Vergebung
04/12/2013| IslamWeb
Der Prophet möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken sagte: „Alle Kinder Adams gehen ständig fehl. Doch die Besten derjenigen, die ständig fehlgehen, sind diejenigen, die ständig bereuen." (At-Tirmidhî, Ibn Mâdscha, Ahmad, Hâkim und von Al-Albânî als authentisch eingestuft).
Kommen wir zur nächsten Stufe der Erlangung von Seelenruhe! Manchmal wissen wir nicht, warum wir uns niedergeschlagen fühlen. Wir sprachen über „Al-Dschabbâr" und darüber, wie wir auf Allâh zugehen sollen, damit Er unsere gebrochenen Herzen heilt. Doch manchmal ist es mehr als das – es ist das schwere Gewicht der Sünden, das auf unseren Herzen liegt. Dieses Thema könnte uns unangenehm sein, da es etwas ist, an das wir nicht erinnert werden wollen. Es ist schwierig über unsere Sünden nachzudenken und uns mit ihnen auseinanderzusetzen – und es macht uns sogar noch deprimierter! Doch der Prophet möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken lehrte uns etwas sehr Tiefgründiges über den Zusammenhang zwischen Sünden und dem Zustand unseres Herzens. Er sagte:
„Wenn ein anbetend Dienender eine Sünde begeht, dann erscheint ein schwarzer Fleck auf seinem Herzen ..."
Gepriesen sei Allâh! Wenn wir Sünden begehen, dann lasten sie schwer auf unseren Herzen. Stell dir eine seelische Verdunkelung des Herzens auf Grund der Fehltaten vor, die wir begehen – ist es da noch verwunderlich, dass wir nicht genau bestimmen können, warum wir uns niedergeschlagen fühlen? Allerdings informierte uns der Prophet möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken auch über das dafür geeignete Reinigungsmittel:
„Doch wenn er es aufgibt, Vergebung sucht und bereut, dann wird sein Herz gereinigt werden..."
Natürlich ist das Gebet, wie auch die rituelle Gebetswaschung, ein Reinigungsmittel, da es schwierig ist jede Fehltat, die wir begehen, genau zu bestimmen. Doch für eine zielgerichtete Reinigung benötigen wir etwas mehr, da der Prophet möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken fortfährt:
„...doch wenn er es wiederholt, dann wird [die Schwärze] zunehmen, bis sie sein Herz überzieht." (Von At-Tirmidhî, Ibn Mâdscha überliefert und von Al-Albânî als authentisch eingestuft).
Wir benötigen Bitten um Vergebung und Reue, wie es der Prophet möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken sagte. Ein wenig Zeit bereitzustellen, um sich zurückzulehnen, nachzudenken, um Vergebung zu bitten und zu versuchen diese Sünde nicht nochmals zu begehen, stellt eine Möglichkeit dar, uns zu verbessern und zu erkennen, wie barmherzig und nachsichtig Allâh ist. Trotz der Tatsache, dass wir Fehltaten begehen, hat Er uns nicht bestraft.
Manchmal vermeiden wir es, uns bei einem Menschen zu entschuldigen, da wir verspüren, dass wir zurückgewiesen werden oder dass diese Person es uns sehr schwer machen wird, bis sie uns verzeiht – deshalb vermeiden wir letztendlich einfach die Situation. Manchmal macht uns das Schamgefühl unfähig, uns zu entschuldigen. Bei Allâh sollte es jedoch keine Angst davor geben. Wenn wir unsere Fehltaten eingestehen und uns bewusst und aufrichtig darum bemühen, um Vergebung zu bitten, dann ist Allâh der Hocherhabene bereit unsere Sünden zu vergeben, selbst wenn sie wie Berge sind. Es ist erstaunlich, wie allein schon die Handlung, zu Allâh zurückzukehren, nachdem wir eine Fehltat begangen haben, an sich eine Anbetungshandlung ist, die Allâh liebt. Allâh sagt in einem Qudsî-Hadîth (das heißt mit einem von Allâh dem Propheten eingegebenen Wortlaut):
„O Sohn Adams! So lange du Mich anrufst und Mich bittest, werde Ich dir vergeben, was du getan hast, und Ich werde es nicht beachten. O Sohn Adams! Würden deine Sünden bis zu den Wolken reichen und würdest du Mich dann um Vergebung bitten, so würde Ich dir vergeben. O Sohn Adams! Würdest du zu Mir kommen mit Sünden, fast so groß wie die Erde, und würdest du dann vor Mir stehen und Mir keinen Partner zuschreiben, dann würde Ich dir fast genausoviel Vergebung entgegenbringen." (At-Tirmidhî und von Al-Albânî als authentisch eingestuft).
Manchmal nehmen wir an, dass nur diejenigen, die gravierende Sünden begangen haben, zu Allâh zurückkehren müssen. Doch der Prophet möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken sagte: „Vorsicht vor kleinen Sünden! Denn sie mehren sich, bis sie einen Menschen zerstören." (Ahmad, Tabarânî von Al-Albânî als gut eingestuft).
Auf welcher Stufe wir uns auch befinden - wir haben es nötig, um Vergebung zu bitten und wahrhaftig zu bereuen. Wenn der Prophet möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken höchstpersönlich 70 Mal am Tag um Vergebung bat, warum meinen wir dann, dass wir erst etwas Entsetzliches begehen müssen, bevor wir Allâh um Vergebung bitten? Wenn wir darüber nachdenken, ist jede Sünde ein schwarzer Punkt. Diese schwarzen Punkte häufen sich an, bis unser Herz hart wird und nichts mehr empfindet. Ein Beispiel hierfür ist das Fluchen und Schwören. Das erste Mal, wenn wir etwas sagen, das wir nicht sagen sollten, verspüren wir dieses Schuldgefühl in unserem Herzen. Wenn wir es dann ständig wiederholen, wird es normal. Warum? Weil unsere Herzen von diesen schwarzen Punkten umhüllt werden.
