Aller Lobpreis gebührt Allâh! Möge Er Seinen Gesandten sowie dessen Familie und Gefährten in Ehren halten und ihnen allen Wohlergehen schenken! Und nun zum Thema!
Zorn ist eine Charaktereigenschaft, von der sich ein Muslim fernhalten soll, denn er hat Folgen, die das Individuum im Diesseits und im Jenseits bereut. Zorn ist ein psychischer Zustand, bei dem das Blut des Herzens mit dem Verlangen, Rache zu nehmen, in Wallung gerät. Der Prophet trug uns auf, Zorn zu meiden, indem wir dessen Ursachen meiden. Abû Huraira berichtete, dass ein Mann zum Propheten sagte: „Gib mir einen Rat!“ Da entgegnete der Prophet: „Zürne nicht!“ Und der Mann wiederholte die Frage vielmals und der Prophet sagte ihm jedes Mal: „Zürne nicht!“ (Al-Buchârî). Wenn darum einem Muslim etwas widerfährt, was ihn in Zorn versetzt, so soll er an die Worte des Propheten denken, so, als ob dieser ihn selbst gerade jetzt damit anspräche: „Zürne nicht!“
Gründe für den Zorn gibt es viele, wie zum Beispiel eitler Stolz: Der Stolz auf die eigene Meinung, die Stellung, die Herkunft oder den Besitz führt dann zu Feindschaft, wenn er nicht mit der Religion im Einklang steht. Ebenso der Disput, denn dieser ist das Eingangstor in den Zorn. So möge Allâh jenen Geist für niedrig erklären, der zum Zorn führt! Darum verbietet die Scharî‘a ihn. Der Prophet sagte: „Demjenigen ist ein Haus im Paradies versprochen, der vom Disput ablässt, selbst wenn er Recht hat.“ (Überliefert von Abû Dâwûd und von Al-Albânî für akzeptabel erklärt). Eine weitere Ursache für Zorn ist das übermäßige Scherzen. Denn einige überschreiten dabei die üblichen Grenzen, was unweigerlich Ärger hervorruft. Der Prophet sagte: „Niemand unter euch darf das Gepäck seines Gefährten ohne dessen Erlaubnis nehmen, egal ob man dies ernsthaft oder zum Spaß tut.“ (Überliefert von Ahmad und von Al-Albânî für akzeptabel erklärt). Denn dies führt zum Zorn. Ebenso gehören unflätiges Reden, Beschimpfen und Verleumden zu jenen Dingen, die einen im Innersten treffen und Zorn und Wut nach sich ziehen. Eine weitere Ursache ist die Treulosigkeit und die übertriebene Obacht auf Besitz und Rang.
Zorn, der lobenswert ist, und jener, der zu missbilligen ist:
Ersterer betrifft jenen Zorn, der um Allâhs willen auftritt, wenn Seine Grenzen und die von Ihm gesetzten Verbote nicht eingehalten werden. Diese Art des Zorns ist eine Frucht des Glaubens. Allâh der Erhabene sagt über Moses : „Als Moses zu seinem Volk zornig und bekümmert zurückgekommen war, sagte er: »Wie schlimm ist das, was ihr nach mir an meiner Stelle begangen habt! Beschleunigt ihr denn die Anordnung eures Herrn?« Und er warf die Tafeln hin und ergriff seinen Bruder beim Kopf, wobei er ihn an sich zog ...“ (Sûra 7:150). Âischa sagte: „Nichts widerfuhr dem Propheten, für das er je Rache genommen hätte. Außer wenn die Verbote Allâhs missachtet wurden. Dann übte er um Allâhs des Allmächtigen willen Vergeltung.“ (Muslim).
Die zweite Art des Zorns ist jener, der zu missbilligen ist, der dem Weg des Verderbens und des Satans folgt, dem Fanatismus gleicht oder um des eigenen Selbst willen geschieht. Der Mensch neigt von Natur aus sowohl dem Zorn als auch der Sanftmut zu. Wenn jemand zornig wird und sich in seinem Zorn dennoch sanftmütig zeigt, so ist dies nicht zu missbilligen, solange sein Zorn ihn nicht dazu verleitet, verwerflich zu sprechen oder zu handeln.
Dieser Art des Zorns lässt sich jedoch entgegentreten. Zum einen durch Zufluchtnahme bei Allâh dem Erhabenen vor dem Satan. Allâh sagt: „Und wenn dich eine Einflüsterung zum Schlechten vom Satan anreizt, dann suche Zuflucht bei Allâh! Wahrhaftig Er, Er ist der Allhörende, der Allwissende!“ (Sûra 41:36). Sulaimân ibn Surad sagte: „Ich saß mit dem Propheten zusammen, als zwei Männer sich gegenseitig beschimpften. Das Gesicht des einen war rot und dessen Halsadern voller Zorn geschwollen. Da sagte der Prophet : „Ich kenne Worte, die, würde er sie aussprechen, seinen Zustand beseitigen würden. Würde er sagen: »Ich nehme meine Zuflucht bei Allâh vor dem Satan«, würde sein Zorn beseitigt.“ (Al-Buchârî, Muslim). Eine andere Art dem Zorn entgegenzutreten besteht darin, seine Körperposition zu ändern. So berichtet Abû Dharr , dass der Prophet sagte: „Wenn jemand von euch vom Zorn erfasst wird und er steht, so soll er sich setzen. Weicht der Zorn dennoch nicht von ihm, so soll er sich hinlegen.“ (Abû Dâwûd, Ahmad, von Al-Albânî für authentisch erklärt). Eine andere Art, Zorn zu meiden, ist es, Streit zu unterlassen, denn dieser führt letztendlich zum Zorn.
