Die Zuverlässigkeit der Prophetengefährten
17/02/2011| IslamWeb
Die Kritik an der Sunna hat verschiedene Arten und Weisen. So zeigt sie sich zum Beispiel durch Kritik an der Authentizität und Stellung der Sunna oder durch Kritik an der Überlieferungskette und deren Herabwürdigung oder auch durch Kritik an der Methode der Hadîth-Gelehrten beim Kritisieren und bei Kritik und Lob der Überlieferer und schließlich durch Kritik an den Überlieferungen, und zwar durch das Zweifeln an ihnen, wobei man behauptet, dass es unter den Überlieferungen einen Widerspruch gibt, und andere Schmähungen, über die wir an anderer Stelle gesprochen haben.
Zu diesen Mitteln, die Islamgegner benutzten um die Sunna für unwahr zu erklären und dieser die Glaubwürdigkeit zu entziehen, gehört die Kritik an den Hadîth-Gelehrten und den von den Prophetengefährten überlieferten Hadîthen. Sie zweifelten also an der Zuverlässigkeit der Prophetengefährten und gegen einige von ihnen schöpften sie sogar Verdacht. Sie hatten dabei das Ziel, den Islam zu schwächen und dessen Grundlagen die Glaubwürdigkeit zu entziehen. Wenn die Prophetengefährten uns diese Religion übermittelten und wenn wir das Vertrauen in sie verlieren, dann würde alles, was wir haben, fraglich sein.
Abû Zur´a Ar-Râzî sagte: „Wenn du siehst, dass jemand einen Prophetengefährten herabwürdigt, dann wisse, dass er ein Häretiker ist! Denn bei uns sind der Prophet und der Qurân wahr. Und den Qurân und die Sunna haben uns die Prophetengefährten übermittelt. Man will diese Prophetengefährten herabwürdigen, um den Qurân und die Sunna für ungültig zu erklären. Solche Leute sind Häretiker.“
Die Orientalisten schrieben den frühen muslimischen Gelehrten die Erfindung der Hadîthe zu, wobei sie damit die Prophetengefährten meinten. Der Orientalist Goldziher sagte, dass wir die erfundenen Hadîthe nicht allein den späteren Generationen zuschreiben dürfen, vielmehr gibt es Hadîthe, die von Früheren überliefert wurden. Entweder sprach der Gesandte diese Hadîthe oder sie wurden von den früheren muslimischen Männern verfasst. Goldziher erwähnte weiterhin, dass Anas ibn Mâlik, der den Gesandten ungefähr zehn Jahre lang begleitete, gefragt wurde, ob er denn mit dem Propheten über alles, was er von ihm überlieferte, gesprochen hatte. Da sagte Anas zugebend: „Nicht alles, was wir übermittelt haben, haben wir vom Propheten gehört. Aber wir bezichtigen einander nicht der Lüge.“
Die diesen Orientalisten folgenden im Westen lebenden Araber verlangten, dass wir die Prophetengefährten nicht vor anderen Leuten bevorzugen und diese - wie Andere auch - der Kritik und des Lobes aussetzen.
"Abû Raiya" sagte in seinem Werk Adwâ ´ala As-Sunna Al-Muhammadiya: „Die Gelehrten machten die Anwendung von Kritik und Lob beim Beurteilen eines jeden Überlieferers zur Pflicht, wie auch immer seine Stellung sei. Sie können aber die Prophetengefährten nicht kritisieren. So hielten sie sie alle für zuverlässig. Sie erklärten auch, dass die Prophetengefährten nicht kritisiert werden dürfen. Sie sagten zum Beispiel: „Sie sind unantastbar.“ Es ist zu vermuten, dass sie diese Stellung von den Prophetengefährten übernahmen, obwohl die Prophetengefährten einander kritisierten.“
Er sagte auch: “Wenn die meisten Gelehrten der Meinung sind, dass die Prophetengefährten zuverlässig sind und diese für unantastbar und unfehlbar halten, so gibt es einige Gelehrte, die diese absolute Zuverlässigkeit nicht akzeptierten, vielmehr sagten sie, wie etwa der Gelehrte Al-Maqbilî: „Diese Eigenschaft betrifft nur die meisten von ihnen und nicht alle.“ Sie meinen, die Gefährten können, wie Andere auch, Fehler begehen oder vergessen, ja sogar Empfindungen folgen. Sie unterstützen ihre Meinung damit, dass die Prophetengefährten Menschen waren und begingen, was andere Menschen auch begehen. Ferner sagte der von Allâh Auserwählte : „Ich bin ein Mensch, der Fehler begehen kann.“ Sie fügten hinzu, dass es während der Zeit des Propheten Heuchler und Lügner gab und dass einige Gefährten nach dem Ableben des Propheten vom Islam abfielen, was zum Krieg führte, der alles zerstörte. Seine Spuren sind bis heute zu erkennen und werden sogar auch in der Zukunft bestehen bleiben, wie wenn der Gesandte das zu ahnen schien, was seine Gefährten nach seinem Ableben tun würden.
