Ramadân: Ein Aufruf zur Rückkehr und Besserung Teil 1
20/07/2011| IslamWeb
An diesen Tagen sind die Muslime rund um den Globus intensiv beschäftigt sich darauf vorzubereiten den edlen Monat Ramadân willkommen zu heißen. Über diesen Monat sagt Allâh:
„Der Monat Ramadân, in dem der Qurân herabgesandt wurde als eine Rechtleitung für die Menschen und als klare Beweise für die Rechtleitung und die Unterscheidungsnorm. Wer also von euch den Monat zugegen ist, der soll in ihm fasten. Und wer krank ist oder auf einer Reise, so eine Anzahl anderer Tage. Allâh will für euch die angenehme Lage und Er will nicht für euch die missliche Lage, damit ihr die Anzahl vollendet und damit ihr Allah als den Größten preist für das, was Er euch an Rechtleitung zukommen lässt. Vielleicht seid ihr ja dankbar.“ (Sûra 2:185).
Der Gesandte pflegte den Muslimen beim Heranrücken dieses Monats zu gratulieren, um sie auf dessen Pracht und die großartigen Gelegenheiten, die er beinhaltet, aufmerksam zu machen. Er wandte sich deshalb zu dieser Zeit an seine Gefährten : „Der Monat Ramadân hat sich euch genähert – ein gesegneter Monat, in dem Allâh das Fasten zur Pflicht macht, die Tore zum Paradies weit öffnet, die Tore des Höllenfeuers verschließt und die Teufel ankettet, und in ihm ist eine Nacht, die besser als tausend Monate ist – wer also dessen Guten beraubt wurde, ist wahrhaftig beraubt.“ (Ahmad).
Wie könnten die Gläubigen sich auch nicht freuen und sich nicht gegenseitig zur Öffnung der Tore des Paradieses und zum Verschließen der Tore der Hölle gratulieren? Wie kann eine vernünftige Person diese Zeit vergeuden, in der die Teufel angekettet sind?
Den Monat Ramadân zu durchleben ist ein großer Segen von Allâh, der nicht als selbstverständlich betrachtet werden sollte und für den man beten und sich anstrengen sollte. Dies wird deutlich in einer Überlieferung des Gesandten , in der ihm über zwei Männer erzählt wurde, die den Islâm gemeinsam annahmen, von denen einer in der Frömmigkeit sorgsamer war und als Märtyrer verstarb, während der andere ein Jahr später eines natürlichen Todes verstarb – und anschließend sah ein Freund der beiden in einem Traum, dass derjenige, der später eines natürlichen Todes verstorben war, vor dem anderen ins Paradies gerufen wurde – woraufhin der Gesandte diese Bevorzugung dem zusätzlichen Jahr des Gebets und des Fastens im Ramadân zuschrieb, das der Letztere hatte. (Ahmad und Ibn Mâdscha). Mit anderen Worten: Da der Letztere ein etwas längeres Leben als der andere und die Möglichkeit hatte, ein weiteres Jahr des Fastens und des Gebets zu erleben, erwarb er mehr rechtschaffene Taten als derjenige, der sich mehr anstrengte und vorher als Märtyrer verstorben war. Diese Überlieferung erinnert uns daran, welch großartiger Segen jeder einzelne Tag für einen Gläubigen ist – und welch hohe Belohnung von den Pflichthandlungen wie das rituelle Gebet und das Fasten erlangt wird.
Aus diesem Grund baten die frühen Muslime Allâh darum, ihr Verweilen im Diesseits zu verlängern, damit sie den kommenden Monat Ramadân erleben können. Mu´alla ibn Al-Fadl sagte, dass unsere rechtschaffenen Vorfahren Allâh fast sechs Monate vor dem Ramadân Allâh darum baten, sie ihn erreichen zu lassen, und Ihn danach sechs Monate lang anflehten und Ihn darum baten, ihre harte Arbeit anzunehmen.
Manch ein Zauderer verschwendet jedoch diesen gesegneten Monat und hofft darauf, zukünftig zu bereuen, sich zu bessern und zu fasten, während er die Tage und Nächte dieses Monats auf der Suche nach den Nichtigkeiten des Diesseits verschwendet.
Lasst uns im Folgenden einige Momente Zeit nehmen, um über einige Aspekte der goldenen Gelegenheit, die dieser gesegnete Monat bietet, nachzudenken!
