Deshalb sagte er in dem von Râfi ibn Chadîdsch überlieferten Hadîth: „Ich bin nur ein Mensch. Wann immer ich euch befehle, etwas zu tun, was zu eurer Religion gehört, haltet euch daran. Und wann immer ich euch befehle, etwas zu tun, das aus meiner persönlichen Meinung heraus geschieht, (denkt daran), dass ich nur ein Mensch bin.“
In seinem Kommentar zu diesem Hadîth schreibt Al-Munâwî (Allâh erbarme sich seiner): „Seine Aussage ‚Ich bin nur ein Mensch‘ bedeutet, dass er ihnen in menschlicher Hinsicht ebenbürtig ist und in allem, was nicht in Bezug zu religiösen Angelegenheiten steht. Dies steht in Zusammenhang mit der Aussage Allâhs des Erhabenen: „Sag: Gewiss, ich bin ja nur ein menschliches Wesen gleich euch; mir wird (als Offenbarung) eingegeben (…)“ (Sûra 18:110). Er war in seiner Menschlichkeit wie alle anderen, aber er unterschied sich von ihnen durch die Pflicht, die göttliche Botschaft zu übermitteln. Seine Aussage: „Wann immer ich euch befehle, etwas zu tun, was eure Religion betrifft, so haltet euch daran“ bedeutet: Wenn ich euch befehle, das zu tun, was euch in Bezug auf eure Religion nützt, dann führt das aus, denn es ist stets die Wahrheit und richtig. Seine Aussage: „Und wann immer ich euch befehle, etwas aus meiner persönlichen Meinung heraus zu tun, so bin ich nur ein Mensch“ bedeutet: Wenn ich euch aus meiner persönlichen Meinung heraus etwas befehle, das für eure weltlichen Angelegenheiten relevant ist, so bin ich nur ein Mensch; meine persönliche Meinung in weltlichen Angelegenheiten kann richtig oder falsch sein. Denn der Mensch ist anfällig für Vergesslichkeit und Fehler. Mit „Meinung“ meinte er hier die persönliche Meinung zu weltlichen Angelegenheiten.“
An-Nawawî (Allâh erbarme sich seiner) sammelte die Überlieferungen über die künstliche Bestäubung von Palmen aus „Sahîh Muslim“ unter dem Titel: „Kapitel über die Verpflichtung zur Befolgung seiner Befehle, wenn diese sich auf religiöse Angelegenheiten beziehen und nicht seine persönliche Meinung zu weltlichen Angelegenheiten enthalten“. Er kommentiert den Satz „Ihr kennt euch in euren eigenen weltlichen Angelegenheiten besser aus“ folgendermaßen: „Nach den Gelehrten bedeutet das, dass ihr euch in weltlichen Dingen besser auskennt als in den Geboten der Scharîa. Was nun das anbelangt, was er auf der Grundlage seines eigenen Idschtihâds äußerte und als Teil der Scharîa erklärte, so ist dessen Befolgung vorgeschrieben. Die Bestäubung von Palmen fällt nicht unter diese Kategorie. Die Gelehrten sagten: Sein Ausspruch war keine Aussage, sondern eher eine Vermutung, wie er es in den anderen Versionen des Hadîth betont hat. Sie sagten, dass seine persönliche Meinung und Annahmen in weltlichen Angelegenheiten wie die aller anderen Menschen seien. Daher ist es durchaus denkbar, dass so etwas passiert; einen Mangel impliziert es nicht.“
Ibn Taimiyya (Allâh erbarme sich seiner) sagte: „Er verbot ihnen die Bestäubung nicht. Doch sie begangen den Fehler, anzunehmen, er hätte es ihnen untersagt.“
Schaich Ahmad Schâkir (Allâh erbarme sich seiner), sagte: „Der Hadîth ist klar und deutlich und steht in keinem Widerspruch zu einem anderen Text, noch widerspricht er seiner Unfehlbarkeit in Bezug auf seine Idschtihâde. Es folgt auch nicht daraus, dass die Sunna nicht in allen Angelegenheiten als Beleg vorgebracht werden könne. Die Hadîthe unterstützen auch nicht die Behauptung, dass die prophetische Sunna in ihrer Gesamtheit nicht Teil der göttlichen Offenbarung sei. Vielmehr sagte er ihnen im Hadîth über die Bestäubung von Palmen, dass er nicht meine, dass dies notwendig sei. Weder hatte er etwas befohlen noch verboten. Auch hatte er keine göttliche Offenbarung übermittelt, noch einen Teil der Sunna damit begründet. Daher gibt es keinen Grund, den Umfang dieser Aussage so weit auszudehnen, dass sie die Grundlagen der islâmischen Gebotenlehre zerstört!“
Unser Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) war geschützt vor Fehlern in dem, was er uns von Allâh dem Erhabenen übermittelte, und nicht in Bezug auf seine persönlichen Meinungen zu weltlichen Angelegenheiten, die richtig oder falsch gewesen sein können. Ein Muslim glaubt mit Gewissheit an die Unfehlbarkeit der Propheten und Gesandten Allâhs und in erster Linie an unseren Propheten als den Vorzüglichsten unter ihnen.
