In Allâhs Hand allein – Teil 1

17/10/2023| IslamWeb

Das wahre Wesen von Macht und Kraft

Die Antwort auf diese und andere ähnliche Fragen ist einfach: Allâh der Allmächtige wollte es so. Nichts geschieht in dieser Welt, außer mit der Erlaubnis des allmächtigen und weisen Schöpfers.

Allâh der Allmächtige hat in Seiner unendlichen Weisheit Gesetzmäßigkeiten und Mittel – auch das Böse – geschaffen, die gewisse Auswirkungen zulassen, unabhängig davon, ob Er diese liebt oder nicht. Das entbindet den Menschen nicht von seinen Plänen und Taten, ganz im Gegenteil: Die Gesetzmäßigkeiten bilden einen Prüfstein für den Glauben des Menschen. Es ist der schöpferische Willen Allâhs oder anders umschrieben: Al-Irâda Al-Kauniyya.

Im Vergleich dazu handelt es sich bei der Al-Irâda As-Schar‘iyya um den scharîatischen Willen Allâhs. Dieser gibt uns vor, was Allâh liebt und wir tun sollen und was Er verabscheut und wir zu unterlassen haben. Der Erhabene legt unmissverständlich dar, was Er verabscheut oder was Er liebt und somit unterstützt, nämlich das Gute, die Rechtschaffenen und ihre guten Taten.

Folglich geschieht alles, ob gut oder schlecht, mit Allâhs Wissen und nur mit Seiner Erlaubnis und durch Seinen Schöpfungsakt. Kriege, Eroberungen und die Niederlage der Schwachen durch die körperlich Starken finden allesamt mit Seiner Erlaubnis statt, denn dies ist Sein schöpferischer Wille. Allerdings hat der Mensch die Wahl; er allein entscheidet, ob er seine Handlungen durchführt oder nicht. Allâh der Allmächtige sagt im Qurân: „Er hilft, wem Er will, und Er ist der Allmächtige und Barmherzige. Das (ist) Allâhs Versprechen. Allâh bricht Sein Versprechen nicht, aber die meisten Menschen wissen nicht. Sie kennen nur das Äußerliche vom diesseitigen Leben, während sie des Jenseits unachtsam sind“ (Sûra 30:5-7).

Denkt man über die Menschheitsgeschichte nach und vergegenwärtigt sich die heutige Realität, erkennt man, dass Allâh der Allmächtige uns zu verschiedenen Gemeinschaften und Völkern gemacht hat, die miteinander um Ruhm ringen und wetteifern. Allâh gibt und nimmt, von wem Er will. Er gibt auch denen, die Er verachtet. Wie die vorhergehenden Verse aus dem Qurân zeigen, kann die materielle Zurschaustellung von Stärke täuschen. Diese ist lediglich ein Trugbild für die Glaubensverweigerer und jene, die Seine Zeichen missachten. Stärke in dieser Welt ist im Jenseits ohne jegliche Bedeutung, denn nur durch Allâhs Gunst gewinnt sie Gewicht.

Hier stellt sich folgende berechtigte Frage. Was bedeuten eigentlich Macht und Kraft für einen Muslim, der ja offen verkündet: Lâ haula wa lâ quwwata illa billâh (Keine Macht noch Kraft außer durch Allâh)?

Im Zuge unserer Antwort auf diese Frage werden wir verstehen, dass die Wurzel der Unterdrückung, die Allâh der Erhabene im Qurân immer wieder erwähnt, auf ein falsches Verständnis von Macht zurückgeht, nämlich auf das bereits erwähnte Trugbild. Alle Unterdrücker dieser Welt fühlen sich stark und sehen sich als Schöpfer ihres eigenen Schicksals, die über das Leben anderer entscheiden. Aber der Qurân macht deutlich, dass alles nach dem Willen Allâhs geschieht: „Allâh hat zu allem die Macht“ (Sûra 2:20).

Was ist das Wesen der Macht? Will Allâh, dass wir sie sehen? Welche Art von Machtvorstellungen müssen wir dann in uns selbst korrigieren, um eine Antwort auf unsere Frage zu erhalten?

Macht und göttliches Wissen

Erinnere dich an Ibrâhîm (Abraham), dem Vater der Propheten und Freund Allâhs. Er trat an König Nimrod heran und forderte ihn auf, sich Allâh dem Allmächtigen zu unterwerfen. Doch Nimrod äußerte Zweifel, widersprach ihm und wähnte sich im Recht, nur weil Allâh ihm ein Königreich verliehen hatte (Sûra 2:258). In seiner Arroganz verstand Nimrod sein Königreich und die Herrschaft über andere Menschen als Zeichen dafür, dass er niemandem gegenüber verantwortlich wäre. Ibrâhîm  Frieden sei auf ihm bestand darauf: „Mein Herr ist Derjenige, Der lebendig macht und sterben lässt.“ Nimrod sagte: „Ich mache lebendig und lasse sterben.“ In gewisser Weise traf dies zu. Nimrod konnte in seinem Königreich töten lassen, wen immer er wollte. Ibrâhîm reagierte auf diese Lüge wie folgt: „Allâh bringt ja die Sonne vom Osten her; so bringe du sie vom Westen her!“ Nimrod war sprachlos.

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