Wenn wir jedoch ständig zu Allâh zurückkehren und um Seine Vergebung bitten, dann werden wir ermahnt. Wir werden demütig, weil wir dazu gezwungen sind, diesen kleinen Sünden ins Auge zu sehen, die schwer auf unseren Herzen lasten – und dadurch werden unsere Herzen – so Allâh will – gereinigt. Weil wir unseren Sünden ins Auge sehen, versuchen wir uns ständig zu verbessern; wir werden nicht selbstgefällig. Es mag schwierig scheinen, doch mit dieser ständigen Rückkehr zu Allâh wird eine Last von unseren Schultern genommen. Indem wir dies tun, werden wir Allâhs Namen Al-Ghaffâr (der Vielvergebende), Al-Ghafûr (der oft Vergebende), At-Tauwâb (der Reue ständig Annehmende) und Ar-Rahîm (der Allbarmherzige) verwirklichen – und wir bestätigen im Grunde erneut unseren Glauben an Seine Eigenschaften. Betrachte folgendes Beispiel der Barmherzigkeit Allâhs, wenn wir Sünden begehen! Der Prophet möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken sagt uns in folgendem Hadîth: „Der Schreiber auf der linken Seite verzögert das Aufzeichnen der Sünde eines Muslims um sechs Stunden. Wenn er [innerhalb dieser sechs Stunden] bereut und um Allâhs Vergebung bittet, dann unterlässt er es. Wenn er dies nicht tut, dann schreibt er es als eine einzige Sünde nieder." (Tabarâni und von Al-Albânî als Hasan eingestuft).
Wenn wir darüber hinaus aufrichtig um Vergebung bitten und Allâh unsere Reue annimmt, dann vergibt Er uns nicht nur, sondern wandelt diese schlechten Taten in gute um – stell dir vor, dass Jahre der Versündigung in Jahre der Belohnung umgewandelt werden können. Wie? Allah sagt im Qurân: "Außer wer bereut und den Glauben verinnerlicht und Rechtschaffenes wirkt; jenen wird Allâh ihre schlechten Taten in gute Taten eintauschen; und Allâh ist ja stets vergebend, allbarmherzig." (Sûra 25:70).
Wie können wir nicht zu Allâh zurückkehren wollen, der wahrhaftig der Barmherzigste der Barmherzigkeit Zeigenden ist?
Einige Möglichkeiten um Vergebung zu bitten:
Der Prophet möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken lehrte Âischa : „Wahrhaftig! Reue über Versündigung ist [die Tat zu] bedauern und um Vergebung bitten." (Baihaqî).
Die innere Komponente ist, dass man bedauert, was man getan hat – unabhängig davon, ob es eine kleine Lüge, ein Blick auf etwas, das wir nicht anblicken sollten, Rücksichtslosigkeit oder sogar etwas Größeres ist. Die äußere Komponente ist, Allâh um Vergebung zu bitten. Der Prophet möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken lehrte uns einige Methoden, wie man dies tun kann. Im Folgenden lernen wir zwei davon kennen:
Der Prophet möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken sagte: „Wer es tagsüber mit festem Glauben daran sagt und am selben Tag vor dem Abend stirbt, der wird zu den Paradiesbewohnern gehören; und wenn es jemand nachts rezitiert, mit festem Glauben daran und vor dem Morgen stirbt, so wird er zu den Paradiesbewohnern gehören:
„O Allâh! Du bist mein Herr! Es gibt keine Gottheit außer Dir. Du hast mich erschaffen und ich bin Dein anbetend Dienender und ich halte mich an mein Abkommen und mein Versprechen so gut ich kann. Ich suche Zuflucht bei Dir vor all dem Übel, das ich begangen habe. Ich bestätige vor Dir all die Gunst, die Du mir gewährt hast, und ich gestehe Dir all meine Sünden. Deshalb flehe ich Dich an, meine Sünden zu vergeben, denn niemand außer Dir vergibt Sünden." (Al-Buchârî).
Der Prophet möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken sagte ferner: „Wer eine Sünde begeht und dann die rituelle Gebetswaschung durchführt, dann rituelle Gebete verrichtet und um Allâhs Vergebung bittet, dem wird Allâh gewiss vergeben." Hiernach rezitierte der Prophet möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken den Vers „Und diejenigen, die – wenn sie etwas Unmoralisches begangen oder ihren Seelen Unrecht zugefügt haben – Allâhs gedenken und dann für ihre Sünden um Vergebung bitten - und wer sollte die Sünden vergeben außer Allâh? – und nicht auf dem beharren, was sie getan haben, während sie wissen." (Sûra 3:135) (At-Tirmidhî).
Möge Allâh uns zu denjenigen machen, die ständig zu Ihm zurückkehren und um Vergebung bitten – als Mittel, um Seelenruhe zu erlangen, damit wir, wenn wir Ihn schließlich am Tag des Gerichts treffen, wir zu jenen gehören, die zu Allâh mit integrem Herzen kommen! "Am Tag, da weder Vermögen nutzt noch Söhne, es sei denn, wer zu Allâh mit integrem Herzen kommt." (Sûra 26:88-89).