Vor Kurzem besuchte ein Scheich unsere Gemeinde und faszinierte uns mit Überlieferungen aus dem Leben des Propheten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken). Etwas, was jedoch herausstach, war die Tatsache, dass er nach seinen Vorträgen darauf wartete, dass die Leute ihm Fragen stellten. Bevor er aufstand, um zu gehen, hielt er inne und beriet jeden, der dies benötigte, bis alle vollständig zufrieden waren. Ein Bruder wies ihn darauf hin und fragte, warum er dies tue. Der Scheich antwortete mit einem weiteren Juwel, das uns dem Propheten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) näher bringen sollte. Er sagte, dass dieser Abschnitt – die persönliche Zeit – eines der wichtigsten Dinge war, um die Menschen dem Islâm näherzubringen, da unser geliebter Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) nicht nur ein Prediger war, sondern zudem ein Berater.
Wenn man die Art und Weise betrachtet, wie der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) mit jeder Einzelperson umging, dann zeigt uns dies die Weisheit und Bescheidenheit, die er besaß. Eine meiner Lieblingsüberlieferungen besagt, dass ein Jugendlicher zum Propheten (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) kam und verlangte, dass Unzucht für ihn halâl wird. Diese Überlieferung einfach nur durchzulesen, ohne darüber nachzudenken, könnte ihr ihren Glanz nehmen. Vielmehr sollte man sie annehmen und personifizieren. Stell dir vor, du sitzt in einer Moschee oder zu Hause und siehst diesen jungen Mann auf ein respektiertes Gemeindemitglied zulaufen und schamlos sagen: „Bitte erlaube mir die Unzucht, die Allâh verboten hat!“ Was würde der Ältere deiner Meinung nach sagen? Wie würde sein Gesichtsausdruck aussehen? Vermutlich würde es Geschrei, Gebrüll, Spott oder womöglich auch Blicke voller Empörung geben. Und jetzt stell dir vor, was diese Reaktion beim Fragenden auslösen würde! Würde sie ihn dem Weg Allâhs näher bringen? Würde sie ihn davon überzeugen, die Tat, nach der er sich sehnt, zu unterlassen? Vielleicht. Doch am wahrscheinlichsten würde sie ihn lediglich noch weiter von diesem Weg abbringen.
Unser geliebter Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) verstand die Psyche dieses jungen Mannes, und anstatt so zu reagieren, wie es viele von uns automatisch tun würden, handelte er mit Weisheit und nahm die Rolle eines Beraters an. Er kam auf das Niveau dieses Jugendlichen herab und versuchte ihm dabei zu helfen, die Weisheit zu verstehen, die hinter dem Vermeiden von Handlungen steckt, von denen er dachte, dass sie eine Freude seien. Anstelle ihm das Gefühl zu geben, ein törichter und schlechter Muslim zu sein, stellte der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) ihm einfache Fragen: „Würdest du wollen, dass man dies mit deiner Mutter tut?“ Der Junge antwortete verneinend. „Würdest du wollen, dass man dies mit deiner Schwester tut?“ Nachdem er die Angelegenheit personifiziert hatte, antwortete er nochmals verneinend. „Würdest du wollen, dass man dies mit deiner Tante tut?“ Nein. Nachdem der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) auf diese Weise eine persönliche Verbindung aufgebaut, und den Jungen logisch und gefühlsmäßig davon überzeugt hatte, warum man die verbotene Handlung unterlassen sollte, legte er (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) seine Hand auf dessen Brust und bat Allâh darum, dem Jungen dabei zu helfen, züchtig zu bleiben. Dies war nicht nur ein aufrichtiges Bittgebet, sondern diente außerdem als Erinnerung, dass egal wie sehr wir von unserem Willen überzeugt sind, Allâh nicht missachten zu wollen, Gehorsam ohne Seinen Segen nicht möglich ist. Es erinnerte den Jungen daran, dass immer wenn er den Drang dazu verspürt, irgendeine Sünde zu begehen, er sich an den Einen und Einzigen wenden sollte, Der ihm die Angelegenheit einfach machen kann.
Der Prophet Allâhs (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) war mehr als nur ein Prediger von "halâl und harâm". Er war der höchste Berater und half dabei, die niederen Empfindungen in den Herzen der Gemeinde durch einen Samen zu ersetzen, der mit dem Willen Allâhs Wurzeln der Liebe für Allâh und Hoffnung auf Seine Hilfe und Barmherzigkeit sprießen lassen konnte. Der Prophet (möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) gab den Menschen persönliche Ratschläge und stellte sicher, dass jedem in der passendsten Weise geantwortet wurde. Er machte deutlich, dass der Islâm keine Religion für Roboter ist – denen man einen Auftrag eingeben und von denen man dann umgehend Resultate erwarten kann. Vielmehr ist er ein Richtungsweiser für die Menschheit. Und als Menschen benötigen wir manchmal Ermutigung und Beratung, die uns in schwierigen Zeiten helfen.