Ein Monat der Übung und der Disziplin, nicht des Essens und der Ablenkung!
Allâh der Allmächtige sagt: „O ihr, die den Glauben verinnerlichen! Vorgeschrieben ist euch das Fasten wie es denen vorgeschrieben war, die vor euch gewesen; vielleicht seid ihr ja demütig in Ehrfurcht gegenüber Allâh.“ (Sûra 2:183).
Dieser Vers lehrt uns, dass der Zweck des Fastens die Verwirklichung des Ziels der Erlangung von Frömmigkeit ist. Es empfiehlt sich daher, dass jeder, der diesen Monat erlebt, sein Ziel erreicht – wie eine Überlieferung des Propheten besagt: „Möge die Nase von jemandem in Demütigung abgeschnitten werden, wenn er den Monat Ramadân sieht, es jedoch verpasst, dass seine Sünden vergeben werden!“
In diesem Monat wird unser Gemüt darin geschult, Gutes zu tun und Schlechtes zu unterlassen – und dieses Gemüt, das lernt, sogar erlaubte Dinge in diesem Monat zu vermeiden, ist daher, nachdem diese Übung beendet ist, geeigneter dazu, böse Dinge zu vermeiden.
Leider sind viele von uns in Unkenntnis über diesen Segen und diese Weisheit und verfehlen es, sich selbst richtig zu üben, und sie werden manchmal schlimmer in ausschweifendem Luxus, in Faulheit und Verschwendung, in einem Monat, der ihnen gegeben wurde, um sie Selbstkontrolle und Disziplin zu lehren. Wir entdecken, dass viele Muslime ihren Konsum üppigen Essens und üppiger Getränke in diesem Monat steigern, anstatt ihre Seelen und Körper darin zu üben, mit wenig zu leben und sich auf die geistige Betätigung zu konzentrieren, als hätte Allâh diesen Monat zum Monat des Essens und nicht des Fastens gemacht! Die Medien in der muslimischen Welt verschlimmern leider oft die Einstellung des Verschwendens und der Ablenkung – und es kommt vor, dass sie Menschen im Ramadân über ihr Lieblingsessen im Ramadân befragen (um Umfragen durchzuführen), als hätte Allâh diesen Monat nicht zur Enthaltsamkeit auserwählt, sondern zum Essen im Überfluss! Wer sind diese benachteiligten Menschen, die vom Propheten verdammt wurden, wenn nicht diejenigen, die neue Mittel finden, um sich in diesem Monat mit besonderen Fernsehsendungen und Filmen abzulenken, wie es leider heutzutage in vielen muslimischen Gesellschaften der Fall ist!
Der sakrale Charakter dieses edlen Monats
Eine der bedauerlichen Erscheinungen in unseren heutigen muslimischen Gesellschaften in diesem Monat ist die öffentliche und schamlose Missachtung des sakralen Charakters dieses Monats – weil das Sakrale dieses Monats heruntergespielt wird und neue Wege gefunden werden, die Zeit in ihm zu verbringen. Eine Art, in der dieser sakrale Charakter verletzt wird, besteht darin, wie die Produzenten von Fernsehsendungen in der muslimischen Welt darin wetteifern, besondere Programme zur Ablenkung in diesem Monat zu inszenieren, anstatt zu bereuen und die Welt wenigstens in diesem Monat vor ihrem Übel zu bewahren! Aber nein, sie verdoppeln und verdreifachen lieber die Produktion ihres Übels, damit die achtlosen Muslime noch achtloser werden und noch weniger Zeit zum Nachdenken, zur Reue und zum Bedauern ihrer Sünden und zur Besserung ihres Charakters haben! Vielmehr überbieten sich diese Händler der Begierde und Verschönernden der Gelüste in diesem Monat. Ach! Ihre Teufel wurden in diesem Monat angekettet – aber wer wird diese Leute anketten?!
Sie und wir – Weinen über unseren Zustand
Wer auch nur einen Moment lang über die Art nachdenkt, wie die frühen Muslime lebten und Anbetungshandlungen verrichteten und wie wir leben und Anbetungshandlungen verrichten, wird eine enorme Kluft sehen und über unseren Zustand weinen.
Wie viele von uns verrichten im Monat Ramadan nachts regelmäßig das rituelle Gebet, geschweige denn in den anderen Monaten? Sogar die wenigen Stunden in den letzten zehn Nächten des Ramadan kommen uns so schwer vor!