Er sagte deswegen beim Abschieds-Haddsch: „Kehrt nach mir nicht in den Unglauben zurück, indem die einen von euch die Nacken der anderen abschlagen!“ In einem von Al-Buchârî nach einer Aussage von Ibn Abbâs überlieferten Hadîth sagte der Prophet : „Ihr werdet wahrhaftig Allâh wie folgt begegnen: barfüßig und nackt. Es wird auch geschehen, dass einige Leute aus meiner Umma nach links geführt werden, worauf ich sagen werde: „O Herr! Diese sind doch meine Gefährten!“ Und Allâh wird sagen: „Du hast keine Kenntnis davon, was sie nach dir begangen haben!“ Ich werde dann die Worte sprechen, die einst der rechtschaffene Diener Allâhs gesagt hatte:
„... Und ich war ihr Zeuge, so lange ich unter ihnen weilte...“
(Sûra 5:117)“
Ahmad Amîn sagte in seinem Werk Fadschr Al-Islâm: „Die meisten Kritiker erklärten die Prophetengefährten insgesamt für zuverlässig. Deswegen kritisierten sie diese nicht und bezichtigten sie keiner Lüge. Wenige von ihnen kritisierten die Gefährten wie diese es mit anderen taten.“
Er fuhr fort: „Die Kritiker, besonders die früheren, erklären, dass die Gefährten insgesamt zuverlässig sind. Sie bezichtigen niemanden unter ihnen der Lüge oder der Erfindung, vielmehr kritisieren sie die nachfolgenden Generationen.“
Er sagte an einer anderen Stelle: „Es sieht so aus, als ob die Prophetengefährten während ihrer Zeit einander kritisierten und einigen eine höhere Stellung verliehen. Ich habe gelesen, dass für den Fall, dass von einem von ihnen ein Hadîth überliefert wurde, Hadîth-Gelehrte darum gebeten wurden, einen Beweis dafür anzuführen.“
Um diesem Einwand zu entgegnen, sagen wir: Die muslimischen Gelehrten und sunnitischen Hadîth-Gelehrten sind der einvernehmlichen Meinung, dass die Prophetengefährten zuverlässig und über die Lüge und das Erfinden (der Hadîthe) erhaben sind. Nur wenige unbedeutende Anhänger persönlicher Interessen und irregegangener Sekten haben die Zuverlässigkeit der Prophetengefährten bezweifelt. Die Meinungen solcher Sekten kann man nicht berücksichtigen, da sie nicht wissenschaftlich vorgehen und versuchen, den Islam in ein bestimmtes Licht zu rücken. Wenn es unter Gelehrten verschiedene Meinungen mit handfesten Beweisen gibt, kann man dies tolerieren, da diese auf Grund ihres Wissens und der Beweislage zu einem Schluss kamen, und vor allem, weil sie darum bemüht waren, die Wahrheit herauszufinden, und nicht eine bestimmte Ideologie in den Islam hinein zu interpretieren.
Außerdem erklärt Allâh in Seinem Buch, dass die Prophetengefährten zuverlässig sind und lobt sie in verschiedenen Versen. Allâh der Hocherhabene sagt:
„Muhammad ist Allâhs Gesandter. Und diejenigen, die mit ihm sind, sind den Ungläubigen gegenüber streng, zueinander aber barmherzig. Du siehst sie sich verbeugen und niederwerfen, indem sie nach Huld von Allâh und Wohlgefallen trachten. Ihr Merkmal steht auf ihren Gesichtern durch die Niederwerfung...“
(Sûra 48:29)
Der Erhabene sagt ferner:
„Die vorausgeeilten Ersten von den Auswanderern und den ihnen in Medina Helfenden und diejenigen, die ihnen auf beste Weise gefolgt sind - Allâh hat Wohlgefallen an ihnen, und sie haben Wohlgefallen an Ihm. Und Er hat für sie Gärten bereitet, durcheilt von fließenden Gewässern, ewig und auf immer darin verweilend; dies ist der großartige Erfolg.“
(Sûra 9:100)
Er sagt weiterhin:
„Aber der Gesandte und diejenigen, die mit ihm glaubten, mühten sich mit ihrem Besitz und ihrer eigenen Person ab. Das sind die, für die es die guten Dinge geben wird, und das sind diejenigen, denen es wohl ergeht.“
(Sûra 9:88)
Es gibt weitere Verse, die diese Prophetengefährten für lauter erklären und deren Vorzüge, Loyalität und Wahrhaftigkeit erklären. Wie großartig ist das Lob Allâhs, Der alles auf Erden und in den Himmeln weiß!
