Einer meiner Nachbarn hatte vor ungefähr einem Monat eine Knieoperation und ich nahm mir vor, ihn einen Monat lang zu besuchen. Täglich schob ich es auf den nächsten Tag auf und kam nie dazu. Letzte Woche bereitete ich mich ernsthaft darauf vor, ihn zu besuchen und sagte mir: „Keine Ausreden! Du musst diesen Bruder besuchen!“ Ich ging zum Abendgebet und wollte ihn nach dem Gebet besuchen, und - gepriesen sei Allah - da stand er in der Moschee mit den anderen Brüdern vor mir, fühlte sich besser und konnte laufen!
Möge Allâh mir vergeben!
Ich fühlte mich sehr schlecht und konnte mir gar nicht genug Vorwürfe machen, eine derart große Belohnung und eine derartige Gelegenheit, einen Nachbarn, einen muslimischen Bruder in Notzeiten zu besuchen, verpasst zu haben. Ich erinnerte mich an den Qudsî-Hadîth (mit von Allâh dem Propheten eingegebenen Wortlaut), in dem Allâh der Hocherhabene am Tag der Auferstehung zu einem Menschen sagt: „O Sohn Adams, Ich war krank und du hast Mich nicht besucht!" Er fragt: „O mein Herr; wie kann ich Dich besuchen, wo Du doch der Herr der Welten bist?“ Daraufhin sagt Er: „Wusstest du nicht, dass dieser und jener Meiner anbetend Dienenden krank war, und du hast ihn nicht besucht? Und warst du dir nicht bewusst, dass du, wenn du ihn besucht hättest, Mich bei ihm angetroffen hättest?“ (Muslim).
Möge Allâh mir vergeben!
Manchmal schieben wir gute Taten immer wieder auf. Doch kann uns jemand garantieren, dass wir morgen noch leben? Ich erinnerte mich an den Hadîth des Propheten Muhammad (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken), der demjenigen, der Kranke besucht, große Belohnung verspricht. Er (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Es gibt keinen Muslim, der einen anderen morgens besucht, außer das 70.000 Engel für ihn bis zur Nacht um Vergebung bitten. Und wenn er ihn nachts besucht, dann bitten 70.000 Engel für ihn bis zum Morgen um Vergebung und er wird einen Garten im Paradies erhalten.“ (At-Tirmidhî).
Möge Allâh mir vergeben!
Während ich tief über das Versagen nachdachte, mich bei dieser Gelegenheit mit guten Taten zu beeilen, erinnerte ich mich an den Hadîth, bei dem der Rufer des Himmels zu demjenigen, der den Kranken besucht, sagt: „Das hast du gut gemacht und dein Weg war ebenfalls gut und du hast einen Platz im Paradies erhalten!“ (At-Tirmidhî und Ibn Mâdscha). Warum eilen wir den Gelegenheiten, die sich uns präsentieren, um gute Taten zu verrichten, trotzdem nicht entgegen?
Möge Allâh mir vergeben!
Brüder und Schwestern: Die wichtigste Lehre, die wir daraus ziehen sollten, besteht darin, dass wir gute Taten nicht aufschieben, sondern dass wir zu ihnen eilen sollten.
Allâh sagt im Qurân: „Und beeilt euch um Vergebung von eurem Herrn und (um) einen (Paradies)garten, dessen Breite (wie) die Himmel und die Erde ist. Er ist für die Gottesfürchtigen bereitet.“ (Sûra 3:133). Wir sollten nicht vergessen, dass unsere Brüder und Schwestern im Islâm uns gegenüber Rechte besitzen, und es sollte keine Ausreden geben, diese guten Taten herauszufinden. Möglicherweise hat man ein geschäftiges Leben, doch wenn man wissen will, was wahre Produktivität im Islâm bedeutet, dann ist es das Sicherstellen, dass man die „Gelegenheiten“ und „goldenen“ Augenblicke nicht verpasst, seinen Bruder oder seine Schwester in Zeiten deren Not zu unterstützen. Schließlich könnte es eine Tat sein, die einen im Jenseits rettet. Nehmt euch Zeit für sie, und Allâh der Hocherhabene wird euch belohnen, segnen und Sich Zeit für euch nehmen, so Er will!
Ich hoffe, dass euch die Botschaft, sich mit guten Taten zu beeilen, erreicht und dass sie zu einem Grund für Allâh wird, mir zu vergeben!