Die Rückkehr zur Wahrheit ist eine Tugend – Teil 2

22/05/2022| IslamWeb

Sich unverschämt benehmen bedeutet, von der Wahrheit abzuweichen und zur List zu greifen, um die Wahrheit zu leugnen. Wie erhaben ist derjenige, der sich in Demut übt, zur Besinnung kommt und zu seinem Herrn eilt, um sich sein Wohlgefallen zu verdienen. Abû Bakr As-Siddîq (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) bot ein schönes Beispiel für eine schnelle Rückkehr zur Wahrheit, als er herausfand, dass Mistah ibn Athâtha, den er finanziell zu unterstützen pflegte, zu den Leuten gehörte, die seine Tochter Âischa (möge Allâh mit ihr zufrieden sein) verleumderisch beleidigt hatten. Also schwor er bei Allâh, dass er ihn nicht länger mit seinem Geld unterstützen werde. Als die Menschen Âischa (möge Allâh mit ihr zufrieden sein) verleumdeten und Allâh ihre Unschuld mit den Worten „Diejenigen, die die ungeheuerliche Lüge vorgebracht haben, sind eine (gewisse) Schar von euch“ (Sûra 24:11) bekräftigte, sagte sie: „Alle diese zehn Verse waren der Beweis für meine Unschuld. Da sagte Abû Bakr As-Siddîq, der Mistah zu versorgen pflegte, weil er sein Verwandter war: ‚Bei Allâh, ich werde Mistah nichts geben, nachdem er sich derart über Âischa geäußert hat.‘ Dann offenbarte Allâh: ‚Und es sollen diejenigen von euch, die Überfluss und Wohlstand besitzen, nicht schwören, sie würden den Verwandten, den Armen und denjenigen, die auf Allâhs Weg ausgewandert sind, nichts mehr geben, sondern sie sollen verzeihen und nachsichtig sein. Liebt ihr es (selbst) nicht, dass Allâh euch vergibt? Allâh ist Allvergebend und Barmherzig‘ (Sûra 24:22). Daraufhin sagte Abû Bakr: ‚Ja, bei Allâh, ich mag es, dass Allâh mir vergibt.‘ Er fuhr fort, Mistah Hilfe zu geben, die er ihm zu geben pflegte, und sagte: ‚Bei Allâh! Ich werde sie ihm niemals vorenthalten‘“ (Al-Buchârî).

Die Rückkehr zur Wahrheit ist besser als das Beharren auf Falschem

Es ist keine Schande, in Sünde zu fallen. Eigentlich sind alle Menschen anfällig für Sünde und die besten von ihnen sind solche, die oft bereuen. Es ist jedoch fatal, darauf zu beharren, Sünden zu begehen und im Falschen zu verharren, obwohl die Türen der Barmherzigkeit weit offen stehen und uns zur Reue auffordern. Abû Mûsâ (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) überlieferte, dass der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Allâh streckt Seine Hand nachts aus, damit der Sünder des Tages bereue, und Er streckt Seine Hand tagsüber aus, damit der Sünder der Nacht bereue, solange, bis die Sonne im Westen aufgehen wird“ (Muslim).

Du kannst diese Hürde überwinden, indem du ehrlich zu dir selbst bist und deine Fehler zugibst. Dies ist der erste Schritt auf dem Weg zur Reue und zur Rückkehr zu Allâh. In der Tat, wenn ein Diener seine Sünde zugibt und sie bereut, nimmt Allâh seine Reue an. Was könnte uns davon abhalten, uns zu bessern und unverzüglich mit aufrichtiger Reue zu Allâh zurückzukehren, während Er uns zu Seiner umfassenden Barmherzigkeit einlädt und unsere Schwäche und unser Übel mit Seinem Wohlwollen erwidert? Abû Huraira (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) überlieferte, dass der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Allâh der Erhabene sagt: ‚Ich bin so, wie Mein Diener es von Mir erwartet. Und Ich bin mit ihm, wenn er Meiner gedenkt. Wenn er für sich Meiner gedenkt, gedenke Ich seiner in Mir Selbst, und wenn er Meiner in einer Schar gedenkt, dann gedenke Ich seiner in einer Schar, die besser ist als seine. Und wenn er sich Mir um eine Handspanne nähert, nähere Ich Mich ihm um eine Elle. Und nähert er sich Mir um eine Elle, so nähere Ich Mich ihm um einen Klafter. Und wenn er gehend zu Mir kommt, eile Ich zu ihm‘“ (Al-Buchârî).

