Erlaubte Handlungen und Anstandsregeln beim Fasten:
Es gibt viele Handlungen, die Allâh zur Erleichterung für Seine anbetend Dienenden erlaubt hat, und dazu gehören Folgende:
1. Es ist für den Kranken und den Reisenden, dem das Fasten schwer fällt, erlaubt, das Fasten zu brechen, da Allâh der Erhabene sagt: "... Wer jedoch krank ist oder sich auf einer Reise befindet, eine (gleiche) Anzahl von anderen Tagen (fasten). Allâh will für euch Erleichterung; Er will für euch nicht Erschwernis ..." (Sûra 2:185).
2. Der Fastende darf den Siwâk (Zahnputzhölzchen) benutzen, und zwar zu jeder Zeit, vor- oder nachmittags; dies ist, so Allâh will, die richtige Meinung. Einige Gelehrte führen als Beweis dafür, dass es nachmittags nicht erlaubt ist, einen Hadîth von Alî an, in dem er vom Propheten berichtet: "Wenn ihr fastet, dann benutzt den Siwâk vormittags und benutzt ihn nicht nachmittags!" Dieser Hadîth wurde jedoch von Al-Baihaqî und Ad-Daraqutnî überliefert und ist sehr schwach.
Die Benutzung des Siwâk ist also für den Fastenden zu jeder Zeit erlaubt, und besonders erwünscht ist dies in den Fällen, die ausdrücklich erwähnt wurden, nämlich die folgenden sechs:
- Vor dem rituellen Gebet.
- Bei der rituellen Gebetswaschung.
- Beim Betreten des Hauses.
- Beim Aufwachen.
- Beim Rezitieren des Qurân.
- Wenn der Geruch des Mundes unangenehm wird.
3. Zu den erlaubten Handlungen während des Fastens gehören auch das Spülen von Mund und Nase, ohne jedoch dabei zu übertreiben, sodass kein Wasser in den Rachen gelangt und das Fasten dadurch ungültig wird. In einem von At-Tirmidhî, An-Nasâî, Abû Dâwûd und Ahmad überlieferten Hadîth steht, dass der Prophet zum Gefährten Laqît ibn Sabra sagte: "Spüle deinen Mund und deine Nase intensiv, außer wenn du fastest!" (Überliefert von Abû Dâwûd).
4. Zu den erlaubten Handlungen gehört ferner, dass die Frau beim Kochen das Essen kosten darf, allerdings unter der Bedingung, dass nichts davon in den Magen gelangt.
5. Zu den erlaubten Handlungen gehört ebenfalls, dass der Fastende sich wegen der Hitze und des Durstes durch Duschen und Ähnliches abkühlen darf. In einem authentischen Hadîth berichtete Abû Bakr ibn Abdurrahmân von einem der Gefährten des Propheten möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken, dass dieser sagte: "Ich sah den Propheten wegen des Durstes oder der Hitze das Wasser über seinen Kopf gießen, während er fastete." (Überliefert von Abû Dâwûd).
6. Es ist weiterhin erlaubt, bei Bedarf Ohren- oder Augentropfen aus medizinischen Gründen zu benutzen, auch wenn ihr Geschmack im Rachen zu spüren ist, denn es handelt sich dabei nicht um Essen oder Trinken und auch nicht um dem Essen oder den Getränken ähnliche Substanzen, wie Scheich des Islâm Ibn Taimiya sagte. Dem asthmakranken Fastenden ist es auch erlaubt, bei Bedarf die Sprühdose zu benutzen, und er darf dann sein Fasten fortsetzen. Sein Fasten ist somit gültig, da diese Sprühdose weder Essen oder Trinken noch dem Essen oder den Getränken ähnliche Substanzen enthält, und Allâh sei Dank für seine Gaben und Erleichterung!
- Was aber die Anstandsregeln des Fastens angeht, so gehört Folgendes dazu:
1. Die Mahlzeit des Sahûr einzunehmen, da der Prophet möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken in einem Hadîth sagt: "Nehmt die Mahlzeit des Sahûr ein, denn es ist eine gesegnete Mahlzeit!" (Überliefert von Al-Buchârî und Muslim).
Beim Sahûr reicht wenig Essen, sogar ein Schluck Wasser. Es ist erwünscht, den Sahûr zu verzögern, da in beiden Sahîh-Werken ein Hadîth von Anas überliefert wurde, in dem Zaid ibn Thâbit sagte: "Wir nahmen einmal den Sahûr mit dem Gesandten Allâhs ein und begaben uns dann zum Gebet." Anas fragte: "Wie lang war die Zeitspanne zwischen dem Gebetsaufruf und dem Sahûr?" Er sagte: "Die Zeit [, die zum Lesen erforderlich ist] von fünfzig Qurân-Versen." (Überliefert von Al-Buchârî und Muslim).
2. Dazu gehört ebenso, das Fasten unmittelbar nach dem Sonnenuntergang zu brechen, da Sahl ibn Sa‘d berichtete, dass der Prophet möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken sagte: "Die Leute bleiben immer noch in Güte, solange sie sich mit dem Fastenbrechen beeilen." (Überliefert von Al-Buchârî und Muslim). Es gehört zur Sunna, zum Fastenbrechen reife Datteln einzunehmen, und falls keine vorhanden sind, dann trockene Datteln, und wenn nicht, dann Wasser.
