„Die umfassende und ganzheitliche Natur des Islâms ist eine seiner Grundannahmen – so sehr, dass diese zu einem seiner charakteristischen Merkmale geworden ist. Diese Religion durchdringt alle Aspekte des menschlichen Wesens: Körper, Vernunft, Geist, Verhalten, Gedanken und Gefühle und umfasst alle Aspekte seines weltlichen Lebens und des Jenseits. Es gibt keinen Aspekt des Wesens oder Lebens einer Person, der nicht eng mit der Aqîda (der festen Überzeugung von Allâh und seinen Vorschriften; A. d. Ü.) verknüpft ist. Eine Manifestation dieser Verknüpfung ist der deutliche Zusammenhang zwischen Moral und Îmân (sicheres und festes Bestätigen, das auf Wissen aufbaut; A. d. Ü.). Eine gesunde Aqîda erfordert das Festhalten an einer tugendhaften Moral und den Verzicht auf alles Verwerfliche“ (Al-Bayân, Nr. 359).
Alle Vorschriften des Islâms gründen allein auf dem Fundament des Îmâns an Allâh. Fehlt der Îmân, werden alle Taten wertlos, und dazu gehört auch die Moral. Daher finden wir im Qurân einen klaren Zusammenhang zwischen Aqîda und Achlâq (Moral, Charakter). Wenn der Qurân seinen Anhängern Gerechtigkeit befiehlt, geht dieser Anweisung ein Verweis auf den Îmân voraus, um zu betonen, dass Îmân Gerechtigkeit mit sich bringen muss. Allâh, der Erhabene, sagt: „O die ihr glaubt, seid Wahrer (der Sache) Allâhs als Zeugen für die Gerechtigkeit. Und der Hass, den ihr gegen (bestimmte) Leute hegt, soll euch ja nicht dazu bringen, dass ihr nicht gerecht handelt. Handelt gerecht. Das kommt der Gottesfurcht näher. Und fürchtet Allâh. Gewiss, Allâh ist Kundig dessen, was ihr tut” (Sûra 5:8).
In ähnlicher Weise sagt der Qurân im Zusammenhang mit Wahrhaftigkeit: „O ihr, die ihr glaubt, fürchtet Allâh und seid mit den Wahrhaftigen!“ (Sûra 9:119). Es gibt viele weitere Verse, die diese wichtige Beziehung zwischen Aqîda und Moral verdeutlichen. Wenn zum Beispiel der Qurân den Muslimen befiehlt, nur Zutreffendes zu sprechen, verbindet er dies mit dem Îmân. Allâh, der Erhabene, sagt: „O die ihr glaubt, fürchtet Allâh und sagt treffende Worte“ (Sûra 33:70).
Auch wenn einem Mu’min (wer den Îmân verinnerlicht hat; Pl. Mu’minûn) befohlen wird, schlechte Vermutungen über andere zu vermeiden und üble Nachrede zu unterlassen, stellt der Qurân klar, dass der Verzicht auf solche schlechten Eigenschaften zu den Auswirkungen des Îmâns gehört. Allâh, der Erhabene, sagt: „O die ihr glaubt, meidet viel von den Mutmaßungen; gewiss, manche Mutmaßung ist Sünde. Und sucht nicht (andere) auszukundschaften und führt nicht üble Nachrede übereinander (…)” (Sûra 49:12).
In vielen Hadîthen betont der edle Gesandte (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) diese enge Beziehung zwischen Aqîda und Moral. Denken wir zum Beispiel an die Betonung in seinem dreifachen Schwur, wo es um die Beziehung des Muslims zu seinem Nachbarn geht: „Bei Allâh, er ist kein (wahrer) Mu‘min! Bei Allâh, er ist kein (wahrer) Mu‘min! Bei Allâh, er ist kein (wahrer) Mu‘min!“ Da wurde er gefragt: „Wer ist das, o Gesandter Allâhs?“ Er sagte: „Derjenige, dessen Nachbar nicht vor seinem Übel sicher ist.“
Er (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte auch: „Wer Îmân an Allâh und den Jüngsten Tag hat, der soll gütig zu seinem Nachbarn sein.“ Und: „Kein (wahrer) Mu‘min ist, wer seinen Magen füllt, während sein Nachbar hungrig ist.“
Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) unterstrich viele ethische Werte für die Mu‘minûn und verknüpfte sie mit dem Bekenntnis zu Îmân und Aqîda: „Ein Anbeter Allâhs wird seinen Îmân erst dann vervollkommnen, wenn er die Lüge in ihrer Gesamtheit aufgibt, auch im Scherz, und das Streiten aufgibt, auch wenn er im Recht ist.“ Er betonte auch, dass die Vollkommenheit des Îmâns bedeutet, dass ein Muslim für seinen Bruder und sogar für alle Menschen das lieben sollte, was er für sich selbst liebt: „Bei dem, in dessen Hand meine Seele ist, niemand ist ein (wahrer) Mu‘min, solange er nicht für seinen Bruder das liebt, was er für sich selbst an Gutem liebt.“ In einer ähnlichen Variante: „Keiner von euch ist Mu‘min, solange er nicht für seinen Bruder liebt, was er für sich selbst liebt.“ Auch lautet eine Variante: „Niemand von euch hat wirklich Îmân, bis er für die Menschen liebt, was er für sich selbst liebt, und bis er einen Menschen nur um Allâhs des Erhabenen willen liebt.“