Der Kalif des Gesandten Allâhs: Abû Bakr As-Siddiq - Teil 2
07/02/2012| IslamWeb
Abû Bakr stand eines Tages auf dem Berg Uhud mit dem Gesandten Allâhs , Umar und Uthmân . Da bebte der Berg unter ihnen und der Prophet sagte: „Sei ruhig Uhud! Denn auf dir sind ein Prophet, ein Wahrhaftiger und zwei Märtyrer!" (Al-Buchârî)
Nach der Nachtreise des Propheten Muhammad von Makka nach Jerusalem und dessen Aufstieg in die Himmelssphären sprach er mit den Leuten darüber, dass er in der vergangenen Nacht von Makka nach Jerusalem und dann in den siebten Himmel gereist war. Da meinten die Polytheisten: „Wie kann dies geschehen? Wir brauchen einen Monat, um die Al-Aqsâ-Moschee zu erreichen." Sie eilten zu Abû Bakr und sagten ihm: „Dein Freund behauptet, dass er in der vergangenen Nacht zur Al-Aqsâ-Moschee gereist ist." Da sagte Abû Bakr: „Falls er dies gesagt hat, so sagt er die Wahrheit. Ich glaube an die Nachrichten, die vom Himmel zu ihm kommen."
Seit jenem Moment nannte ihn Allâhs Gesandter As-Siddîq (den Wahrhaftigen). (Ibn Hischâm).
Ferner unterstützte Abû Bakr den Gesandten Allâhs, als einige Muslime gegen den Friedensvertrag von Al-Hudaibîya Einspruch erhoben.
Als Allâh der Erhabene Seinem Gesandten erlaubte, nach Madîna auszuwandern, wählte Allâhs Gesandter Abû Bakr dazu aus, ihn bei der Auswanderung zu begleiten. Beide blieben drei Tage in der Höhle Thaur. Als die Polytheisten vor der Höhle standen, trauerte und fürchtete Abû Bakr um den Gesandten Allâhs und sagte: „O Gesandter Allâhs, wenn einer von ihnen auf seine Füße blicken würde, würde er uns unter sich sehen!“ Da erwiderte der Prophet: „Was hältst du, o Abû Bakr, von zwei, deren Dritter Allâh ist?" (Muslim)
Abû Bakr erlebte mit Allâhs Gesandten alle Feldzüge und fehlte bei keinem. Allâhs Gesandter erkannte seine Würde, deswegen verhieß er ihm das Paradies. Der Prophet pflegte zu sagen: „Niemand hat uns gegenüber eine Gunst, die wir ihm nicht erfüllten, außer Abû Bakr, er hat gegenüber uns eine Gunst, für die ihn Allâh am Auferstehungstag belohnen wird." (At-Tirmidhî).
Abû Bakr hielt daran fest, die Anweisungen Allâhs zu erfüllen. Einmal hörte er den Propheten sagen: „Wer seine Kleidung selbstherrlich hinter sich auf dem Boden schleifen lässt, den schaut Allâh am Tage der Auferstehung nicht an." Abû Bakr sagte zu ihm: „O Gesandter Allâhs, es kommt manchmal vor, dass ein Saum meines Lendentuchs von selbst nach unten hängt, es sei denn, dass ich darauf achte und es ändere." Der Prophet sagte: „Du bist nicht der, der dies aus Selbstherrlichkeit tut!" Abû Bakr hatte stets Ehrfurcht vor Allâh und pflegte zu sagen: „Wäre einer meiner Füße bereits im Paradies und der andere draußen, wäre ich vor Allâhs Plänen nicht sicher."
Als Allâhs Gesandter durch sein Ableben zum Allerhöchsten Gefährten zurückgekehrt war, versammelten sich die Leute um sein Haus Madîna. Sie konnten es nicht glauben, dass Allâhs Gesandter verstorben war. Umar bedrohte jeden, der dies sagte, weil er nicht glaubte, dass Allâhs Gesandter verstorben war. Da kam Abû Bakr herbei und betrat das Haus des Gesandten Allâhs , enthüllte dessen ehrwürdiges Gesicht und sagte: „Du bist sowohl lebendig wie auch verstorben schön, o Gesandter Allâhs!" Dann ging er zu den Leuten hinaus und sagte: „O Leute, wer von euch Muhammad anbetete, so ist Muhammad verstorben. Und wer Allâh anbetet, so ist Allâh der ewig Lebende und stirbt nie! Allâh der Erhabene sagt:
"Und Muhammad ist nichts außer ein Gesandter. Schon vor ihm sind die Gesandten dahingegangen. Wenn er nun stirbt oder getötet wird, werdet ihr auf euren Fersen umkehren?" (Sûra 3:144).