O gläubiger Diener! Eile zur Reue zu Allâh dem Erhabenen und hüte dich vor dem Zögern! Es ist das Verharren in der Sünde, das zwischen dem Menschen und der unverzüglichen Reue steht. Imâm Al-Buchârî (Allâh erbarme sich seiner) nannte eines der Kapitel im Kitâb Al-Îmân: „Über die Angst des Gläubigen, dass seine Taten wertlos werden, ohne dass er es merkt, und die Folgen des Verharrens in Ungehorsam und Heuchelei ohne Reue“ und erwähnte die Worte Allâhs: „und (die) nicht auf dem beharren, was sie getan haben, wo sie doch wissen“ (Sûra 3:135). Al-Hâfidh Ibn Hadschar (Allâh erbarme sich seiner) sagte hierzu: „Es ist so, als ob der Autor auf den Hadîth von Abdullâh ibn Amr anspielt, der in marfû-Form von Ahmad verzeichnet wurde: ‚Wehe den Beharrenden, die darauf beharren, (das Falsche) zu tun, während sie es wissen.‘ Dies bedeutet: Sie wissen, dass Allâh der Erhabene die Reue annimmt, wenn man bereut, dennoch suchen sie nicht Seine Vergebung, wie von Mudschâhid und anderen ausgeführt.“ Ihre Hartnäckigkeit spiegelt sich in ihrer Entschlossenheit wider, die Sünde erneut zu begehen und sie nicht aufzugeben, um sie vor Allâh zu bereuen. Allâh weiß es am besten.

Würde ein Gläubiger Untergang und Verderbnis wählen oder eher seinen Neigungen widerstehen und sich über die satanischen Fesseln erheben, sich von diesen befreien und der Barmherzigkeit Allâhs zuwenden? Falls du also jemals Unrecht tust, so verrichte Gutes, und wenn du jemals sündigst, so bitte um Vergebung. Vielleicht bezeugen deine Taten deine Eile, Allâh zu gehorchen. Wenn du jemanden beleidigst, entschuldige dich umgehend, bevor es zu spät ist, noch bevor deine Seele zum Zeitpunkt des Todes deine Kehle erreicht, denn dann nützt eine Reue nicht mehr. Allâh der Erhabene sagt: „Wenn sie die Kehle erreicht, während ihr dabei zuschaut und Wir ihm näher sind als ihr – aber ihr könnt es nicht sehen“ (Sûra 56:83-85). O Bruder, denkst du nicht daran, dass du sterben wirst und dass der Tod unvermeidlich ist? Ein Dichter sagte: „Es ist der Tod, vor dem es weder Schutz noch Flucht gibt. Sobald ein Verstorbener aus dem Sarg genommen wird, nimmt ein anderer sofort seinen Platz ein. Wir haben große Hoffnungen und warten auf ihren Ausgang, während der Tod uns vielleicht näher ist als unsere Hoffnungen. Bei Allâh beklagen wir uns über die Härte unserer Herzen, obwohl der Tod uns täglich eine Ermahnung anbietet.“

Wir bitten Allâh, uns unsere Fehler aufzuzeigen. Möge Er uns die Wahrheit als wahr erkennen und ihr folgen lassen. Möge Er uns die Falschheit als falsch erkennen lassen, um diese zu meiden. Wahrlich, Er ist über alle Dinge erhaben. Gepriesen sei Allâh, der Herr der Welten. Frieden und Segen seien auf unserem Propheten Muhammad, auf seiner Familie und seinen Gefährten.

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