Deshalb sollten wir aufmerksam sein und uns vor denen hüten, die versuchen, die Sunna in Frage zu stellen und Zweifel an ihr zu wecken, indem sie sagen, dass die Meinungen des Propheten (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) in weltlichen Angelegenheiten und einige der Scharîa-Entscheidungen, die auf seinem persönlichen Idschtihâd beruhen, ebenso richtig oder falsch gewesen sein könnten! Dies ist eine falsche Behauptung und ein grundloses Missverständnis. Daher sagt Allâh der Erhabene: „Und er redet nicht aus (eigener) Neigung. Es ist nur eine Offenbarung, die eingegeben wird“ (Sûra 53:3-4).
Al-Baghawî (Allâh erbarme sich seiner) sagte: „Der Vers bedeutet, dass er nie Falsches gesagt hat.“ As-Sa‘dî (Allâh erbarme sich seiner) sagte: „Es bedeutet, dass seine Rede nicht seiner persönlichen Neigung entspringt, sondern vielmehr der Rechtleitung und der Taqwâ (Gottesfurcht) folgte, die Allâh ihm in Bezug auf seine eigenen Angelegenheiten und denen anderer offenbarte. Dies deutet darauf hin, dass die Sunna Teil der göttlichen Offenbarung von Allâh an Seinen Gesandten (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) ist.“
Im Qurân heißt es: „Allâh hat auf dich das Buch und die Weisheit herabgesandt“ (Sûra 4:113; Weisheit bezieht sich hier auf die Sunna – A. d. Ü.). Der Vers weist darauf hin, dass er unfehlbar war in Bezug auf das, was er von Allâh dem Erhabenen und Seiner Scharîa übermittelte, da er nicht aus persönlicher Neigung sprach, sondern aus einer herabgesandten Offenbarung. Allâh der Erhabene sagt: „Was nun der Gesandte euch gibt, das nehmt; und was er euch untersagt, dessen enthaltet euch“ (Sûra 59:7).
Ibn Kathîr (Allâh erbarme sich seiner) sagte: „Das bedeutet, dass ihr tun sollt, was immer er euch befohlen hat, und dass ihr vermeidet, was immer er euch verboten hat. Denn er befiehlt euch nur, was gut ist, und er verbietet euch nur das Schlechte.“ Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Ich habe euch etwas hinterlassen. Wenn ihr daran festhaltet, werdet ihr niemals in die Irre gehen: Das Buch Allâhs und die Sunna Seines Propheten“ (Al-Hâkim, authentisch nach Al-Albânî).
Die prophetische Sunna ist das rettende Schiff und der Schlüssel zur Errettung. Wer dieses Schiff betritt, wird gerettet, und wer dies nicht tut, wird ertrinken. Az-Zuhrî (Allâh erbarme sich seiner) sagte: „Die früheren Gelehrten pflegten zu sagen: ‚Das Festhalten an der Sunna ist die Rettung.‘“ Mâlik (Allâh erbarme sich seiner) sagte: „Die Sunna ist (wie) die Arche Noahs: Wer sie besteigt, überlebt, und wer nicht, der geht unter.“
Offensichtlich gilt die Aussage des Propheten: „In euren weltlichen Angelegenheiten kennt ihr euch besser aus“ nicht für religiöse Angelegenheiten, Normen der Scharîa, Verpflichtungen und Verbote. Es bedeutet vielmehr: „Ihr, die ihr Palmen künstlich bestäubt, und andere, die ihr verschiedene Berufe im Handwerk, in der Landwirtschaft und in anderen Bereichen ausübt, ihr seid besser bewandert in euren Berufen als ich.“ Al-Munâwî (Allâh erbarme sich seiner) sagte in „Fath Al-Qadîr“: „Das bedeutet, dass ihr in euren weltlichen Angelegenheiten mehr Wissen habt als ich. Und ich weiß mehr über die Angelegenheiten eures Jenseits als ihr. Denn die Propheten und Gesandten wurden ausgeschickt, um die Menschen vor Elend im Jenseits zu erretten und ihnen zu helfen, ewige Glückseligkeit zu erlangen.“