In einem kleinen Gebiet namens Sedschestan neben dem As-Send Gebiet (das Gebiet am Unterlauf des Indus und dessen Delta) wurde Abû Dâwûd Sulaimân ibn Al-Ascha’th ibn Bischr ibn Ishâq As-Sidschistânî im Jahre 202 n. H. geboren. Schon als Kind begann seine Liebe zum Hadîth und so bereiste er Länder wie das damalige Groß-Syrien, Ägypten, die Arabische Halbinsel, den Irak und Chorasan, um dort Hadîthe von den großen Gelehrten zu hören wie beispielsweise von Ahmad ibn Hanbal, Yahyâ ibn Ma’în, Musaddad ibn Musarhad und Qutaiba ibn Sa´îd. Abû Dâwûd wurde im Hadîth und durch sein Wissen und seine Taten sehr bekannt, bis er einer der größten Imâme des Islâm seiner Zeit wurde. Von ihm berichteten At-Tirmidhî und An-Nasâî und einige der größten Imâme. Er reiste nach Bagdad und von dort weiter nach Basra. Man erzählt über den Grund für seine Basra-Reise folgende Geschichte: Eines Tages klopfte es an der Tür von Abû Dâwûd, und als der Diener öffnete, fand er den Emir Abû Ahmad Al-Muwaffaq, den Thronfolger des abbasidischen Kalifen an der Tür, der um Erlaubnis bat, einzutreten. Abû Dâwûd ließ ihn herein und fragte ihn: „Was steckt hinter dem Besuch des Emirs zu dieser Zeit?“ Der Emir antwortete: „Es sind drei Gründe: Erstens: Ich will, dass du dich in Basra niederlässt, damit die Studenten aus aller Welt dich dort aufsuchen und die Stadt wieder beleben, nachdem sie nach einer Krise ruiniert und menschenleer wurde. Zweitens: Ich will, dass du meine Söhne dein Buch As-Sunan lehrst. Drittens: Ich will, dass du meine Kinder in einer privaten Sitzung lehrst, denn es gehört sich nicht, dass die Söhne der Kalifen mit dem einfachen Volk sitzen.“ Da sagte Abû Dâwûd: „Die dritte Bitte kann ich nicht erfüllen, denn alle Menschen, hoch und niedrig, sind vor dem Wissen gleich.“
Das Buch, das er zusammengestellt hatte und als Sunan Abû Dâwûd bekannt wurde, fand den Beifall der Menschen und die Würdigung der Gelehrten. In diesem Zusammenhang wird erzählt, dass Ibn Al-Arabî von diesem Buch sagte, als es ihm vorgelesen wurde: „Wenn man vom Wissen nichts hat als das Buch Allâhs des Erhabenen und dieses Buch von Abû Dâwûd, wird man nichts mehr brauchen.“ Dieses Buch enthält viertausendachthundert Hadithe, die Abû Dâwûd aus fünfhunderttausend Hadîthen auswählte, die er vom Propheten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) berichtete.
Abû Dâwûd hielt sich fest an die Sunna des Gesandten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) und war sehr bestrebt danach, sie in die Tat umzusetzen und den Menschen ihre Bedeutung klar zu machen, damit sie die Sunna ebenfalls praktizieren. Seine Vorgehensweise bei der Befolgung und der vorbehaltlosen Ergebung in die prophetische Sunna sowie des Ablassens von Diskussionen über die Angelegenheiten, die Zwietracht unter den Muslimen stiften, ähnelte er den Gefährten des Propheten.
Abû Dâwûd verstarb im Alter von dreiundsiebzig Jahren, die er im Dienste der reinen prophetischen Sunna verbracht hatte. Er hinterließ einen Sohn, der ihm in vielen Charakterzügen ähnlich war. Es ist der Hadîth-Gelehrte Abû Bakr Abdullah ibn Abû Dâwûd, der seinem Vater ein guter Schüler war, mit ihm bei den Scheichen in Ägypten und Groß-Syrien lernte, den Hadîth bei den größten Gelehrten in Bagdad, Chorasan, Isfahan, Sedschistan und Schiraz hörte, bis er ein großer Gelehrter und Faqîh (Rechtsgelehrter) wurde und das Werk Al-Masâbîh verfasste.
Möge Allah Sich Abû Dâwûds erbarmen und ihn für seinen Verdienst zu Gunsten des Islam reichlich belohnen, denn er war für die ehrenvolle prophetische Sunna ein starker Schutz!