Methoden, um stärker über den Qurân nachzudenken

25-10-2020 | IslamWeb

Frage:

Wie kann ich das Nachdenken über die Bedeutung des Qurâns oder einer bestimmten Andachtsformel (Adhkâr) und die Konzentration dabei fördern, obwohl ich mich in den islâmischen Disziplinen und der Qurânauslegung nicht auskenne? Soll ich mich um ein individuelles Verständnis bemühen? Oder soll ich lieber geeignete Personen fragen, damit ich von ihnen lerne, um zu vermeiden, dass ich einem falschen Verständnis der Qurânverse und Andachtsformeln verfalle? Soll ich die Bedeutung so annehmen, wie sie mir in den Sinn kommt, obwohl ich dies so nicht in zuverlässigen Quellen gelesen oder von einem anerkannten Gelehrten gehört habe?

Antwort:

Der Lobpreis gebührt Allâh und möge Allâh Seinen Gesandten sowie dessen Familie und Gefährten in Ehren halten und ihnen Wohlergehen schenken!

 

Strebe nach tiefem Nachsinnen und Verständnis, soweit es dir möglich ist. Falls du nicht weiterweißt, wende dich an Gelehrte. Das Nachdenken während der Rezitation und des Gottgedenken ist stark empfohlen, da der Erhabene sagt: „(Dies ist) ein gesegnetes Buch, das Wir zu dir hinabgesandt haben, damit sie über seine Zeichen nachsinnen und damit diejenigen bedenken, die Verstand besitzen” (Sûra 38:29).

 

Imâm An-Nawawî (Allâh erbarme sich seiner) sagte: „Die Rezitation des Qurâns ist die vorzüglichste Form des Gottgedenkens, und es ist notwendig, während des Rezitierens nachzudenken.“ Und ebenso: „Der Leser muss sich im Zustand der Demut, Ergebenheit und des Nachsinnens befinden, denn dies ist das Ziel der Rezitation. So öffnet sich seine Brust und sein Herz wird erleuchtet. Darauf weisen so viele Belege hin, dass sie nicht aufgezählt werden können und sie sind so bekannt, dass man sie nicht erwähnen muss. Manche unter den rechtschaffenen Vorfahren lasen in einer Nacht einen einzigen Vers, um ununterbrochen über ihn nachzudenken.“

 

In seinem Werk „Al-Adhkâr“ schrieb er: „Mit Dhikr (Gedenken) ist die Anwesenheit des Herzens gemeint. Dies muss stets das Ziel des Gottgedenkenden sein. Er muss sich bemühen, diesen Zustand zu erreichen und darüber nachdenken, was er im Dhikr wiederholt und was sich an Bedeutungen daraus ergibt. Nachdenken ist stark erwünscht im Dhikr und in der Rezitation – beide haben das gleiche Ziel.“

 

Allâh tadelt denjenigen, der nicht über den Qurân nachdenkt, mit folgenden Worten: „Denken sie denn nicht sorgfältig über den Qurân nach? Oder sind an (diesen) Herzen deren Verriegelungen (angebracht)?” (Sûra 47:24).

 

Auch sagt der Erhabene: „Wenn Wir diesen Qurân (als Offenbarung) auf einen Berg hinabsendeten, würdest du ihn wahrlich aus Furcht vor Allâh demütig werden und sich spalten sehen. Diese Gleichnisse prägen Wir den Menschen, auf dass sie nachdenken mögen” (Sûra 59:21).

 

Was am stärksten hilft, bei der Rezitation und dem Gottgedenken im Geist konzentriert zu sein, ist, sich im Herzen von den Angelegenheiten der Welt zu lösen. Damit erreicht man sein Ziel am leichtesten. Allâh der Erhabene sagt: „Und gedenke des Namens deines Herrn und widme dich Ihm ganz allein” (Sûra 73:8).

 

Dazu ist es notwendig, die richtigen Zeiten zu finden, in denen das Herz möglichst losgelöst von weltlichen Angelegenheiten und näher an einer Haltung der Demut ist. Dies sind z. B. die Zeit des Morgengebetes und die tiefe Nacht.

 

Und Allâh weiß es am besten!

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