Der Islām und der wissenschaftliche Fortschritt
22/09/2010| IslamWeb
Der Islâm ermutigt und fordert seine Anhänger zum Lernen, Lesen, Schreiben und Forschen auf. Es folgen einige Belege dafür, dass der Islâm Bildung, Erlangen von Wissen und wissenschaftliches Denken befürwortet.
1. Der erste Qurânvers, der offenbart wurde, war: „Lies im Namen deines Herrn, Der erschaffen hat, den Menschen erschaffen hat aus einem Anhängsel.“ (Sûra 96:1-2) Dies bedeutet, dass das erste offenbarte Wort „Lies“ war. Darin spiegelt sich die Bedeutung des Lesens und des Lernens im Islâm wider.
2. Der Edle Qurân befiehlt den Muslimen immer wieder, sich Gedanken über das Universum, die Geschöpfe, die Tiere, die Meere, die Sterne, über den menschlichen Körper und über die Pflanzen zu machen.
3. Der Edle Qurân ist wissenschaftlich ausgerichtet, das heißt, er gibt den Muslimen ein Beispiel an wissenschaftlicher Objektivität und wissenschaftlicher Vorgehensweise. Der Edle Qurân belegt oft seine Aussagen.
4. Die wissenschaftliche Vorgehensweise des Edlen Qurân wird auch dann deutlich, wenn er von den Ungläubigen Belege für ihre Aussagen fordert.
5. Der Edle Qurân beweist seine wissenschaftliche Objektivität auch, indem er stets die Ungläubigen für ihre blinde Nachahmung ihrer Vorfahren tadelt. Dies ist sicherlich eine Einladung an die Gläubigen und an alle Menschen, unabhängig und kritisch zu denken. Ein unabhängiges Denken ist eine wesentliche Bedingung für kreatives Denken, das wiederum ist die erste Bedingung für wissenschaftliche Erkenntnis und technologischen Fortschritt.
6. Der Prophet Muhammad drängte seine Gefährten dazu, ihre eigene Urteilsfähigkeit zu nutzen, wenn sie vor einem Problem standen, für das keine exakte Lösung im Edlen Qurân oder den Überlieferungen des Propheten Muhammad geboten wird. Diese Ermutigung zu einem unabhängigen Urteil regt die Menschen zum Denken an, ohne dabei gegen die Prinzipien des Islâm zu verstoßen.
7. Der Prophet Muhammad befahl den Leuten, das Wissen in Büchern festzuhalten.
Wissenschaft alleine reicht nicht aus
Wie wir wissen, vertritt der Islâm die Ansicht, dass die Wissenschaft alleine nicht ausreicht, um wahren Fortschritt zu gewährleisten. In weltlich orientierten Ländern, die technologisch fortgeschritten sind, bemerken wir, dass die Technologie für sich genommen diesen und anderen Ländern größere Probleme bereiten kann.
Zum Beispiel hat die Wissenschaft zu der Erfindung der Atombombe geführt, welche ganze Städte samt Millionen von Einwohnern innerhalb einer einzigen Minute zerstören kann. Es ist wohl eine unglaubliche Brutalität, in so kurzer Zeit so viele Menschen zu töten. So etwas ist das Produkt einer Wissenschaft ohne den Hintergrund der wahren Religion. Nach dem Islâmischen Gesetz dürfen Zivilisten während des Krieges nicht zu Schaden kommen.
Darüber hinaus hat die Wissenschaft auch zur Erfindung von Bomben geführt, die das Pflanzenleben (und überhaupt jegliches Leben) zerstören. Dies ist eine Handlung des extremen Materialismus, bar jeglicher Spiritualität. Demgegenüber sollen nach dem Islâmischen Gesetz weder Zivilisten, Tiere noch Pflanzen während eines Krieges Schaden nehmen.
Dies alles zeigt, dass die Wissenschaft uns zwar das Werkzeug zur Zerstörung gibt, der Missbrauch dieser Instrumente jedoch nicht durch die Wissenschaft selbst stattfindet. Diese zerstörerischen Instrumente kommen nur durch politische Entscheidungen zur Geltung. Daher müssen wir zur Psyche der Politiker zurückgehen, um festzustellen, welches Verhalten von ihnen zu erwarten ist. Wissenschaft und Technologie reichen nicht aus, um Fortschritt in der Gesellschaft zu erreichen; auf sich alleine gestellt würden sie in der Tat jedem Einzelnen große Probleme bereiten. Wird die Wissenschaft jedoch von der Umsetzung der wahren Religion und der Unterwerfung unter den Befehl Allâhs begleitet, wird sie eingesetzt, um dem Menschen zu dienen, und nicht, um ihn zu quälen oder gar zu zerstören.
