Eines Tages begab sich Abû Huraira nach dem Ableben des Propheten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) auf den Markt und sah, wie die Leute dort kaufen und verkaufen. Da rief er laut: „Das Erbe des Gesandten Allâhs (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) wird in der Moschee geteilt und ihr seid noch hier?“ Als die Leute zur Moschee eilten und nichts fanden, kehrten sie zurück und berichteten es ihm. Er fragte sie: „Was habt ihr in der Moschee gesehen?“ Sie erwiderten: „Wir haben einige Menschen gesehen, die beten, und welche gesehen, die den Qurân rezitieren, und welche gesehen, die miteinander das Erlaubte und Verbotene lernen.“ Da sagte Abû Huraira zu ihnen: „Wehe euch! Das ist wahrhaftig das Erbe Muhammads (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken)!“ (s. At-Tabarânî im Al-Ausat, Al-Albânî befand die Überlieferung für gut.)
Muslim Ibn Mischkam berichtete: „Abû Ad-Dardâ sagte zu mir: »Zähle alle Teilnehmer an unserer Gesellschaft!« Es waren mehr als tausendsechshundert Personen. Sie pflegten den Qurân zu rezitieren und zu zehnt Wettkämpfe durchzuführen. Wenn er dann das Morgengebet verrichtet hat, begibt er sich in eine Ecke und rezitiert dort einen Teil des Quran und sie hören ihm dabei zu. Ibn Âmir war einer der besten Studenten unter ihnen.“ Yazîd ibn Abû Mâlik berichtete über seinen Vater, dass Abû Ad-Dardâ das Gebet zu verrichten pflegte und dann die Menschen lehrte. Danach rezitierte er etwas vom Qurân, und wenn er weggehen wollte, fragte er seine Gefährte: „Sind wir heute zu einem freudigen Anlass wie Hochzeitsessen oder Essen wegen eines Neugeborenen eingeladen, so dass wir der Einladung folgen?“ Falls sie dies nicht bejahten, sagte er: „O Allâh, ich mach Dich zum Zeugen, dass ich heute faste!“ (Aus: Siar A‘lâm An-Nubalâ von Ad-Dhahabî).
Die Prophetengefährten (möge Allah mit ihnen allen zufrieden sein) pflegten das Wissen in der Prophetenmoschee zu unterrichten. Makhûl berichtete, dass ein Mann ihm erzählte: „Wir waren in einer Zusammenkunft bei Umar ibn Al-Chattâb in der Madîna-Moschee und sprachen über die Vorzüge des Qurân. Dabei berichtete er über den Hadîth über das Wunder der Worte „Im Namen Allâhs des Allerbarmers des Barmherzigen.“ (Aus: Die Geschichte von Damaskus von Ibn Asâkir).
Abû Huraira pflegte Hadîthe des Gesandten Allâhs in der Prophetenmoschee zu unterrichten. Sein Lehrkreis zeugte von seinem großen Gedächtnisvermögen und auch von seiner großen und aufrichtigen Liebe zum Propheten. Einmal sagte ein Mann zu Mu‘âwiya : „Als ich in Madîna war, saß Abû Huraira in der Moschee und die Menschen versammelten sich um ihn. Er unterrichtete sie Hadîthe des Propheten. Er sagte: »Mein liebster Freund Abû Al-Qâsim erzählte mir...« und dann weinte er. Dann sagte er wieder: »Mein liebster Freund, der Prophet Allâhs Abû Al-Qâsim erzählte mir...« und dann weinte er wieder und verließ daraufhin die Zusammenkunft.“ (Aus: Siar A‘lâm An-Nubalâ von Ad-Dhahabî).
Auch Mu‘âdh ibn Dschabal hatte in der Moschee von Damaskus einen großen Lehrkreis, den Abû Idrîs Al-Chawlânî folgendermaßen beschrieb: „Als ich die Moschee von Damaskus betrat, sah ich einen lächelnden, schweigsamen jungen Mann. Die Menschen versammelten sich um ihn. Immer wenn sie über etwas stritten, wandten sie sich an ihn und hörten auf seine Meinung. Ich fragte nach ihm und man sagte mir, das sei Mu'âdh ibn Dschabal.“ (Aus: Al-Ma‘rifa wa At-Târîch „Wissen und Geschichte“ von Al-Fassawî).