3. Zu den Anstandsregeln des Fastens gehört, beim Fastenbrechen Bittgebete zu sprechen. Denn das Bittgebet des Fastenden wird nicht zurückgewiesen. Zu den schönsten Überlieferungen diesbezüglich gehört der von Abû Dâwûd überlieferte akzeptable Hadîth von Ibn Umar, dass der Prophet beim Fastenbrechen zu sagen pflegte: "Der Durst ging vorüber, die Adern wurden befeuchtet und die Belohnung wurde fällig, so Allâh will." (Überliefert von Abû Dâwûd).
4. Zu den obligatorischen Anstandsregeln beim Fasten gehört, dass man Verleumdung, üble Nachrede und falsche Zeugenaussage unterlässt. Mein Lieber, wenn dein Magen sich des Essens und Trinkens enthält, dann sollen sich all deine Gliedmaßen der Sünden und Schlechtigkeiten enthalten!
Ich bitte Allâh den Hocherhabenen, mich und euch zu denjenigen zu zählen, die die Worte hören und dem Besten davon folgen.
- Und zum Schluss reden wir über einige Fehler beim Fasten:
Die Fastenden gehören zweifellos zu den besten anbetend Dienenden Allâhs des Erhabenen, aber trotzdem machen einige Fastende einige Fehler, und dazu gehört Folgendes:
1. Es gibt einige, die sich zu Ramadânbeginn der Anbetung ernsthaft zuwenden; sie verrichten das rituelle Gebet regelmäßig in Gemeinschaft, rezitieren den Qurân regelmäßig, mehren das Gedenken Allâhs und die Bittgebete um Vergebung und verrichten das Tarâwîh-Gebet (freiwilliges rituelles Gebet nach dem Nachtgebet im Ramadân). Wenn die ersten Tage des Monats jedoch vorbei sind, werden sie nachlässig und lassen sich ablenken. Es gibt weder Macht noch Kraft außer durch Allâh! Erinnere dich, mein Lieber, an folgende Worte des Propheten möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken: "Von allen Taten sind die regelmäßig durchgeführten Taten Allâh am liebsten, auch wenn sie wenig sind." (Überliefert von Al-Buchârî und Muslim). Und denke auch an diese seine Worte: "Die Taten werden nach ihren Abschlüssen beurteilt." (Überliefert von Al-Buchârî und Muslim).
2. Zu den großen Fehlern, die von einigen Fastenden begangen werden, gehören Härte, Grobheit, Barschheit und der schlechte Umgang mit Mitarbeitern oder mit anderen Menschen unter dem Vorwand, dass sie am Fasten sind. Gebietet das Fasten denn diese nervöse Umgangsweise? Oder hält es zum Gebrauch unzüchtiger Wörter an? Oder ruft es dich zur Härte, Barschheit oder Grobheit auf? Nein, auf keinen Fall! Das Fasten ist vielmehr eine Gelegenheit zum Erlernen von Tugend und Anstandsregeln.
Denke immer an folgende Empfehlung des Propheten möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken: "Das Fasten ist ein Schutz; so soll der Mensch während seines Fastentages weder Schändlichkeit noch trubelhaftes Treiben begehen; und wenn jemand ihn zum Zweikampf auffordert oder beschimpft, soll er zu ihm sagen: »Ich bin ein fastender Mensch…Ich bin ein fastender Mensch!«" (Überliefert von Al-Buchârî und Muslim).
3. Zu den Fehlern, die von einigen Fastenden begangen werden, gehört, dass sie Ramadân für eine Gelegenheit zum Ausschlafen, Faulenzen und Nichtstun halten. Du siehst den einen von ihnen den ganzen Tag verschlafen und sogar die rituellen Gebete vernachlässigen - möge Allâh uns davor bewahren! -, und dann bleiben sie die ganze Nacht wach. Manche von ihnen mögen folgenden Hadîth als Beweis führen: "Der Schlaf des Fastenden ist eine Art Anbetung", aber Scheich Al-Albânî hat diesen Hadîth als schwach eingestuft.
4. Zu den großen Fehlern gehört die auffällige Verschwendung bei Speisen und Getränken, wobei Unmengen an Überresten in den Mülleimer geworfen werden. Das ist zweifellos eine verbotene Verschwendung, die der ursprünglichen Weisheit des Fastens widerspricht.
Möge Allah Sich desjenigen erbarmen, der früher sagte: "Ihr esst Unmengen, trinkt Unmengen, verschlaft die ganze lange Nacht und behauptet, in der Anbetung Helden zu sein!"
Gemeint ist, Maß zu halten; aber sonst verbieten wir nicht die guten Dinge, die Allâh Seinen anbetend Dienenden erlaubt hat.
Wir bitten Allâh den Mächtigen, den Herrn des mächtigen Throns, dass Er uns unser Fasten, unser freiwilliges Nachtgebet, unsere Gebete und unsere Zakâ annimmt, denn dazu ist ER der Fähige.