Bloßstellung der Verräter vor den Menschen
Verräter und Treulose werden am Tag der Auferstehung vor den Zeugen bloßgestellt. Ibn Umar (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) überliefert, dass der Gesandte Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Wenn Allâh am Tag der Auferstehung die Früheren und Späteren versammelt, so stellt Er für jeden Treulosen eine Flagge auf. Es wird gesagt werden: Das ist der Betrug von Soundso, dem Sohn von Soundso.“ Das heißt, dass am Tag der Auferstehung hinter dem Betrüger eine Flagge aufgestellt wird, die auf seinen Verrat hinweist. Damit wird sein Verrat aufgedeckt als eine Demütigung und Erniedrigung im Angesicht der Zeugen. Und dann wird gesagt, wem dieses Erkennungszeichen gehört. Damit wird er unter den Menschen bekannt. „Ghadr“ (Betrug) ist im Kern der Verstoß gegen Treue und wird verwendet für jemanden, der einen anderen in seinem Versprechen oder seiner Sicherheit verrät. Da Betrug heimlich geschieht, wird eine solche Person (am Jüngsten Tag) bloßgestellt – all das, um ihn vollständig zu beschämen.
Kein Eintritt in das Paradies
Wer die Muslime hintergeht und betrügt und das Anvertraute verrät, wird nicht zu den Ersten gehören, die in die Gärten der Wonne eintreten. Abû Ya’lâ Ma’qil ibn Yasâr (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) berichtet, dass er vom Gesandten Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) hörte, wie dieser sagte: „Keinen Menschen (Abd) gibt es, den Allâh als Verantwortlichen (wörtl. Hirte) in einer Sache einsetzt, und der dann stirbt, während er die ihm Anvertrauten (bzw. seine Herde) betrogen hat, ohne dass Allâh ihm das Paradies verwehrt.“
Al-Qâdî Iyâd sagte: „Die Bedeutung ist eine klare Warnung an denjenigen, der die Muslime betrügt, während Allâh ihn mit einer Angelegenheit beauftragt und ihn zum Verantwortlichen über sie eingesetzt hat. Er hat ihn zum Statthalter für ihr Wohlergehen bestimmt und ihn zu einem Mittler in ihren Angelegenheiten eingesetzt, damit er diese in Bezug auf ihre Welt und ihr Jenseits verwaltet. Wenn er treulos handelt und nicht aufrichtig ist in dem, was ihm übertragen wurde, kann das folgendermaßen geschehen: Er vernachlässigt, was er von ihrer Religion und den Vorschriften der Scharîa schützen muss, obwohl er eigentlich Angriffe auf sie abwehren müsste; er lässt die Verfälschung der Bedeutung der Gebote zu, vernachlässigt die Grenzen und lässt den Verlust von Rechten zu; er unterlässt den Einsatz gegen die Feinde und wendet sich von der Gerechtigkeit ab. In all diesen Fällen hat er Verrat verübt.“
Seine Aussage: „(…) ohne dass Allâh ihm das Paradies verwehrt“ heißt: Er tritt nicht ein ins Paradies zusammen mit den Gewinnern und den Geretteten, weil er Seine Gnade in Bezug auf das Herrscheramt und die Verantwortung vor Untergebenen verleugnet und verräterisch an denen gehandelt hat, die unter seinem Befehl standen. Oder es ist in absolutem Sinne gemeint, weil so jemand vielleicht das Betrügen der Muslime als erlaubt ansieht.
Iyâd ibn Himâr Al-Mudschâschi’î (möge Allâh mit ihm zufrieden sein) überliefert, dass der Gesandte Allâhs (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Fünf sind die Bewohner des Höllenfeuers. (…) und der Verräter, dem nichts Begehrenswertes entgeht, selbst wenn es noch so klein ist, außer dass er Betrug verübt. Und jemand der ständig, morgens und abends, dich in Bezug auf deine Familie und deinen Besitz hintergeht.“ Der letzte Satz bedeutet: Er ist so gierig auf dein Vermögen und deine Familie, dass er dich betrügt, während du Vertrauenswürdigkeit und Keuschheit besitzt.
Weil Betrug eine hartnäckige Kranheit und ein niederträchtiger und verhasster Charakterzug ist, pflegte der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) davor Zuflucht bei Allâh zu suchen mit den Worten: „(…) und ich nehme meine Zuflucht bei Dir vor Verrat, denn wie schlimm ist dieser als verborgene Eigenschaft.“
Wenn wir die reinen Gebote des Islâms betrachten, so sehen wir, wie sehr vor diesem hässlichen Charakter gewarnt wird, auch wenn dies als Reaktion auf ein solches Verhalten geschieht: „Gib das Anvertraute dem, der es dir anvertraut hat. Und betrüge nicht den, der dich betrogen hat“ (Abû Dâwûd u. a.).