Der ägyptische Gelehrte Warsch erzählte von seiner Erfahrung im Lehrkreis vom Imam Nâfi‘in der Prophetenmoschee und sagte: „Ich machte mich auf den Weg von Ägypten nach Madîna, um die Qurân-Rezitation bei Nâfi zu lernen. In Madîna begab ich mich zur Moschee von Nâfi und da erkannte ich, dass man vor lauter vielen Menschen nicht vor ihm rezitieren konnte. Man konnte lediglich dreißig (Qurân-Verse) vor ihm rezitieren. So nahm ich hinter dem Lehrkreis Platz. Dann fragte ich den Mann neben mir: »Wer hat bei Nâfi die höchste Stellung?« Er erwiderte: »Der Führer der Dscha‘fariten.« Ich fragte ihn: »Wie kann ich zu ihm gelangen?« Er entgegnete: »Ich begleite dich zu seinem Haus.« So gingen wir zu ihm. Ein alter Mann kam zu uns und ich sagte zu ihm: »Ich bin aus Ägypten und bin eigens hierhergekommen, um den Qurân vor Nâfi zu rezitieren, aber ich konnte nicht zu ihm gelangen. Man sagte mir, dass du sein liebster Freund bist, so möchte ich, dass du für mich Fürsprache bei ihm einlegst.« Er erwiderte: »Das tue ich gern.« Daraufhin holte er sein Überwurf und wir machten uns zusammen auf den Weg zu Nâfi. Nâfi hatte zwei Beinamen: Abû Ruaim und Abû Abdullâh, und er pflegte auf beide Beinamen zu antworten. Al-Dscha‘farî sagte dann zu ihm: »Dieser Mann ist aus Ägypten eigens hierhergekommen, um die Qurân-Rezitation bei dir zu lernen, er will weder Handel treiben noch den Haddsch verrichten und ich möchte Fürsprache für ihn einlegen.« Er entgegnete: »Und wie würden denn die Nachkommen der Auswanderer und der Ansâr mit mir machen?« Sein Freund sagte zu ihm: »Das kannst du irgendwie versuchen.« Dann fragte Nâfi mich: »Kannst du in der Moschee übernachten?« Ich bejahte dies und übernachtete in der Moschee. Nach dem Morgengebet fragte Nâfi mich: »Wie geht es dem Fremden?« Ich sagte: »Hier bin ich, möge Allâh Sich deiner erbarmen!« Er sagte: »Du hast jetzt mehr Anrecht auf die Rezitation.« Ich hatte auch eine schöne Stimme und zog die Rezitation in die Länge. Da sagte ein junger Mann aus dem Lehrkreis: »O Lehrer, möge Allâh dich mächtig machen, wir sind hier zu Hause, aber dieser da ist ein fremder Mann, der eigens hierhergekommen ist, um vor dir zu rezitieren. Ich lasse ihn noch zehn (Qurân-Verse) mehr rezitieren und ich selbst werde nur zwanzig rezitieren.« Er erwiderte: »Ja!« So rezitierte ich noch zehn, und da stand ein anderer junger Mann auf und sagte wie sein Gefährte, und so rezitierte ich nochmal zehn und nahm dann Platz. Als alle dann rezitiert haben, ließ er mich noch fünfzig rezitieren. Ich rezitierte dann immer wieder vor ihm fünfzig um die fünfzig, bis ich den ganzen Qurân mehrmals vor ihm rezitiert hatte, bevor ich Madîna verließ.“ (Aus: Ma‘rifat Al-Qurrâ Al-Kibâr von Ad-Dhahabî).
Deswegen hängen die Herzen der anbetend dienenden und gottesfürchtigen Gelehrten an den Moscheen. Ibn Dschuraidsch sagte: „Die Moschee war zwanzig Jahre lang das Zuhause von Atâ, und sein Gebet zählte zu den besten Gebeten.“
Ziad, ein Diener von Ibn Abbâs und einer der rechtschaffenen anbetend Dienenden pflegte sich in der Moschee von Madîna lange aufzuhalten. Eines Tages hörte man ihn sich tadeln und zu sich selbst sagen: „Wohin willst du denn? Gibt es einen Ort, der noch besser als diese Moschee ist? Willst du etwa die Häuser von Soundso oder Soundso anblicken?“
Sa‘îd ibn Al-Mussayyab sagte: „Der Gebetsruf ist seit dreißig Jahren nicht erschallt, ohne dass ich schon in der Moschee war.“ Rabi‘a ibn Yazîd sagte: „Der Gebetsruf zum Mittagsgebet ist seit vierzig Jahren nicht erschallt, ohne dass ich schon in der Moschee war, außer wenn ich krank oder auf Reisen war.“