Die Ansār und der zweite Treueid von Aqaba
08/02/2011| IslamWeb
Nachdem der Prophet das erste gesegnete Treffen, den ersten Treueid von Aqaba, mit der Delegation von Madîna beendet hatte und diese wieder zurück nach Madîna, zu ihren Häusern und Familien kehrten, sandte der Prophet Mus´ab ibn Umair als Boten, um die Einwohner von Madîna den Islâm zu lehren und jene zum Islâm einzuladen, die noch nicht übergetreten waren.
Es war eine wichtige, bedeutsame Sache, dass der Prophet den Gefährten Mus´ab nach Madîna entsandte, da seine Da’wa dort schon bald Früchte trug. Bereits nach einem Jahr war die Mehrheit der Bewohner von Madîna zum Islâm übergetreten. Die neu zum Islâm übergetretenen Gläubigen in Madîna fühlten mit ihren Brüdern in Makka. Sie waren die Herren in Madîna und mussten keine Angriffe oder Folterungen erleben, jedoch wussten sie, dass dem Propheten in Makka Schaden zugefügt wurde. Er wurde sogar bis in die Berge von Makka und zu ihren Pfaden verfolgt, und auch seine Anhänger wurden erniedrigt.
So begaben sich 70 Männer von Madîna zur Haddsch-Zeit nach Makka und verabredeten, sich mit dem Propheten beim Bergpfad von „Aqaba“ zu treffen. Lassen wir Ka´b ibn Mâlik die Geschichte dieses gesegneten Treueides und das, was bei diesem Treffen geschah, erzählen, eine Geschichte, die es verdient mit Gold geschrieben zu werden:
„Wir verbrachten diese Nacht, in der wir mit dem Propheten verabredet waren, es war die zweite Nacht nach Arafat, mit unserem Volk in unserem Lager. Als dann ein Drittel der Nacht vergangen war, verließen wir unauffällig und unbemerkt unseren Schlafplatz um den Propheten zu treffen. Wir waren 70 Leute und versammelten uns beim Bergpfad von Aqaba. Wir hatten zwei Frauen von ihnen bei uns, Nusaiba bint Ka´b, Um Ammâra und Asmâ bint Amr ibn Adiyy ibn Thâbit. Wir versammelten uns also beim Bergpfad und warteten auf den Propheten , bis er kam, und mit ihm war an jenem Tag sein Onkel Al-Abbâs ibn Abdulmuttalib, der zwar den Glauben seines Volkes vertrat, seinen Neffen in seiner Angelegenheit aber unterstützen wollte. Als wir zusammensaßen, war Abdulmuttalib der Erste, der das Gespräch begann, so sagte er: „O ihr Stamm der Al-Chazradsch, Muhammad ist von uns, wie ihr wisst, und ich und meine Gefolgsleute schützten ihn vor unserem Volk, er genießt Ansehen in seinem Volk und Stärke in seinem Land." Er (der Überlieferer Ka´b) fuhr fort: "Wir sagten daraufhin: «Wir haben deine Worte gehört, so sprich nun du, o Gesandter Allâhs, für dich selbst und für deinen Herrn, was du willst.» Daraufhin sprach der Prophet und trug Verse aus dem Qurân vor, lud zum Weg Allâhs ein und regte zum Islâm an. Danach sagte er : «Ich nehme von euch den Treueid, dass ihr mich vor dem schützt, vor dem ihr auch eure Frauen und Kinder schützen würdet.»
