das gute Ansehen konzentriert, hat sich wahrlich kein hohes Ziel gesetzt. In dieser Hinsicht gibt uns der Prophet einen Rat: ''Heiratet Frauen nicht wegen ihrer Schönheit! Es könnte sein, dass diese sie ins Verderben stürzt. Heiratet Frauen ebenso nicht wegen ihrer Wohlhabenheit, denn es ist ja möglich, dass sie dadurch irregeführt wird! Heiratet Frauen vielmehr wegen ihrer Religiosität! Eine fromme Dienerin, die ein beschädigtes Ohr oder eine beschädigte Nase hat, könnte doch viel besser als alle freien Frauen sein.'' (Ibn Mâdscha)
Da Schönheit eine relative Frage ist, begnügt sich die Scharî´a mit der Bestimmung, dass der Mann seine Gattin schön findet. Das ist also das einzige Kriterium, das die Scharî´a für die Schönheit der Gattin aufstellt. Kurz gesagt: Ohne Religiosität wäre Schönheit nicht erwünscht. Ohne Religiosität wäre Wohlstand nicht erwünscht, und ohne Religiosität wäre die vornehme Abstammung auch nicht erwünscht, denn Schönheit vergeht, Tugend hingegen besteht. Schön wäre es, wenn sich Religiosität, Schönheit, Wohlhabenheit, sowie die vornehme Abkunft vereinen. Religiosität bleibt jedoch vorrangiger. Unsere frommen Vorfahren waren darauf bedacht, fromme Frauen zu heiraten, auch wenn diese von vornehmer Abstammung, edler Abkunft, Wohlhabenheit oder Schönheit weit entfernt waren. Dafür spricht das Verhalten des Fürsten der Gläubigen, Umar ibn Al-Chattâb , als er seinen Sohn Âsim dazu anhielt, die Tochter einer Milchverkäuferin zu heiraten.
Und hätte Umar noch Frauen begehrt, hätte er sie selbst geheiratet. So überlieferten viele zuverlässige Historiker, an deren Spitze der Imâm Ibn Al-Dschauzî steht, über diese Geschichte Umars Folgendes: Vom Großvater Aslams überlieferte Ibn Zaid Folgendes: Es ereignete sich während eines nächtlichen Rundgangs durch die Straßen Madînas, dass Umar ibn Al-Chattâb ermüdete und sich deshalb an eine Hauswand lehnte. Währenddessen hörte er, wie eine Mutter zu ihrer Tochter sagte: ''O meine Tochter, stehe nun auf und vermische die Milch mit Wasser!''. ''Wie kann ich das tun, meine Mutter? Hast du denn nicht gehört, wie der Fürst der Gläubigen heute verboten hat, dass der Milch Wasser beigemischt wird?'' wandte die Tochter ein. Die Mutter erwiderte: ''Stehe auf und vermische die Milch mit Wasser; weder Umar noch seine Wachen können uns sehen.'' Die Tochter entgegnete: ''Wie könnte ich ihm in der Öffentlichkeit gehorchen und ihm dann den Gehorsam im Geheimen verweigern? Bei Allâh, das schickt sich nicht.'' Umar hörte diesem Gespräch bis zum Ende zu und sagte dann zu mir: ''O Aslam, kennzeichne diese Tür!'' Alsdann vollendete er seinen nächtlichen Rundgang. Am nächsten Morgen rief er mich und sagte mir: ''O Aslam, geh zu dem Haus, auf dessen Tür du gestern gekennzeichnet hast, und informiere dich, wer diese Frauen sind und ob sie einen Mann haben oder nicht!'' So ging ich zu dem Haus und fand eine ledige Tochter vor, die bei ihrer Mutter wohnte, die keinen Mann hatte.
Ich kehrte zum Fürsten der Gläubigen zurück und berichtete ihm dies. Er rief seine eigenen Söhne zu sich und sagte zu ihnen: „Wer von euch möchte heiraten? Hätte ich ein Verlangen nach Frauen, hätte ich diese Frau, deren Geschichte ich kenne, selbst geheiratet. Ich hoffe, dass einer von euch sie heiratet.“ Da sagte ihm sein Sohn Âsim: „O Vater, du weißt, dass ich noch ledig bin! So steht diese Frau eher mir zu.“ Daraufhin sandte der Fürst der Gläubigen jemanden zur Milchverkäuferin, der für seinen Sohn Âsim um die Hand deren Tochter anhielt. Somit heiratete sie Âsim und bekam von ihr eine Tochter, die später Abdul-Azîz ibn Marwân heiratete. Aus dieser Ehe stammt der große Asket Umar ibn Abdul-Azîz , der später zum fünften rechtgeleiteten Kalif ernannt wurde. Das edle Verhalten Umars war der Grund dieser gesegneten Heirat, deren Frucht ein Kalif war, der sich in der menschlichen Geschichte als einmalig erwies; sei es in Bezug auf seine Gerechtigkeit, seine Bescheidenheit oder die Zufriedenheit seines Volkes mit ihm.
