Die Sprache unter Ehepartnern

02/01/2019| IslamWeb

Die taktvollen, kultivierten qurânischen Begriffe, die die intime Beziehung zwischen Mann und Frau beschreiben, übertreffen alles, was in Bänden von Fachbüchern zum Thema der Beziehungen zwischen Mann und Frau offen behandelt wird.

Die geschlechtliche Beziehung zwischen Mann und Frau wird im Qurân mehrfach beschrieben:

„Eure Frauen sind euch ein Saatfeld. So kommt zu eurem Saatfeld, wann und wie ihr wollt. Doch schickt (Gutes) für euch selbst voraus. Und fürchtet Allâh und wisst, dass ihr Ihm begegnen werdet. Und verkünde den Gläubigen frohe Botschaft.“ (Sûra 2:223).

„Erlaubt ist euch, in der Nacht des Fastens mit euren Frauen Beischlaf auszuüben; sie sind euch ein Kleid, und ihr seid ihnen ein Kleid. Allâh weiß, dass ihr euch selbst (immer wieder) betrogt, und da hat Er eure Reue angenommen und euch verziehen. Von jetzt an verkehrt mit ihnen und trachtet nach dem, was Allâh für euch bestimmt hat, und esst und trinkt, bis sich für euch der weiße vom schwarzen Faden der Morgendämmerung klar unterscheidet! Hierauf vollzieht das Fasten bis zur Nacht! Und verkehrt nicht mit ihnen, während ihr euch (zur Andacht) in die Gebetsstätten zurückgezogen habt! Dies sind Allâhs Grenzen, so kommt ihnen nicht zu nahe! So macht Allâh den Menschen Seine Zeichen klar, auf dass sie gottesfürchtig werden mögen.“ (Sûra 2:187).

„Wie könnt ihr es (zurück)nehmen, wo ihr doch zueinander eingegangen seid und sie mit euch ein festes Abkommen getroffen haben?“ (Sûra 4:21).

Diese Verse beschreiben die intime Beziehung, die eheliche Beziehung, die völlige gegenseitige Hingabe darstellt.

Das Flüstern, der Blick und die Berührung

Die Ehefrau kultiviert ihren Ehemann und der Ehemann kultiviert seine Ehefrau; der Qurân verwendet landwirtschaftliche Begriffe, um eine gefühlvolle Beziehung zu beschreiben. Boden zu kultivieren bedeutet einen Ackerboden zu pflügen, um ihn luftdurchlässig zu machen, zu verjüngen und zu reinigen; es bedeutet, den Boden zur Aufnahme und Erzeugung vorzubereiten. Was muss der Ehemann tun, um seine Ehefrau zu kultivieren, besonders wenn der Begriff in einem sexuellen Kontext vorkommt? Das Bild ist klar: Der Mann ist frei, sich seiner Frau zu nähern, um wie im vorstehenden Vers erwähnt wurde in jeder ihm beliebigen Weise mit ihr zu schlafen, außer Analverkehr. Die Vorbereitung des Ackerbodens ist die vorausgehende Grundlage vor dem Einpflanzen der Samen.

Er sollte sie revitalisieren und kräftigen. Er sollte dafür sorgen, dass sie seine Liebe spürt, um sich jeglichen Drucks und vorhandener Traurigkeit zu entledigen. Die Freude wird nicht durch das Zusammentreffen beider Körper erlangt, das in der Erregung und im Eindringen des einen Organs in das andere gipfelt; es ist vielmehr das Zusammenspiel zwischen dem Ackerboden und dem Ackerbauer. Der Ehemann sollte den Körper seiner Frau nicht unberührt oder ungeliebt lassen, da ansonsten seine Arbeit nicht vollständig ist: Ein zartes Wort ins Ohr, ein liebevoller Blick in die Augen. Es geht um Körpersprache, einen wechselseitigen Dialog zwischen den beiden; von der Frau wird verlangt, dies zu erwidern - wenn nicht mit Gleichem, dann mit Besserem. Dies ist lediglich eine kurze Interpretation des qurânischen Terminus. Der größere Teil der Interpretation wird der Fantasie und Innovation des Paares überlassen, um die größte Dimension des Terminus zu erlangen.

Die Wärme einer Umarmung

Das zweite Bild beschreibt den Akt als Kleidung für das Paar. Der allgemeine Zweck der Kleidung besteht in Schutz, Wärme, Sicherheit und Ausschmückung: Es ist all das, was einem ohne Kleidung fehlt. In diesen intimen Momenten werden Ehemann und Ehefrau gegenseitige Kleidung. Er nimmt sie in seine Arme und diese Nähe wärmt sie; sie fühlt sich sicher. Er macht sich für sie zurecht und sie macht sich für ihn schön. Sie wärmt ihn mit ihrem Körper und überwältigt ihn mit ihrem Anblick. Zu dem Ausmaß, dass jeder zu einem Teil des anderen wird. Das Paar wird in diesen Momenten eins.

Liebe und Gefühle

Das dritte Bild, das Aufeinander-Eingehen, scheint eine weitere allgemeine Bedeutung zu sein. Dies ist zwar richtig, doch es bedeutet außerdem das Aufeinander-Eingehen der Körper. Und beide sind Teil eines breiteren Aufeinander-Eingehens, das Zusammentreffen der Seelen, die Verflechtung von Gefühlen. Die geschlechtliche Beziehung ist nicht vollständig; ohne das Umschlingen der Seelen gibt es kein Glücksgefühl. Ohne Liebe und ohne Gefühle wird der Akt zu einem Akt des Widerwillens anstatt zu einem Akt der Nähe.

Die liebevolle Berührung

Nun kommt der Augenblick des Geschlechtsverkehrs. Der Allmächtige entschloss Sich allerdings dazu, diesen mit der Formulierung „Begegnung des Fleisches“ zu beschreiben. In der arabischen Sprache ist dies die Ableitung des Wortes „Haut“, oder „zarte Haut“. Warum wird ein Wortlaut gewählt, um den Akt derart romantisch zu beschreiben? Es ist ein heiliges Zeichen, um die Ehemänner und die Ehefrauen daran zu erinnern, dass die Beziehung nicht das Zusammenkommen zweier Organe ist, sondern die Berührung. Hautnah trifft jeder Körperteil sein Gegenstück auf natürliche Weise und der Geschlechtsverkehr wird zu einer natürlichen Folge eines allgemeinen und umfassenden Zusammenkommens zweier Körper, zweier Eheleute.

Sich hingeben

Und schließlich das Ende. Der wunderbare Vers und all die Verse im Qurân sind ein Wunderwerk. Um alles bisher Gesagte klarzustellen, ist es eine göttliche Anordnung, zu spielen, zu kuscheln und alles in der eigenen Macht Stehende zu tun, um einander nahe zu kommen. Man muss sich darum bemühen, sich selbst in der besten Weise zu zeigen; der Zweck ist es, in der Seele einen feinen Eindruck zu hinterlassen. Es ist das Grundelement in allen menschlichen Beziehungen. Es ist ein schöner qurânischer Epos, der einen ziemenden Akt in einer höchstverherrlichenden Weise schildert, der höchste Liebesakt zwischen zwei Menschen, die füreinander sorgen und lediglich für einige Augenblicke miteinander verschmelzen.

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