Da die Sunna zur Ehe anregt und vor außerehelichen Beziehungen warnt, lässt sich folgern: Das Ziel der Scharîa in dieser Hinsicht besteht darin, die Beziehung zwischen Mann und Frau zu regeln und durch Vorschriften erlaubte Wege für sexuelle Bedürfnisse zu schaffen, welche mit edler Moral und höchsten moralischen Werten verbunden sind. Ein wichtiges Ziel der Scharîa ist es, die Beziehung zwischen Mann und Frau zu harmonisieren und Muslime vor sexueller Freizügigkeit zu bewahren, wie sie in der vorislâmischen Zeit der Unwissenheit (Dschâhiliyya) praktiziert wurde und heute in der Welt noch weitaus schlimmer und zügelloser ausgeprägt ist.
Das dritte erhabene Ziel der Familie ist das Erreichen von Ausgeglichenheit und Zuneigung zwischen den Eheleuten:
Gemäß der edlen Sunna trägt die Familie dazu bei, dass jeder der Ehepartner in der Gesellschaft des anderen Ruhe, Zuneigung, Barmherzigkeit und Harmonie empfindet und sie in Rechtschaffenheit und Taqwâ (Gottesbewusstsein) zusammenarbeiten, um die Beziehung nicht auf das rein Körperliche zu reduzieren. Zur Verwirklichung und Belebung dieses Ziels legt die Sunna besonders Wert auf Güte und gute Umgangsformen innerhalb der Ehe und schreibt diese vor. Der Gesandte Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Der Gläubige mit dem vollkommensten Glauben ist derjenige unter euch mit der besten Charaktereigenschaft und der beste unter euch ist der charakterlich beste von euch gegenüber seinen Frauen“ (At-Tirmidhî).
Abû Huraira (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) überlieferte, dass der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Seid gut zu den Frauen! Denn sie wurden wahrhaftig aus einer Rippe erschaffen; und das Krümmste an der Rippe ist wahrhaftig ihr oberster Teil. Wenn du dich anschickst, sie geradezurichten, zerbrichst du sie, und wenn du sie lässt, bleibt sie krumm. Behandelt die Frauen also gut!“ (Muslim).
Abû Huraira (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) überlieferte, dass der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Ein Gläubiger soll eine Gläubige nicht hassen: Mag er an ihr eine Charaktereigenschaft nicht, so wird er mit einer anderen (Eigenschaft) an ihr zufrieden sein“ (Muslim).
Aufgrund der vorgeschriebenen Verhaltensweisen, welche die intimen Beziehungen zwischen Ehepartnern regeln, erhebt der Islâm die Ehe über die bloße Befriedigung körperlicher und sexueller Bedürfnisse hinaus und verleiht ihr eine erhabenere Bedeutung. Diese schließt gute Absichten, das Gedenken an Allâh und die Einhaltung scharîabezogener Vorschriften ein und verwandelt die Ehe zu einer Form der Anbetung, für die ein Muslim belohnt wird.
Imâm Ibn Al-Qayyim (Allâh erbarme sich seiner) schreibt in „Zâd Al-Ma’âd“: „Was den Beischlaf anbelangt, so hat der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) die beste Weisung übermittelt, mit der die Gesundheit erhalten und sexuelle Befriedigung und Freude erlangt werden können. Der Beischlaf ist auch dem Zweck dienlich, für den er vorgesehen ist. Im Grunde ist der Beischlaf zur Verwirklichung von drei wesentlichen Zielen vorgesehen: Erstens: Die Erhaltung und Vermehrung der Menschen, bis die Bevölkerung die Anzahl der Seelen erreicht, die Allâh der Erhabene für dieses irdische Leben bestimmt hat. Zweitens: Austritt von Sperma, das im Körper Schaden anrichten kann, wenn es nicht ausgestoßen wird. Drittens: Befriedigung körperlichen Verlangens und Erlangung sexueller Freude. Im Paradies werden nur noch diese Eigenschaften vorhanden sein, da es dort weder Fortpflanzung noch ein Zurückhalten von Samen gibt, das durch Ejakulation ausgestoßen werden muss.“
In der Sunna werden unter anderem folgende islâmische Verhaltensregeln für den Beischlaf empfohlen, um oben erwähntes Ziel zu erreichen:
1. Der Ehemann sollte vor dem Geschlechtsverkehr mit seiner Frau mit einem Vorspiel beginnen, indem er sie streichelt, berührt, mit ihr flirtet und sie küsst, denn der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) pflegte ein Vorspiel mit seinen Frauen zu haben und sie zu küssen.
2. Der für den Beischlaf vorgesehene Dhikr sollte aufgesagt werden, welcher in Anlehnung an Ibn Abbâs (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) vom Propheten (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) überliefert wurde: „Mit dem Namen Allâhs. O Allâh, wende den Schaitân von uns ab; und wende den Schaitân von dem ab, womit Du uns bescherst“ (Al-Buchârî).
3. Es ist unter allen Umständen unzulässig, Analverkehr mit der Ehefrau auszuüben. Abû Huraira (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) überlieferte vom Propheten (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) Folgendes: „Verflucht ist, wer mit seiner Frau anal verkehrt“ (An-Nasâî in As-Sunan Al-Kubrâ).
4. Falls ein Mann mit seiner Frau den Beischlaf vollzogen hat und diesen wiederholen möchte, empfiehlt es sich, die rituelle Gebetswaschung zu vollziehen. Der Prophet sagte: „Wenn einer von euch mit seiner Frau den Beischlaf vollzieht und diesen wiederholen möchte, soll er zwischen beiden die rituelle Gebetswaschung vollziehen, denn sie verleiht ihm mehr Energie“ (Muslim).