Die beschränkte Wirkung der Wissenschaft
Wissenschaftliche Entdeckungen und Forschungen beeinflussen das menschliche Leben nicht immer nachhaltig genug. Beispielsweise hat uns die Forschung gezeigt, dass Alkohol eine zerstörerische Wirkung auf das Gehirn, das Verdauungssystem, das Herz und auf das Nervensystem hat. Jeder, der Alkohol trinkt, weiß, dass Alkohol seine körperliche und geistige Gesundheit zerstört. Trotzdem hat diese wissenschaftliche Erkenntnis nicht dazu geführt, dass die Zahl der Alkoholiker sinkt. Ganz im Gegenteil, die Zahl der Alkoholiker steigt trotz der wissenschaftlichen Entdeckungen sogar dramatisch.
Die Wissenschaft arbeitet zwar erfolgreich, wenn es um die Behandlung von Krankheiten, z. B. aufgrund von Alkoholgenuss geht. Handelt es sich aber um das menschliche Verhalten, kann die Wissenschaft nicht viel ausrichten. Sie ist nicht in der Lage, schlechte Angewohnheiten aus der Welt schaffen; eine wahre Religion bewältigt dies jedoch leicht. Auch in der vorislâmischen Zeit tranken die Menschen gerne Wein. Als der Islâm jedoch den Alkoholgenuss verboten hat, wurde der Wein auf den Straßen weggegossen, als das Verbot verkündet wurde. Unterwirft sich ein Mensch völlig Allâh, wird er Allâh gänzlich gehorchen.
Die Barmherzigkeit Allâhs
Allâh ist barmherzig. Daher sandte Er Gesandte und Propheten, um den Menschen die Hilfe zukommen zu lassen, die sie in ihrem Leben benötigen. Alle Religionen, insbesondere der Islâm als letzte Religion, kamen mit Antworten auf Fragen, über die sich die Menschen den Kopf zerbrechen: Woher kommt der Mensch? Wie endet der Mensch? Wie dient man Allâh? Was sind die Pflichten eines Menschen gegenüber anderen? Was sind die Regeln zu Zeiten des Krieges und des Friedens? Wie sind die Regeln für Essen, Trinken und Kleidung? Was ist zu tun und was nicht? Was ist richtig und was ist falsch?
Diese Fragen können nicht von der Wissenschaft oder vom Menschen beantwortet werden. Sie wurden aber von Allâh, dem Schöpfer aller Menschen, beantwortet. Die Antworten sind also verfügbar. Leider hören manche Menschen nicht auf sie, noch denken sie überhaupt darüber nach. Jene, die nicht auf Gottes Antworten und Seine Leitung hören, bestehen darauf, mit Menschen und ihrem Leben zu experimentieren. Manchmal schafft ein Land die Todesstrafe ab. Danach entscheidet es sich wieder für die Todesstrafe. Ein anderes Land (Amerika) verbietet den Alkohol, sodann erlaubt es den Alkohol aufs Neue!
Fatale Experimente
Diese Versuche mit dem menschlichen Leben sind fatal. Die Opfer solcher sozialen Experimente sind keine Tiere, sondern vielmehr unzählige Familien, unschuldige Menschen und Kinder. Wenn eine Regierung Alkohol erlaubt, so sind die Opfer Millionen von Menschen als potentielle Alkoholiker, ebenso Frauen und Kinder, die den Familien solcher Alkoholiker angehören. Entscheidet sich eine Regierung dafür, nicht mit der Todesstrafe zu bestrafen, so motiviert diese Entscheidung Millionen potentieller Mörder zu ähnlichen Taten.
Um ein Fazit zu ziehen: egal, ob es sich um materielle oder geistige Angelegenheiten handelt, lasst uns die Antworten von dem Einen ersuchen, der alles erschaffen hat.
Von Dr. Muhammad Al-Chûli