Was die kennzeichnenden Merkmale einer frommen Frau betrifft, so sagte der Prophet : ''Möchtet ihr nicht, dass ich euch über den besten Besitz informiere? Die fromme Frau, die ihren Mann freudig stimmt, wenn er sie anschaut, ihm treu ist, wenn er abwesend ist, und ihrem Mann gehorcht, wenn er ihr etwas aufträgt.''
Von Abu Umâma wurde überliefert, dass der Prophet sagte: ''Der Gläubige hat keinen besseren Gewinn nach der Gottesfurcht als eine fromme Frau: sie leistet ihm Folge, wenn er ihr etwas aufträgt, und erfreut ihn, wenn er sie anschaut, und lässt ihn nicht im Stich, wenn er schwört, und bleibt ihm treu in Bezug auf seine Ehre und sein Vermögen, wenn er abwesend ist.'' (Ibn Mâdscha)
Dies sind die Äußerungen des Propheten zu den kennzeichnenden Merkmalen einer frommen Frau. Eine derartige Frau findet man zweifelsohne in einem ebenso frommen und religiös gestimmten Milieu; denn der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.
2-Anständigkeit:
Das zweite Kriterium für die Auswahl eines Ehepartners ist die Anständigkeit. Dieses Kriterium ist sehr eng mit der Religiosität verbunden. Eine fromme Frau ist zweifelsohne anständig. Ihre Religiosität schützt sie nämlich vor Obszönität, Frechheit, verdorbener Logik und unnützem Gerede. Es gibt keinen Zweifel daran, dass das Kriterium der Anständigkeit zur sachlichen und weisen Methodik der Partnerwahl gehört. Luqmân, der Weise, hatte Recht, als er seinem Sohn Folgendes empfohlen haben soll: ''O mein Sohn, wehe dir vor einer unanständigen Frau, denn sie wäre ein Grund dafür, dass du vorzeitig grau wirst! O mein Sohn, suche bei Allâh Zuflucht vor unanständigen Frauen und bitte Ihn um eine anständige Frau! Bemühe dich darum, eine gute und fromme Frau zu heiraten, so wirst du ewig glücklich sein!'.
3-Jungfräulichkeit:
Der Islâm hält dazu an, Jungfrauen zu heiraten, zumal das menschliche Gemüt sich dem Neuen zugeneigt fühlt und von Frauen, die vorher schon von jemand anderem berührt wurden, eher Abneigung empfindet. Deshalb sagte der Prophet seinem Gefährten Dschâbir Folgendes, als er erfuhr, dass dieser eine schon deflorierte Frau geheiratet hatte: ''Wäre es nicht besser gewesen, wenn du eine Jungfrau geheiratet hättest, damit sie mit dir und du mit ihr hättet scherzen können?''
Der geehrte Gefährte begründete seine Wahl damit, dass sein Vater verstorben war und kleine Kinder hinterlassen hatte, die der Fürsorge und Pflege bedurften. Eine deflorierte Frau habe mehr Erfahrung und könne diese Fürsorge am besten übernehmen. Sonst hätte er bestimmt eine Jungfrau auserwählt.
Dass man eine Jungfrau heiratet, hat große Vorteile und bedeutende Vorzüge: Sie widmet dem Mann, der sie unter allen Frauen auserwählte, all ihre Liebe. Alte, gemeint ist hier die erste Liebe, rostet ja nicht. Es ist nicht zu bezweifeln, dass sie demjenigen, der sie heiratet, all ihre Zärtlichkeit und Liebe schenkt, zumal sie vor ihm niemanden kannte.
4-Gebärfähigkeit:
Zu den islâmischen Kriterien für die Wahl einer Gattin zählt die Gebärfähigkeit der Frau. Kennzeichnend für eine gebärfähige Frau sind zweierlei:
Erstens: Das Freisein von Krankheiten, die eine Schwangerschaft verhindern. Diesbezüglich haben die zuständigen Ärzte das letzte Wort. Dieses Kriterium wird in einigen Ländern angewendet, indem sich die Ehepartner vor der Eheschließung einer Untersuchung unterziehen müssen.
