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Die niedrigste Stufe des Îmâns

Die niedrigste Stufe des Îmâns

Die Leitung des edlen Propheten begleitet das Leben des Muslims in all seinen Angelegenheiten, insbesondere was ihn persönlich anbelangt, und in seinem allgemeinen Umgang mit seinen Mitmenschen. Dadurch wandelt der Muslim im Licht des Prophetentums und verschönert sein Leben durch die Rechtleitung dieser Botschaft und hohen Werte der Moral. Viele prophetische Anweisungen zielen auf eine Erhabenheit im Handeln und gute soziale Beziehungen. Darunter zählt auch das Gebot, auf den Weg zu achten, den man mit anderen Menschen teilt und dafür zu sorgen, dass dort Hindernisse beseitigt werden, die anderen Schaden zufügen könnten. Diese prophetische Anweisung ist von großer Tiefe und enthält zahlreiche erzieherische Hinweise.

Von Abû Huraira wird überliefert, dass der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Der Îmân besteht aus 60 oder 70 Zweigen. Der höchste davon ist das Bekenntnis ‚Lâ ilâha illa-llâh‘ (Niemand ist anzubeten außer Allâh) und der niedrigste ist es, Schädliches aus dem Weg zu entfernen. Auch die Schamhaftigkeit ist ein Zweig des Îmâns“ (Al-Buchârî, Muslim u.a.).

Im Zusammenhang mit dieser Ermunterung zeichnet der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) eine Darstellung des Îmâns und ermuntert uns, den geraden Weg zu ebnen und uns vor Abwegen zu hüten, damit die Wege weit und geeignet zum Beschreiten werden. So heißt es in den beiden Sahîh-Werken nach Abû Huraira: „Einmal war ein Mann unterwegs, fand einen dornigen Ast und nahm ihn beiseite. Allâh nahm ihm dies an (wörtl. „war dankbar dafür“) und verzieh ihm.“ Nach einer Überlieferung bei Muslim sagte er: „Wahrlich, ich sah einen Mann im Paradies umhergehen wegen eines Baumes, den er fällte und aus dem Weg entfernte, da dieser die Muslime gestört hatte.“

In der Überlieferung von Imâm Ahmad im „Musnad“ heißt es: „Einmal war ein Mann unterwegs und fand einen dornigen Ast und sagte: ‚Ich werde diesen beseitigen, auf dass mir dadurch Allâh – allmächtig und majestätisch ist Er – verzeihen möge.‘ Er hob ihn fort und Allâh verzieh ihm deswegen und ließ ihn ins Paradies eintreten.“

Eine weitere Ermunterung, Belohnung für gute Taten zu erhalten, findet sich in seinem Ausspruch: „Wer einen Stein vom Weg entfernt, dem wird eine gute Tat aufgeschrieben. Und wer eine gute Tat hat, der betritt das Paradies“ (At-Tabarânî in „Al-Mu’dscham“; sahîh nach Al-Albânî).

Auch sagte er: „Meine Gemeinschaft wurde mir mit ihren guten und schlechten Taten gezeigt. Da sah ich unter den guten Taten das Entfernen von etwas Störendem aus dem Weg. Und unter den schlechten Taten sah ich das Ausspucken in der Moschee, ohne dass es bedeckt wird.“ Imâm Ahmad überliefert von Abû Dharr und Al-Buchârî in „Al-Adab Al-Mufrad“ ebenfalls von Abû Dharr als Marfû-Hadîth: „Das Entfernen eines Steins, Dorns oder Knochen aus dem Weg ist für dich eine Sadaqa“ (sahîh nach Al-Albânî).

Im Gegensatz dazu bringt das schlechte Verhalten auf dem Weg Strafe ein, da der Prophet in der Überlieferung von Abû Huraira im „Sahîh Muslim“ sagte: „Hütet euch vor den zwei fluchbringenden Handlungen!“ Da fragten sie: „Was sind die beiden Fluchbringenden, o Gesandter Allâhs?“ Er sagte: „Jemand, der seine Toilette verrichtet, wo die Menschen laufen oder wo sie nach Schatten suchen.“ Ein solches Handeln ist allgemein als Belästigung der Muslime anzusehen. So sagt Allâh – allmächtig und majestätisch ist Er: „Und diejenigen, die den gläubigen Männern und den gläubigen Frauen Leid zufügen für etwas, was sie nicht begangen haben, laden damit Verleumdung und offenkundige Sünde auf sich“ (Sûra 33:58).

In den Hadîthen wird der Muslim zu sozialer Sensibilität angeleitet. Straßen sind Allgemeingut der Menschen. Sie zeugen von der Kulturstufe einer Gesellschaft und ihren Handlungsnormen. Die prophetische Aufforderung, Wege zu schützen, stärkt den Geist des Sozialen und belebt das Gewissen des Einzelnen, indem die Interessen der Gesellschaft geschützt werden. Sie stärkt bei ihm das Verantwortungsbewusstsein gegenüber den Errungenschaften und Grundgütern der Allgemeinheit. Alles beginnt mit der inneren Überzeugung (Aqîda) und den Vorstellungen, die der Islâm im Menschen durch diese erhabenen Anweisungen erzeugt. Damit hält er Schaden von den Menschen ab und bewahrt sie vor dem Niedergang, da der Mensch auf der Erde zum Statthalter eingesetzt wurde und sich am Aufbau der Zivilisation beteiligt und mit seinen Mitmenschen auf positive und produktive Weise interagiert.

Die islâmische Kultivierung der individuellen Verantwortung für die Wege kann nicht durch ein weltliches Gesetz erreicht werden. Das Beseitigen von Störendem aus dem Weg gehört zu den Zweigen des Îmâns und seinen Taten. Es beginnt also mit einem persönlichen Anreiz, der aus einer tief verwurzelten Überzeugung (Aqîda) und einem erhabenen moralischen Wertesystem resultiert.

Der Islâm verbindet diese Anweisungen mit der Belohnung und dem ewigen Ausgleich im Jenseits. Indem er sich um den Zustand der Wege kümmert, vollzieht der Muslim eine Handlung der Anbetung und nähert sich Allâh. Ein rein weltliches Gesetz kann das Individuum nur dazu bringen, sich äußerlich an Vorschriften zu halten, solange diese Person gesehen wird und Kameras ihn beobachten. Sie fürchtet nur die diesseitige Strafe und wird kaum bereit sein, Störendes aus dem Weg zu entfernen, wenn es dafür keinen materiellen Anreiz gibt. Eine Anweisung aus dem Îmân heraus begleitet jedoch den Menschen in jeglicher Situation. Er wird deshalb sein Verhalten nicht (zum Negativen hin) ändern, auch wenn er unbeobachtet und ohne Überwachung sein sollte. Gutes Handeln ist ein unzertrennbarer Teil seines Îmâns und resultiert aus einer bestimmten Vorstellung über seine eigene Existenz und seine Verbindung mit dem Universum und dem Leben insgesamt.

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