Wie ein Verbot von Zinsen den Handelszyklus und den Unternehmergeist beeinflusst

17/12/2013| IslamWeb

Wie ein Verbot von Zinsen (Ribâ/unerlaubter Zuwachs) den Handelszyklus und den Unternehmergeist beeinflusst
 
Der Islâm hat ein äußerst striktes Verbotvon Zinsen (Ribâ/unerlaubter Zuwachs). Zinsen sind ein ungerechtes, unerlaubtes und unverdientes Einkommen, das gewöhnlicherweise benutzt wird, um Transaktionen wie Geldverleih oder Darlehen zu formalisieren. Muslime behaupten, dass Ribâ der Grund für die meisten Missstände des heutigen Wirtschaftssystems ist. Die islâmische Wirtschaftslehre schlägt an Stelle von Zinsen eine gerechtere Methode mit Gewinnbeteiligung vor, sprich in der beide Parteien je nach Einlage oder betreffendem Geschäft ein anteilmäßiges Einkommen erhalten.
 
Eines der Hauptargumente zu Gunsten des Verbots von Zinsen besteht darin, dass sich wirtschaftliche Aktivitäten auf tatsächliches Unternehmertum, tatsächlichen Handel und tatsächliche Produktion konzentrieren anstatt auf künstliche Manipulationen von Zinsraten. Dies ist eines der Hauptprobleme des modernen Kapitalismus, das zu etlichen Seifenblasen führte, die mehrmals zum Finanzmarkt-Crash beisteuerten. Diese haben sowohl direkt als auch indirekt negative Auswirkungen auf die Gesellschaft.
 
Während neuzeitliches wirtschaftliches Denken davon ausgeht, dass Zinsen helfen, Ersparnisse zu erhöhen, argumentieren Muslime damit, dass Ersparnisse mit Einkommen und eben nicht mit Zinsen in Verbindung stehen. Typischerweise sind Zinsen nur eine Zweitüberlegung beim Erwirtschaften von Ersparnissen. Ein zinsfreies System ermöglicht ferner eine bessere Zuordnung von Ressourcen zu Projekten, die eine unmittelbare Auswirkung auf die Gesellschaft haben, und eben nicht auf Projekte, die nur auf Grund ihrer ungewöhnlichen Zinsrate attraktiv sind. Ein System, das auf Gewinnbeteiligung beruht, legt auch auf die einzelnen Beteiligungen und das unternehmerische Vorhaben Wert und nicht auf eine bestimmte Einstufung der Kreditwürdigkeit von Individuen.
 
Muslimische Ökonomen betrachten Zinsen zudem als eine destabilisierende Kraft auf dem Markt. Dies ist darauf zurückzuführen, dass sich Zinsen grundsätzlich zum Spekulieren eignen. Einrichtungen und Individuen, die sich lediglich dem Spekulieren und der Manipulation des Marktes widmen, um Geld zu verdienen, haben nichts mit einem Projekt von wahrer Bedeutung und wahrem Wert zu tun. Gepflogenheiten, wie Horten von Kapital, um einen Vorteil aus höheren Zinsraten zu ziehen, wodurch dieses Kapital blockiert wird produktiv genutzt zu werden, machen den Markt instabil. Diese Praktiken machen Finanzplanung zu einem Glücksspiel; sie stören den Handelszyklus und machen den Markt fast unberechenbar. Muslimische Ökonomen sagen voraus, dass ein Markt ohne Zinsen weniger spekulative Praktiken beinhalten werde, was wiederum zu niedrigeren Schulden führen werde. Der Islâm verbietet keine Schulden. Allerdings sollen diese zinsfreie Schulden sein, die mit verschiedenen finanztechnischen Verfahren gehandhabt werden, die keinen Ribâ, in welcher Form auch immer, beinhalten.
 
Viele Finanzmarkt-Crashs und finanzielle Probleme in den letzten Jahrzehnten können der Manipulation von Zinsraten und anderer Wertpapiere, exzessiven Spekulationspraktiken und einem Mangel an Investitionen und unternehmerischen Initiativen für Infrastruktur und neue Technologien zugeschrieben werden. Moderne Wirtschaftspraktiken können ferner zu unzumutbaren Arbeitslosenquoten und Infrastrukturproblemen führen. Islâmische Ökonomen schlagen vor, Zinsen durch Gewinnbeteiligungsverfahren zu ersetzen, um viele dieser Probleme zu lösen.

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