Sittsamkeit – Ein auf den Kopf gestellter Denkansatz - Teil 3

13/03/2018| IslamWeb

Wie werden wir sittsamer?

 

Wenn die Charaktereigenschaften eines Menschen lediglich angeboren wären, dann wären sie schwer zu verändern oder zu ersetzen oder anzupassen. Die islâmische Rechtsprechung fordert dazu auf, schöne sittsame Eigenschaften anzunehmen und schlechte Charaktereigenschaften abzulegen. Wenn es nicht möglich wäre, dies zu tun, dann würde die islâmische Rechtsprechung nicht dazu verpflichten. Allâh der Allerhöchste sagt: „Wohl ergehen wird es ja jemandem, der sie läutert, und enttäuscht sein wird ja, wer sie verkümmern lässt.“ (Sûra 91:9-10).

 

Trotzdem sind die Menschen unterschiedlich in ihrer Fähigkeit und in ihrem Vermögen oder in ihrer Bereitschaft, bestimmte Charaktereigenschaften anzunehmen oder zu ändern. Wenn deshalb ein Mensch von Natur aus darauf angelegt ist, eine bestimmte Eigenschaft zum Ausdruck zu bringen, dann ist es einfacher diese Charaktereigenschaft noch weiterzuentwickeln. Dies liegt daran, dass seine natürliche Veranlagung (Fitra) ihm zuarbeitet. In Bezug auf Sittsamkeit als Charakterzug kann dieser sowohl angeboren sein als auch erworben werden. Es folgen einige Methoden, die dabei helfen Sittsamkeit zu erlangen und zu entwickeln:

 

- Unterlasse schamlose Worte oder Taten, wie beispielsweise obszöne oder böse Wörter! Dies wird den Satan verärgern, der diese Taten ausschmückt und Menschen dazu verlockt. Derartigen Handlungen nicht nachzugehen, würde ihn sogar verzweifeln lassen und er würde sich als Reaktion mit Schimpf und Schande zurückziehen.

 

- Informiere dich ständig über den Nutzen von Sittsamkeit und verschaffe deinem Herzen dieser wiederholt Zugang! Verpflichte dich auch dazu, die höchsten Stufen der Sittsamkeit zu erlangen und schmücke dich tatkräftig mit ihr!

 

- Stärke den Imân im Herzen, da Sittsamkeit eine Frucht des Imân und der Kenntnis über Allâh den Allmächtigen und Erhabenen ist! 

 

- Bete Allâh den Hocherhabenen an, indem du über Seine schönen Namen und Eigenschaften nachdenkst, die Gottesbewusstsein, ausgezeichneten Charakter und ausgezeichnetes Benehmen bewirken. Beispiele für derartige Namen sind: Der Zeuge, Der Aufpasser, Der Allwissende, Der Allhörende, Der Allsehende, Der Allesumfassende und Der Beschützer. Hâtim Al-Asam sagte: „Schließe mit dir selbst in drei Bereichen einen Bund: Wenn du etwas tust, dann denke daran, dass Allâh dich sieht, und wenn du sprichst, dann denke daran, dass Allâh dich hört, und wenn du schweigst, dann denke an Allâhs Kenntnis deines Inneren (Gedanken, Gefühle und Wesenheit)!“

 

- Verrichte beständig die pflichtmäßigen und empfohlenen Anbetungshandlungen, wie beispielsweise das Gebet! Allâh der Allerhöchste sagt: „… Gewiss, das Gebet hält davon ab, das Schändliche und das Verwerfliche (zu tun)…“ (Sûra 29:45). 

 

- Zum Gesandten Allâhs (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) wurde gesagt: „Der Soundso betet die ganze Nacht, doch wenn er aufsteht, dann stiehlt er!“ Daraufhin sagte er (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken): „Was du erwähnt hast, [seine Gebete] wird ihn [letztendlich] davon abhalten.“ Oder er sagte: „Seine Gebete werden ihn davon abhalten." (Überliefert von Ahmad) Die Zakâ ist ein weiteres Beispiel: Allâh der Meistverherrlichte sagt bezüglich der Zakâ: „Nimm von ihrem Besitz ein Almosen, mit dem du sie rein machst und läuterst …“ (Sûra 9:103).

 

- Sei immer aufrichtig und vermeide Unehrlichkeit! Denn Ehrlichkeit führt einen Menschen zu Rechtschaffenheit und Sittsamkeit ist ein Teil der Rechtschaffenheit. Der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken)  sagte: „Ihr solltet ehrlich sein, denn Ehrlichkeit führt zu Rechtschaffenheit und Rechtschaffenheit führt zum Paradies …" (Überliefert von Al-Buchârî und Muslim).

 

- Praktiziere aktiv und regelmäßig Sittsamkeit, damit sie zu einer natürlichen Veranlagung wird! Dies wird erfordern, dich selbst mit Geduld zu schmücken.      

 

- Treffe dich mit rechtschaffenen Menschen, mische dich unter sie, höre ihnen zu und lerne von ihrer Sittsamkeit! Einige Gelehrte sagten: „Belebe deine Sittsamkeit, indem du dich zu denen setzt, bei denen du dich schämst!“ Mudschâhid sagte: „Wenn einem Muslim von seinem Bruder lediglich das Schamgefühl vor ihm nutzen würde, das ihn vom Sündigen abhält, dann wäre dies ausreichend für ihn. (Makârim Al-Achlâq (S.84)).

 

- Mache dir die Sittsamkeit des großartigsten Vorbilds für die Menschheit, des Gesandten Allâhs (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken),  bewusst und lerne dessen Lebensgeschichte und edlen Charaktereigenschaften! Mache dir auch die Sittsamkeit seiner Gefährten und deren Leben bewusst, vor allem der rechtschaffenen Kalifen, der Zehn, denen die frohe Botschaft des Paradieses verkündet wurde, derjenigen, die Badr miterlebt haben und das Gelöbnis von Ridwân und der übrigen Muhâdschirûn und Ansâr und derjenigen unter den Leuten des Wissens und Glaubens, die in deren Fußstapfen treten!

 

- Entferne dich von einem verdorbenen Umfeld, das dich vom guten Charakter abhält! Begleite nicht diejenigen, die wenig Sittsamkeit aufweisen! Freunde dich stattdessen mit rechtschaffenen Menschen an! Im Hadîth des Propheten über den Mann, der hundert Seelen tötete, sagte der wissende Mann: „… Und wer kann sich zwischen dich und eine aufrichtige Reue stellen? Geh in das und das Land, da du dort Menschen antreffen wirst, die Allâh anbeten! Dann bete mit ihnen Allâh an und kehre nicht in dein Land zurück, da es ein übles Land ist! …" (Überliefert von Al-Buchârî und Muslim).

 

Wir bitten um Allahs Vergebung für jeden Fehltritt und für jeden Fehler, den wir mit dem Stift begangen haben. Und wir bitten um Seine Vergebung für jegliche Worte, die nicht unseren Taten entsprechen. Wir bitten um Seine Vergebung für alles, was wir trotz unserer Unzulänglichkeiten an Wissen gezeigt oder offenbart haben. Wir bitten darum, dass Er uns dazu bringt, nach dem zu handeln, was wir wissen, einzig Seinetwegen, und dass Er dieses Wissen auf unsere Waagschale der rechtschaffenen Taten legt, wenn uns unsere Taten vorgezeigt werden. Wahrhaftig, Er ist höchstmildtätig und großzügig!

 

Anmerkung: Die Auszüge wurden mit leichten Modifikationen übersetzt. Die Absatzüberschriften sind nicht genau so formuliert wie im Buch.

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