Ferner erklärte der Gesandte Allâhs sie für zuverlässig, machte deren Stellung klar und rief zum Beachten deren Rechtes und dazu auf, ihnen keinen Schaden durch Worte oder Werke zuzufügen. Der Prophet sagte in einem in beiden Sahîh-Werken überlieferten Hadîth: „Die besten Leute sind diejenigen zu meiner Zeit, dann diejenigen, die nach ihnen folgen, dann diejenigen, die nach ihnen folgen.“ Er sagte auch in einem von At-Tirmidhî überlieferten Hadîth: „Allâh, Allâh! Beleidigt nicht meine Gefährten nach mir! Wer sie liebt, den liebe ich. Und wer sie hasst, den hasse ich. Wer ihnen Schaden zufügt, der fügt mir Schaden zu. Und wer mir Schaden zufügt, der fügt Allâh Schaden zu. Und wer Allâh Schaden zufügt, der ist nahe daran, von Allâh genommen zu werden."
Die sunnitischen Muslime sind über die Zuverlässigkeit und Vorzüge der Prophetengefährten einvernehmlicher Meinung. Nachstehend folgt eine Liste von Zitaten muslimischer Gelehrter darüber:
Ibn ´Abd Al-Barr sagte in seinem Werk Al-Istî´âb: „Wir haben aufgehört, ihr Profil zu untersuchen, weil die Sunniten der einvernehmlichen Meinung sind, dass die Prophetengefährten insgesamt zuverlässig sind.“
Ibn As-Salâh sagte in seinem Werk „Muqaddima“: „Die ganze Umma ist sich darin einig, dass alle Prophetengefährten zuverlässig sind, auch - gemäß der einvernehmlichen Meinung der anerkannten Gelehrten - diejenigen, die an Unruhen beteiligt waren, und zwar weil wir gut über sie denken müssen und weil sie vorher viele Großtaten ausgeführt haben. Es sieht so aus, als ob Allâh, der Hocherhabene, den Konsensus darüber vorbereite, weil sie die Übermittler der Scharî´a sind.“
Imâm Ad-Dhahabî sagte: „Was aber die Prophetengefährten betrifft, so sind diese nicht kritisierbar. Verfahren wird danach, dass sie zuverlässig sind und dass wir annehmen, was sie überliefert haben.“
Ibn Kathîr sagte: „Bei den Sunniten sind die Prophetengefährten zuverlässig.“ Dann fuhr er fort: „Was aber die Worte der Mu´taziliten „Alle Prophetengefährten sind zuverlässig, außer diejenigen, die Alî bekämpft haben“ betrifft, so sind diese nichtig.“ Dann fuhr er fort: „Was aber die Sekten der Râfida (extreme Schî´a), deren Unwissen, deren Verstandesschwäche und deren Behauptung, dass die Prophetengefährten außer siebzehn Islamleugner gewesen seien , betrifft, so gehört dies zur Lüge, für die es keinen Beweis gibt.“
„Hätten Allâh oder Sein Prophet“, wie Al-Chatîb in seinem Werk Al-Kifâya erwähnte, „nichts über sie gesagt, wäre es genug, was diese Prophetengefährten geleistet haben – die Hidschra, das Verlassen ihrer Familien und Kinder, ihre Verdienste um die Religion […], dass wir entscheiden, dass sie zuverlässig und besser waren als die nachfolgenden Generationen, und glauben, dass sie treu und beständig waren.“
Zudem ist anzumerken, dass Personen, die mit dem Propheten lebten und seine Anhänger waren, jedoch später vom Glauben abfielen, nicht als Prophetengefährten bezeichnet werden, da sie sich von ihm lossagten. Diese Personen sind bekannt, ihre Überlieferungen werden auch nicht angenommen. Hier geht es um die Kritik an all jenen Gefährten, die bis zu ihrem Tod am Islam festhielten und sich bemühten den Islam zu verkünden. Lügner und Fälscher gab es, aber sie wurden entlarvt, da ja von Anfang an kritisch überprüft und verglichen wurde.