Die erfahrenen Muslime eilten zur Saqîfa, um zu beraten, wer sie nach dem Gesandten Allâhs regieren solle. Die Muslime baten Abû Bakr das Kalifat zu übernehmen, nachdem die Auswanderer und Helfer einstimmig überzeugt waren, dass Abû Bakr des Kalifats am würdigsten sei. Warum auch nicht, wo ihn doch Allâhs Gesandter als Stellvertreter über die Muslime (im Gebet) ernannte, als er schwer krank war, indem er sagte: „Weise Abû Bakr an, die Leute im rituellen Gebet zu leiten!" (Al-Buchârî und Muslim).
Nachdem Abû Bakr das Kalifat übernommen hatte, hielt er vor den Leuten eine Rede: „Ich wurde als Herrscher über euch ernannt, wobei ich nicht der Beste unter euch bin. Wenn ich denn Gutes tue, so helft mir! Tue ich aber Schlechtes, so berichtigt mich! Die Wahrhaftigkeit ist ein anvertrautes Gut und die Lüge ist ein Vertrauensbruch. Der unter euch Schwache ist bei mir stark, bis ich dessen Leiden beseitige, so Allâh will. Und der unter euch Starke ist bei mir schwach, bis ich das Recht von ihm nehme, so Allâh will. Wenn sich ein Volk nicht mehr um die Religion bemüht, erniedrigt es Allâh. Und wenn ein Volk die Abscheulichkeit verbreitet, sucht Allâh sie alle heim. Gehorcht mir, solange ich Allâh gehorche! Wenn ich jedoch Allâh und Seinem Gesandten nicht gehorche, so leistet mir keinen Gehorsam!"
Abû Bakr bekämpfte die Abtrünnigen und diejenigen, die es ablehnten, die Zakâ zu entrichten, er sagte diesbezüglich: „Bei Allâh, wenn sie die Abgabe einer Fußfessel verweigern würden, die sie an den Gesandten Allâhs abgegeben hatten, würde ich gegen sie wegen dieser Weigerung kämpfen!“
Er empfahl der Armee, weder einen Greis, ein kleines Kind, Frauen noch einen Frommen in dessen Einsiedelei zu töten, keine Pflanzen abzubrennen und keinen Baum auszureißen.
Abû Bakr entsandte die Armee von Usâma ibn Zaid, um die Römer zu bekämpfen. Allâhs Gesandter hatte Usâma ausgewählt, die Armee zu führen, obwohl dieser noch jung war. Als Allâhs Gesandter verstorben war, bestand Abû Bakr darauf, dass die Armee marschierte, wie Allâhs Gesandter dies angewiesen hatte. Als er hinausging, um die Armee zu verabschieden, lief er zu Fuß, während Usâma neben ihm zu Pferd ritt. Da sagte Usâma zu ihm: „O Kalif, entweder reitest du ein Pferd oder ich steige ab!" Daraufhin antwortete Abû Bakr: „Bei Allâh, ich werde weder reiten noch wirst du absteigen! Warum sollen meine Füße nicht auf dem Wege Allâhs Staub abbekommen?" Er entsandte Armeen, um Persien und den Irak zu erobern, damit die Leute den Islâm annehmen.
Zu seinen herausragendsten Werken gehört, dass er anwies, den ehrwürdigen Qurân zu sammeln und niederzuschreiben, nachdem viele Qurân-Gelehrte in Kriegen getötet worden waren.
Abû Bakr starb Dienstagnacht, den 22. Dschumâdâ Al-Âchira 13 nach der Hidschra im Alter von 63 Jahren. Seine Ehefrau Asmâ bint Umais wusch ihn in Befolgung seines Vermächtnisses. Er wurde neben dem Gesandten Allâhs begraben. Er hinterließ sechs Kinder: Abdullâh, Abdurrahmân, Muhammad, Âischa, Asmâ und Umm Kulthûm . Er überlieferte vom Allâhs Gesandten mehr als 100 Hadîthe.