Warum weinen die Leute im Ramadân, und ich weine nicht?
18/08/2011| IslamWeb
Zu den Gründen für den Erfolg bei den Angelegenheiten der Religion und des Diesseits gehört, dass der Mensch zu seiner eigenen Seele offen spricht und ihr keinen Vorwand gewährt, damit ihn der Tod nicht unvorbereitet überkommt. Dann bereut er, wobei das Bereuen zu dieser Zeit unnütz ist.
Bruder und Schwester! Der Vorzug des Weinens aus der Ehrfurcht gegenüber Allâh ist bedeutend. Es wurde nämlich vom Propheten überliefert, dass er sagte: „Sieben Arten von Menschen wird Allâh an einem Tage unter Seinen Schutz stellen, an dem kein anderer Schutz außer Sein Schutz sein wird ..." Der Prophet erwähnte unter Anderem: "Einen Mann, der nur Allâhs in Abgeschiedenheit so gedachte, dass ihm die Tränen in die Augen traten.“ (Überliefert von Al-Buchârî und Muslim.)
Bruder und Schwester! Es gibt eine Frage, die sich in der Seele vieler Nachlässigen unter uns zusammenbraut, wobei wir alle nachlässig sind. Wir bitten Allâh, dass Er uns verzeiht. Wenn wir jemanden die Qurân-Verse rezitieren und die Hadîthe des Gesandten sowie die Überlieferungen rechtschaffener Vorfahren sagen hören, finden wir viele Leute weinen, deren Herzen feinfühlig sind.
Warum weinen sie denn, und ich weine nicht? Ich versuche demütig zu sein und zu weinen, aber ich kann nicht. Leute neben, vor und hinter mir weinen. Was ist denn der Grund dafür?
Den Grund dafür, Bruder und Schwester, erklärt Allâh der Erhabene in Seinen Worten: „Keineswegs! Vielmehr hat sich das, was sie zu erwerben pflegten, ihrer Herzen bemächtigt.“ (Sûra 83:14).
Das heißt, ihre Herzen wurden wegen ihrer Handlungen am Guten gehindert und ihre Unachtsamkeit mehrt sich.
Dies ist der tatsächliche Grund für das wenige Weinen aus der Ehrfurcht gegenüber Allâh dem Erhabenen.
Warum weinen sie? Was lässt diese Leute demütig sein, weinen und dies sogar genießen, während wir nicht weinen?
Sie hielten sich von den Sünden fern und führten vor ihre Augen in ihren heimlichen und öffentlichen Zuständen das Jenseits, so dass ihre Herzen fromm geworden sind und sie in Tränen ausbrechen.
Nachdem wir nun aber diese Angelegenheiten verloren haben, wurden unsere Herzen schlecht und geben unsere Augen keine Tränen.
Bruder und Schwester! Wisse, dass die Ehrfurcht gegenüber Allâh dem Erhabenen, der das Weinen folgt, nur durch das ständige Festhalten an folgenden Dingen erfolgt:
1. Reue zu Allâh und Bitten um Vergebung bei Ihm durch Herz und Zunge, indem sich jemand Allâh reuevoll und furchtsam zuwendet und sein Herz von Schamgefühl vor seinem nachsichtigen großen Herrn voll ist, Der ihm Vorschub geleistet, ihm eine Gunst erwiesen und ihm bei der Reue Erfolg verliehen hat.
Dieser Weg erfordert eine starke Haltung der Seele und auch, dass man diese zur Rechenschaft zieht.
2. Unterlassen der Sünden und Hüten vor kleinen, großen, öffentlichen und inneren Sünden, denn sie sind die unheilbare Krankheit, die das Herz bei der Annäherung an Allâh hindert. Die Sünden verdunkeln ferner das Herz und führen Bedrängnis herbei.
3. Annäherung an Allâh durch das Verrichten guter Handlungen, wie etwa Fasten, rituelles Gebet, Haddsch, Almosen, Gedenken Allâhs und Wohltätigkeiten.
4. Sich-Erinnern an das Jenseits. Man wundert sich, Bruder und Schwester, dass wir wissen, dass das Diesseits vergehen wird und die tatsächliche Zukunft das Jenseits ist, und trotzdem arbeiten wir nicht für diese dauernde tatsächliche Zukunft.
Der Erhabene sagt: „Wer stets das schnell vergehende Diesseits will, dem gewähren Wir darin schnell, was Wir wollen - demjenigen, den Wir wollen; hierauf bestimmen Wir für ihn die Hölle, der er ausgesetzt sein wird, gescholten, verstoßen. Und wer das Jenseits will und sich darum in dessen eifrigem Erstreben bemüht, wobei er ein den Glauben Verinnerlichender ist, so sind jene es, deren eifriges Erstreben dankenswert ist.“ (Sûra 17:18-19).
5. Wissen um Allâh den Erhabenen, Seine Namen, Seine Eigenschaften und Seine Scharî‘a, und zwar gemäß den Worten des Erhabenen: „Es fürchten ja Allâh von Seinen anbetend Dienenden einzig die Gelehrten.“ (Sûra 35:28).
Man sagte: „Wer Allâh am besten kennt, der fürchtet Ihn am meisten.“
6. Ich empfehle dir, viel über die Situationen der Rechtschaffenen zu lesen und diesen zu folgen.
Bruder und Schwester! An den Ramadân-Tagen, nämlich den Tagen des Guten und des Segens, gibt es ja große Gelegenheiten, bei denen der Mensch zu seinem Herrn zurückkehrt, wenn nämlich die Satane in Ketten gefesselt sind, die Tore des Paradieses geöffnet werden und sich die guten Handlungen mehren. Kehre also zu deinem Herrn zurück, nähere dich Ihm, wende dich Ihm zu und befreie dich von den Fesseln der Sünden und Ketten der Missetaten! Dann findest du das Auge tränen und das Herz sich demütigen.