Das Üben von Kritik an den Prophetengefährten gilt als Kritik an der Stellung des Prophetentums und der Botschaft. Jeder Muslim muss daran glauben, dass der Gesandte Allâhs die Botschaft übermittelte und alles tat, was Allâh ihm anordnete. Dazu gehört, dass er seinen Gefährten das Wissen übermittelte sowie diese läuterte und erzog. Der Hocherhabene sagt:
„Er ist es, Der unter den Schriftunkundigen einen Gesandten von ihnen hat erstehen lassen, der ihnen Seine Zeichen verliest, sie läutert und sie das Buch und die Weisheit lehrt, obgleich sie sich ja zuvor in deutlichem Irrtum befanden.“
(Sûra 62:2)
Das Bezeugen, dass sie zuverlässig sind, gehört zur Religion und zum Bezeugen, dass der Gesandte Allâhs durchführte, was Allâh ihm anordnete. Das Üben von Kritik an ihnen wird als Kritik an ihrem Lehrer und Erzieher und als Wegbereiter zur Kritik am ehrwürdigen Qurân angesehen. Wo ist denn die ununterbrochene Überlieferung bei der Übermittlung des Qurân, wenn die Zuverlässigkeit dessen Empfänger zweifelhaft ist?
Was aber die Behauptung betrifft, dass die meisten Kritiker die Prophetengefährten für zuverlässig halten, so ist dies ein Fehler und ein Betrug, denn alle Kritiker erklärten, dass alle Prophetengefährten, und nicht nur die meisten, zuverlässig sind. Diejenigen, die die Prophetengefährten kritisierten, waren keine Hadîth-Gelehrten, vielmehr gehörten sie zu Sekten, die in der islamischen Historie unter Fanatismus und Hervorrufen unerlaubter Neuerung bekannt sind, um ihre unerlaubten Neuerungen zu verbreiten. Sie fanden, außer dem Kritisieren des Gesandten Allâhs keinen Ausweg. Es ist zwar richtig, dass die Prophetengefährten Menschen und nicht unfehlbar waren, aber sie standen im ersten Grad hinsichtlich der Moral, des Pflichtbewusstseins, der Wahrhaftigkeit und Zuverlässigkeit. Diejenigen, die sagten, dass die Prophetengefährten zuverlässig sind, behaupteten nie, dass diese keine Sünde oder Fehler begehen oder nie vergessen haben können, vielmehr erreichten sie einen Grad der Frömmigkeit, die ihnen untersagte, Worte zu erfinden und diese dem Gesandten zuzuschreiben.
Sogar diejenigen, die Sünden begingen und gegen die die Strafbestimmungen der Scharî'a angewandt wurden und die dann bereuten, können niemals absichtlich Worte erfunden und diese dem Gesandten zugeschrieben haben. Vielmehr sind es wenige Leute (die unter ihnen Sünden begingen), die wir nicht als Beispiel und Beweis anführen sollten, besonders weil es Tausende Prophetengefährten gibt, die keine Sünde, besonders keine Todsünde, begingen.
Was aber diejenigen angeht, die sich an der bekannten Unruhe beteiligten, so versuchten sie das Beste zu tun; jeder von ihnen glaubte, dass er Recht habe und dies verteidigen müsse. Ein Mudschtahid wird ob seines Idschtihâds belohnt, wobei es unerheblich ist, ob er Fehler dabei beging. Trotzdem sind es auch nur wenige, zumal sich die meisten Prophetengefährten von dieser Unruhe fernhielten. Muhammad ibn Sîrîn sagte: „Die Prophetengefährten waren zehntausend, als die Unruhen hervorgerufen wurden. Keine Hundert von ihnen beteiligten sich daran, vielmehr waren es nicht einmal mehr als dreißig.“
Abû Rayya darf die Worte von Al-Maqbilî nicht als Beweis führen, weil Al-Maqbilî in einem Milieu aufwuchs, das an Mu´taziliten glaubte und zu Schiiten gehörte, wobei in diesem Milieu einige Leute extrem und andere nicht ganz so extrem waren. Deswegen wurde die Lehre Al-Maqbilîs von diesen ihn umgebenden Umständen, die er erlebte und durch das Milieu, in dem er aufwuchs, beeinflusst.
