Unsere Werte für Ernährung – unsere Zukunft
08/06/2021| IslamWeb
Mehr als eine grundsätzliche Notwendigkeit zum Leben ist die Nahrung eine primäre Quelle für die Erfüllung unserer geistigen Essenz und der inneren Funktionen, die jeder Mann und jede Frau für ein bewusstes und ausgeglichenes Sein benötigen. Zu wissen, welche Bedeutung der Qurân und die Sunna der Nahrung in der Beziehung des Menschen zu seinem Herrn beimessen, wie der Mensch mit ihr umgehen soll, von der Beschaffung bis zum Verzehr, und wie groß ihr Einfluss auf das Leben ist, erhebt das Bewusstsein und erfüllt einen mit Ehrfurcht. Allâh der Erhabene sagt: „Und Er ist es, Der die Erde gedehnt und auf ihr festgegründete Berge und Flüsse gemacht hat. Und von allen Früchten hat Er auf ihr zwei, ein Paar, gemacht. Er lässt die Nacht den Tag überdecken. Darin sind wahrlich Zeichen für Leute, die nachdenken.Und auf der Erde sind nebeneinanderliegende Landstriche und Gärten mit Rebstöcken und (sonstige) Pflanzen und Palmen, mehrstämmig und einzelstämmig, die (alle) mit demselben Wasser bewässert werden. Wir zeichnen die einen von ihnen vor den anderen im Ernteertrag aus. Darin sind wahrlich Zeichen für Leute, die begreifen“ (Sûra 13:3-4).
Diese und andere Verse teilen uns mit, dass Nahrung mit der Schöpfungskette verbunden ist. Die erste Prüfung, der sich der Mensch laut dem Qurân stellen musste, während er noch im Paradies war, stand in Verbindung mit einem Baum und somit einer Nahrungsquelle. Auch die Kinder Israels hatten ihre Schwierigkeiten mit Allâh, weil sie die Nahrungsmittel, welche Er ihnen zu einem bestimmten Zeitpunkt zur Verfügung gestellt hatte, nicht mochten und Moses drängten, Allâh um zusätzliche Vielfalt zu bitten. Was die Jünger Jesu angeht, so erhielten sie Nahrung vom Himmel. Doch sie befolgten den Rat von Jesus nicht, Frömmigkeit durch Taten und nicht durch Wunder zu suchen. So wurde ihnen gesagt, dass sie im Jenseits dem Untergang geweiht sein werden, wenn sie sich Allâh gegenüber undankbar zeigen würden. Schließlich wurde die endgültige und ewige Botschaft Gottes offenbart. Der Qurân und die Sunna regeln die Angelegenheiten des Essens und der Ernährung und sehen in diesen wichtige Aspekte der Religion und des Lebens. Beweise dafür gibt es in den offenbarten Texten des Islâm im Überfluss. Es gibt zum Beispiel mehr als 100 Verse und Hadîthe, die auf Nahrung und Essen bezogene Anweisungen geben, einschließlich eines authentischen Hadîths, der vor dem Verzehr von verbotenen Nahrungsmitteln (schädliche oder solche, die durch illegale, ungerechte Mittel erlangt wurden) warnt und darauf hinweist, dass als Folge die eigenen Anbetungshandlungen negativ beeinflusst werden. Warum, so fragt man sich, diese starke Verbindung zwischen dem Missbrauch von Nahrungsmitteln und der Beeinträchtigung der Beziehung zu Gott? Wenn man die heutige Situation der Welt in Bezug auf die Beschaffung, die Herstellung und den Verzehr von Lebensmitteln betrachtet, sind diese Anweisungen sehr wohl prophetisch.
Niemals zuvor in der Geschichte der Menschheit war der Mensch mehr in der Lage, rücksichtslos in die Umwelt einzugreifen und die Nahrungsquellen durch den Missbrauch von Pestiziden, Hormonen und Antibiotika zu verändern und die Natur, wie sie seit Menschengedenken existiert, auf gefährliche Weise genetisch zu verändern – dank des wissenschaftlichen Fortschritts und der extrem aggressiven Geschäftspraktiken großer und transnationaler Konzerne, die den Profit als ihr Hauptziel verfolgen. Es ist zu erwarten, dass die Folgen davon mit der Zeit gefährlich weit über das hinausgehen, was wir heute durch die gravierenden Veränderungen unseres Klimas und unserer Umwelt, die zunehmende Verknappung von Nahrungsmitteln auf der ganzen Welt und die eskalierende Ausbreitung von schwer zu behandelnden, nie zuvor bekannten Krankheiten erleben.
Dies ist keine Botschaft des Untergangs. Vielmehr ist es eine über Hoffnung und die Tatsache, dass wir alle etwas tun können, um die Situation der Welt zu verbessern und andere zu inspirieren. Wir können damit beginnen, auf islâmisch erlaubte Weise zu essen. Vielleicht müssen wir dies erst einmal lernen. Wenn wir uns aber vor Augen halten, dass der Islâm Missbrauch, Schaden und Ausbeutung verbietet, nicht nur für Menschen, sondern auch für Tiere und die Umwelt, werden wir die Gründe besser verstehen. Darüber hinaus unterstützen wir den Aufruf vieler Gelehrter und Organisationen, biologisch und lokal zu essen und mit Bedacht zu konsumieren.
Aber zuallererst solltest du wissen, dass alles damit beginnt, die richtige Einstellung und das richtige Verhalten in Bezug auf Essen und Lebensmittel zu fördern. Es ist der Mangel an Erziehung dieser Grundlagen in vielen Kulturen in den letzten Jahrzehnten, der Essen zu einem Symbol für Gier, Herrschaft und Tod gemacht hat. Wir sollten gemeinsam daran arbeiten, Essen wieder zu einem Symbol für Großzügigkeit, Liebe, Mut und Selbstlosigkeit zu machen. Gemeinsam schaffen wir das.