Zweitens: Man muss untersuchen, ob ihre Familie, also ihre schon verheirateten Schwestern gebärfähig sind oder nicht. Falls sie es sind, wird sie es, so Allâh will, auch sein. Vererbung spielt hier eine wichtige Rolle. Deshalb forderte der Prophet dazu auf, gebärfähige Frauen zu suchen. Von Anas wurde überliefert, dass der Prophet zur Heirat anhielt und die ewige Ehelosigkeit strikt verbot, indem er sagte: ''Heiratet liebevolle und gebärfähige Frauen, denn am Tage der Auferstehung werde ich auf die große Anzahl meiner Gemeinschaft stolz sein!'' (Abû Dawûd und An-Nasâ`î)
Von Mâlik ibn Yasâr wurde überliefert, dass ein Mann zum Propheten kam und ihm sagte, dass er eine hübsche und schöne Frau gefunden habe, die aber unfruchtbar sei. Ob er sie dennoch heiraten solle. Der Prophet antwortete mit ''Nein''. Er wiederholte die Frage, doch bekam er dieselbe Antwort. Beim dritten Mal sagte ihm der Prophet : ''Heiratet liebevolle und gebärfähige Frauen, denn am Tage der Auferstehung werde ich auf die große Anzahl meiner Gemeinschaft stolz sein!'' ( Abû Dawûd und An-Nasâ`î ).
5-Ebenbürtigkeit:
Ebenbürtigkeit, sowohl in Bezug auf das Alter als auch in Bezug auf die Ausbildung: Entscheidend für die Wahl einer Gattin ist die Ebenbürtigkeit sowohl in Bezug auf das Alter als auch in Bezug auf die Ausbildung und Abstammung. In der islâmischen Rechtssprache nennt man dies die Angemessenheit unter den Partnern, die die Fortdauer und das Familienleben sowie die Harmonie zwischen Mann und Frau bewahrt. Über die Notwendigkeit dieses Kriteriums für die Gültigkeit der Heirat vertreten die Rechtsgelehrten verschiedene Ansichten.
Einige meinen, dieses Kriterium sei für die Gültigkeit der Ehe notwendig, wobei sie sich auf einige Überlieferungen des Propheten stützen, wozu folgende Überlieferungen gehören: ''Verheiratet (eure Töchter) mit Ebenbürtigen, heiratet die Ebenbürtigen und wählt edle Mütter für eure zukünftigen Kinder aus!'', ''Wählt edle Mütter für eure zukünftigen Kinder aus. Heiratet die Ebenbürtigen und verheiratet (eure Töchter) mit den Ebenbürtigen!' (Ibn Mâdscha)
Andere Rechtsgelehrte meinen hingegen, dass man sich nicht auf diese Überlieferungen stützen kann. Sie gehen außerdem davon aus, dass alle Muslime einander ebenbürtig sind. Dafür sprechen einige authentische Hadîthe, worunter sich der Hadîth befindet, den Al-Buchârî nach einer Aussage von Sahl überlieferte:
Ein Mann ging am Propheten vorbei. Der Prophet fragte die Anwesenden: „Was haltet ihr von diesem Mann?“ Die Leute sagten: „Er ist eher der Mann, dem man eine Frau zur Ehe geben wird, wenn er um die Hand dieser Frau bittet, und dessen Fürsprache angenommen wird, wenn er für jemanden spricht, und dem man gern zuhört, wenn er spricht." Der Prophet schwieg, bis ein Mann aus den Reihen der armen Muslime vorbeiging. Der Prophet fragte: „Was haltet ihr von diesem Mann?“ Die Leute sagten: „Er ist eher der Mann, dem man eine Frau nicht zur Ehe geben wird, wenn er um die Hand dieser Frau bittet, und dessen Fürsprache nicht angenommen wird, wenn er für jemanden spricht, und dem man nicht gern zuhört, wenn er spricht.“ Da sagte der Prophet : „Dieser Letztere wäre besser als die ganze Erde, wenn sie von Männern in der Art des ersten Mannes voll wäre.“
Wahrscheinlich war der Zweite der beste - sowohl im Hinblick auf seine Religiosität, als auch im Hinblick auf seine Anständigkeit.