Ein weiterer Grund, den Zorn zu meiden, ist das Erinnern an die enorme Belohnung, die jenen zuteil wird, die ihren Zorn zügeln. So sagt Allâh der Erhabene: „... und die ihren Grimm Zurückhaltenden und den Menschen Verzeihenden. Und Allâh liebt die Gutes Tuenden.“ (Sûra 3:134). Gute Werke zu verrichten und zu vergeben ist jedoch die höchste Stufe. So sagt Allâh: „... und wenn sie zornig sind, vergeben sie.“ (Sûra 42:37). Abû Ad-Dardâ berichtete: „Ich fragte den Propheten nach einer Tat, die mich ins Paradies bringen würde. Er antwortete: „Erzürne dich nicht und du wirst ins Paradies eingehen!“ (At-Tabarânî in Al-Mu’dschamu-l-Kabîr). Anas berichtete, dass der Prophet sagte: „Wer seinen Zorn zu einer Zeit, zu der er die Möglichkeit hat, danach zu handeln, zurückhält, den wird Allâh am Tag der Auferstehung vor der gesamten Menschheit rufen und von den Paradiesjungfrauen nach dessen Gutdünken wählen lassen.“ (Abû Dâwûd, At-Tirmidhî, Ibn Mâdscha, von Al-Albânî für akzeptabel erklärt). Ibn Taimiya sagte: „Nichts, was ein anbetend Dienender auf sich nimmt, ist schwieriger als im Zorn Sanftmut zu bewahren und angesichts eines Unglücks Geduld zu zeigen.“ (Madschmû‘u-l-Fatâwâ von Ibn Taimiya). Auch das häufige Gedenken Allâhs hilft, Zorn zu meiden.
Allâh der Erhabene sagt: Diejenigen, die den Glauben verinnerlichen und deren Herzen im Gedenken Allâhs Ruhe finden. Finden denn nicht im Gedenken Allâhs die Herzen Ruhe?!“ (Sûra 13:28). Wer im Gedenken Allâhs des Erhabenen Ruhe findet, der ist von jeglichem Zorn weit entfernt. Weiter gilt es, sich an den Rat des Propheten zu halten, der sagte: „Erzürne dich nicht!“ Darüber hinaus gilt es, die Folgen des häufigen Zorns zu betrachten, denn zu viel Groll und Zorn führen zu Krankheiten, wie Zuckerkrankheit, Bluthochdruck, Dickdarmentzündung und anderen. Außerdem verleiten sie dazu, Dinge zu sagen oder zu tun, die man später, wenn sich der Zorn gelegt hat, bereut. Die wahre Stärke liegt tatsächlich darin, den Zorn zu zügeln. So berichtet Abû Huraira , dass der Prophet sagte: „Nicht derjenige ist wahrhaft stark, der in einem Ringkampf siegt, sondern stark ist, wer sich in seinem Zorn beherrscht.“ (Al-Buchârî, Muslim). Ibn Taimiya sagte diesbezüglich: „Stark ist deshalb derjenige, der seinen Zorn beherrscht, sodass er tut, was richtig ist, und vermeidet, was unrichtig ist. Wer von seinem Zorn indes überwältigt wird, ist weder stark noch mutig.“ (Madschmû‘u-l-Fatâwâ von Ibn Taimiya). Um Zorn zu meiden, gilt es auch, Rat anzunehmen und danach zu handeln. Wer jemanden sieht, der in Zorn ist, soll ihm mit Rat zur Seite stehen und ihn an den Vorzug der Milde und das Zügeln des Zorns erinnern. Ebenso muss man sich dessen bewusst werden, dass alle Vergehen letztendlich aus dem Zorn oder den Gelüsten resultieren. Zorn zu meiden bedeutet darum, ein Tor jener Tore zu schließen, die zum Vergehen führen. Ibn Al-Qaiyim sagte: „Weil alle Vergehen aus dem Zorn und den Gelüsten entstehen und das Ergebnis des übermäßigen Zorns der Mord, das Ergebnis des starken Begehrens aber der Ehebruch ist, verband Allâh der Erhabene Mord und Ehebruch und führte beide gemeinsam in der Sûra Al-An’âm an. [Gemeint ist Sûra 6, Vers 151).]“ Und Allâh der Erhabene weiß es am besten! Möge Allâh den Propheten Muhammad sowie dessen Familie und Gefährten in Ehren halten und ihnen Wohlergehen schenken!