Sa’d ibn Ubâda war das Oberhaupt der Chazradsch und Bannerträger der Ansâr in den Feldzügen. Seine Mutter war Umrah bint Mas’ûd. Man nannte ihn Abû Thâbit und Abû Qais. Er war einer derjenigen, die als Erste den Islâm angenommen hatten. Er beteiligte sich mit 70 Männern und zwei Frauen der Ansâr am zweiten Treueschwur zu Aqaba. Er war außerdem einer der zwölf Obmänner.
Obwohl Sa’d der Fürst seines Volkes war, schützte ihn seine führende Position nicht davor, der Folter der Quraisch ausgesetzt zu sein. Gleich nach dem zweiten Treueid zu Aqaba, als sich die Ansâr auf die Rückkehr nach Madîna vorbereiteten, erfuhren die Quraisch vom Treueid und vom Abkommen der Auswanderung nach Madîna, um den Propheten gegen die Quraisch zu unterstützen. Dies brachte sie zur Weißglut: Sie verfolgten die Muslime solange, bis sie Sa’d ibn Ubâda festnahmen. Sie fesselten seine Hände an seinen Nacken und kehrten mit ihm nach Makka zurück, wo sie von allen Seiten auf ihn einschlugen und ihn aufs Heftigste folterten.
Sa’d sagte: "Bei Allâh, ich war ihnen noch ausgesetzt, als einige Quraisch zu mir kamen, unter denen sich ein freundlicher hellhäutiger Mann befand [er meinte Suhail ibn Umar]. Ich dachte mir sogleich: "Wenn einer unter ihnen gut ist, dann wird er es sein.“ Kaum näherte er sich mir, hob er seine Hand und hieb auf mein Kinn ein. Nun dachte ich, dass es keine Hoffnung mehr auf Befreiung gebe. Während sie mich nach Makka schleppten, schlich einer von ihnen zu mir und fragte mich: "Du Armer, hast du unter den Quraisch keinen Schützling?“ - "Doch, ich gewährte Dschubair ibn Mut’im wegen eines Handels Schutz. Als er in meiner Gegend war, gewährte ich ihm Schutz vor jedem, der ihm Unrecht zufügen wollte. Und ich gewährte Al-Hârith ibn Harb ibn Umaiya Schutz“, antwortete ich. "Dann rufe die Namen der beiden Männer und setze die Leute hier von deinem Schutzverhältnis zu diesen beiden in Kenntnis!“, forderte mich der Mann auf. Ich tat wie geheißen. Der Mann ging, um die beiden zu suchen und fand sie bei der Ka’ba. Er teilte ihnen mit, dass ein Mann des Stammes der Chazradsch in der Ebene Al-Abtah geschlagen wurde. Dieser rief ihre Namen und meinte, er stünde unter ihrem Schutz. Sie fragten den Mann nach meinem Namen, worauf er antwortete: "Sa’d ibn Ubâda!“ Sie entgegneten: "Ja, er spricht die Wahrheit!“ und befreiten mich aus ihren Händen.“ (Ibn Sa’d).
Als der Prophet und seine Gefährten nach Madîna auswanderten, gewährte ihnen Sa’d einen herzlichen Empfang und stellte ihnen sein Vermögen zur Verfügung. Er war für seine Großzügigkeit und Freigebigkeit überall bekannt. Stets bat er Allâh um mehr Vermögen, indem er sagte: "O Allâh, gewähre mir Ehre und Ehre erhält nur der Tüchtige und tüchtig kann man nur mit Vermögen sein! O Allâh, das Wenige genügt mir nicht und ich kann damit nichts zu Stande bringen!“ (Al-Hâkim).
Es war üblich, dass ein Ansârî einem, zwei oder drei Ausgewanderten Gastfreundschaft gewährte; Sa’d hingegen bewirtete 80. Er ließ einen Rufer auf das Dach seines Hauses steigen und ausrufen: "Wer Fett und Fleisch möchte, möge kommen!“ Der Prophet betete für ihn: "O Allâh, gewähre Sa’d und dessen Familie Deine Ehrung und Barmherzigkeit!“ (Ahmad).
Sa’d war ein guter Schütze, er war besonders aufopferungsvoll und tapfer. Ibn Abbâs sagte über ihn: "In allen Feldzügen hatte der Prophet zwei Banner. Das Banner der Ausgewanderten trug Alî und das der Ansâr trug Sa’d .“ (Abdurrazzâq und Ahmad).
Seine Tapferkeit bewies Sa’d im Feldzug von Badr, als der Prophet die Ansâr um Rat bat: Sa'd stand auf und ermutigte sie mit folgenden Worten zum Kampf: "O Gesandter Allâhs, bei Dem, in Dessen Hand meine Seele liegt, selbst wenn du verlangtest, dass wir mit dir bis Bark Al-Ghamâd ziehen, gehorchten wir dir!“ (Ahmad und Muslim).
In der Grabenschlacht versammelten sich die den Islâm ablehnenden Stämme gegen die Muslime und belagerten Madîna. Der Stamm Ghatafân bot dem Propheten an, das Heer zu verlassen, wenn sie ein Drittel der Erträge Madînas erhielten. Der Prophet bat Sa'd ibn Ubâda und Sa'd ibn Mu'âdh um Rat. Sa’d ibn Ubâda sagte zum Propheten : "O Gesandter Allâhs, möchtest du, dass wir dies tun? Oder hat es Allâh dir angeordnet, weshalb wir es befolgen müssen? Oder tust du es unseretwegen?" - "Ich tu es lediglich für euch, weil sich die Araber gegen euch vereinigt haben“, erwiderte der Prophet .
"O Gesandter Allahs, in der vor-islâmischen Zeit konnten sie auf Ähnliches nie hoffen! Wie hoffen sie nun darauf, nachdem uns doch Allâh durch dich zu Würde und Ehre verhalf?! Bei Allâh, sie bekommen von uns nichts als Schwerthiebe, bis Allâh zwischen uns und ihnen scheidet!“ - "Wie du möchtest“, sagte der Prophet . (Ibn Hischâm).
Nach dem Ableben des Propheten versammelten sich die Ansâr in der Laube des Stammes Sâ’ida um Sa'd ibn Ubâda und riefen, er solle Nachfolger des Propheten unter den Ansâr sein. Doch meinten Umar ibn Al-Chattâb und Abû Ubaida ibn Al-Dscharrâh , Abû Bakr habe das größte Anrecht auf das Kalifat nach dem Gesandten Allâhs. Die Muslime stimmten deren Meinung zu und Sa’d schwor Abû Bakr die Treue. Sa'd verstarb während des Kalifats Umars .