Daraufhin stand Al-Barâ ibn Ma´rûr auf, nahm des Propheten Hand und sagte: «Jawohl, bei Dem, Der dich mit der Wahrheit entsandt hat, wir beschützen dich vor dem, vor dem wir auch unsere Frauen beschützen. Wir leisten dir, o Allâhs Gesandter den Treueid, und wir sind ja Leute des Krieges und der Waffen, die wir von unseren Vorfahren geerbt haben.» In diesem Moment fiel ihm Abu Al-Haitham ibn At-Taihân, der Verbündete vom Stamm Banû Abdul-Asch´al ins Wort und sagte: «O Allâhs Gesandter, wir haben mit den Juden Verträge, und wir werden sie lösen. Wenn wir dies tun, und Allâh dir zum Sieg verhilft, wirst du dann zu deinem Volk zurückkehren und uns lassen?» Der Prophet lächelte und entgegnete darauf: «Eure Blutschuld ist meine Blutschuld und eure Unantastbarkeit ist meine Unantastbarkeit, ich bin von euch und ihr seid von mir, ich bekämpfe den, den ihr bekämpft und bin friedlich mit dem, mit dem ihr auch friedlich seid.» Dann sagte der Prophet : «Schickt mir zwölf Obmänner, die ihre Leute führen.» Sie schickten also zwölf Führer, neun vom Stamm Al-Chazradsch und drei von Al-Aus.
Al-Barâ ibn Ma´rûr war der Erste, der die Hand des Propheten nahm, um ihm den Treueid zu leisten, danach tat es ihm jeder gleich. Der Prophet sagte dann: «Begebt euch zu euren Lagern!» Darauf sagte zu ihm Al-Abbâs ibn Ubbâda ibn Nadla: «Bei Dem, Der dich mit der Wahrheit entsandt hat, wenn du willst, werden wir morgen mit unseren Schwertern über die Bewohner Minâs herfallen.» Doch der Prophet erwiderte: «Dies wurde mir nicht angewiesen.»
So gingen wir also zurück und schliefen jene Nacht, bis der Morgen anbrach. Am Morgen kamen dann die Führer der Quraisch zu uns und sagten: „Ihr Volk der Al-Chazradsch, wir haben erfahren, dass ihr bei unserem Gefährten Muhammad wart, um ihn aus unserer Stadt herauszuholen und den Eid zu leisten ihm beim Krieg gegen uns zu unterstützen. Bei Allâh, es gibt kein Volk der Araber, mit dem wir unlieber im Krieg stünden als mit euch.“ Darauf traten die Götzenanbeter unseres Volkes hervor und schwuren bei Allâh, dass nichts davon stimme und dass sie nichts davon wüssten. Und sie sprachen die Wahrheit, denn sie wussten nichts von dem Abkommen, das wir mit dem Propheten geschlossen hatten." Überliefert von Ahmad und von Al-Arna'ût und als "gut" eingestuft.
Dies war also der zweite Treueid von Aqaba und sein Ablauf, der sich durch Mut und Tapferkeit auszeichnete. Wenn wir uns einige seiner Ereignisse vor Augen führen, werden wir erkennen, wie gewaltig und erhaben sie sind. Zum Beispiel, auf welche schöne Weise der Prophet den Islâm mit wenigen Worten verkündete und zum Wege Allâhs einlud, Worte, die klar und leicht verständlich waren. Er war aufrichtig in seiner Verkündung und setzte keine weltlichen Zwecke voraus. Er versprach ihnen weder Besitz noch Herrschaft, und er bot ihnen kein Geld an, um ihnen die Last, die sie tragen würden, zu erleichtern. Alles, was er sagte, als sie ihn fragten, was ihnen zuteil werde, war: "Das Paradies!" Er machte ihnen bewusst, dass all ihre Taten für das Jenseits sind und nur an Allâh gerichtet werden. Dies, damit sich die Perfektion ihres Glaubens verwirklicht und sie die Prüfungen meistern und geduldig den Weg bestreiten. Die Sahâba verstanden dies und wussten, dass sie den Zorn der restlichen Araber und Nichtaraber sowie die Wut aller Menschen auf sich ziehen und alle Beziehungen getrennt würden. Doch all dies hielt sie nicht davon ab, der Wahrheit zu folgen und heldenhaft hinter dem Propheten zu stehen. So leisteten sie diesen Treueid mit reinem Herzen und mit Liebe zu Allâh und Seinem Propheten . Was für ein vortrefflicher Treueid, was für vortreffliche Männer sie doch waren!