Der Gelehrte Al-Mu´allimî machte das in seinem Werk Al-Anwâr Al-Kâschifa deutlich.
Wenn wir aber den Prophetengefährten das zuschreiben, was sie verdienen, meinen wir damit die treuen Gefährten, die ihre Religion lauter hielten, auf ihrem Glauben beharrten und ihren Glauben weder mit Lügen, noch mit Heuchelei mischten. Die Heuchler jedoch, die Allâh entlarvte und deren wirkliche Beschaffenheit die Muslime erkannten, und die Abtrünnigen, die zu Lebzeiten des Propheten oder nach dessen Ableben vom Islam abfielen und nicht bereuten oder sich wieder zum Islam bekannten, verdienen diese Beschreibung nicht und erfüllten nie die Bedingungen. Sie sind auch von der Ehre der Begleitung ausgeschlossen. Folglich sind sie mit den Worten der Gelehrten: „sie sind zuverlässig“ nicht gemeint. In der Definition eines Prophetengefährten seitens der Gelehrten besteht, was dies erklärt. Sie definieren einen Prophetengefährten wie folgt: Es ist derjenige, der den Propheten traf und an ihn glaubte und mit diesem Glauben starb.
Was aber die Behauptung betrifft, dass die Prophetengefährten sich zu ihrer Zeit gegenseitig kritisierten und einigen von ihnen höhere Stellungen verliehen, was bedeutet, dass es Nachprüfung einiger Hadîthe unter ihnen gab, so stellt dies keine Bezichtigung der Lüge untereinander dar. So sagte Anas : „Wir bezichtigten einander nie der Lüge.“ Vielmehr herrschte unter ihnen großes Vertrauen. Jedoch waren sie Menschen, was dazu führte, dass sie einander hinsichtlich einiger Angelegenheiten und Rechtsnormen befragten, um sich Gewissheit zu schaffen. Ein Mensch kann natürlich vergessen oder versehentlich Fehler begehen.
Dazu gehört etwa die Überlieferung von Abû Bakr und ´Umar möge Allah mit beiden zufrieden sein, dass sie einige Gefährten über deren Überlieferungen befragten und einen zweiten Zeugen verlangten. Eigentlich wurde dies nicht als Verdächtigung oder Verletzung angesehen, vielmehr war dies zur Vergewisserung des Wortlauts der Überlieferung und dazu, dass die nachfolgenden Generationen sie als Vorbild annehmen. Es gibt keinen besseren Beweis dafür als die Worte ´Umars zu Abû Mûsâ Al-Asch´arî, als er von diesem einen anderen Zeugen verlangte, der bezeugen musste, dass er mit ihm die Worte des Gesandten Allâhs gehört hatte. Dann sagte er zu ihm: „Ich verdächtige dich nicht. Aber es handelt sich um einen Hadîth des Gesandten Allâhs.“
Vielleicht erfolgte diese Befragung, weil ein anderer Gefährte über einen Hadîth verfügte, der diesem Hadîth widersprach oder diesen einschränkte, oder weil er sah, dass dieser der wörtlichen Bedeutung des Qurân oder der Sunna des Propheten widersprach oder Anderes. Solche Widersprüche rühren daher, dass in der Anfangszeit des Islam noch einige Dinge erlaubt waren, die erst später verboten wurden. Berichtet ein Gefährte nun vom Erlaubtsein einer Angelegenheit, die später verbotenen wurde, lügt er ja nicht, er berichtet nur, was er weiß. Doch muss die Überlieferung korrigiert werden, da sie nicht dem aktuellen Stand entspricht. Die Befragungen, die während der Zeit der Gefährten erfolgten, sind in den Hadîth-Werken verzeichnet. Ein Gefährte wird zweimal belohnt, falls er dabei Recht hatte; aber nur einmal belohnt, falls er kein Recht hatte. Deswegen ist es nicht rechtens, dass man diese Befragungen als Beweis dafür nimmt, dass die Prophetengefährten einander verdächtigten oder einander der Lüge bezichtigten, wie die Lügner behaupten.
Unter den Muslimen besteht mithin Konsens, dass die Prophetengefährten zuverlässig sind. Niemand verleugnet dies außer derjenige, der seine Religion und seinen Glauben außer Acht lässt und damit zufrieden ist, den Islamgegnern seinen Verstand und seine Gedanken anzubieten, wodurch er von den Worten Allâhs, den Worten des Gesandten und dem Konsens der muslimischen Gelehrten abrückt.