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Wenn ich Ramadân erlebe, wird Allâh ganz sicher sehen, was ich tue

Wenn ich Ramadân erlebe, wird Allâh ganz sicher sehen, was ich tue

Mein Freund nahm seinen Platz am Gebetsplatz des Festes ein und begann, mit sich selbst zu reden und einen ganzen Monat noch einmal vor sich ablaufen zu lassen. Ein Monat, der verging, als wäre er ein Tag. Er saß und die Nächte, die vergingen, und die Tage, die zerbrachen, schmerzten ihn. Was ihn noch mehr schmerzte, war der Vergleich mit den Anderen. Zwischen ihnen und ihm bestand ein großer Unterschied. Sie betraten den Platz am selben Tag, sogar zur selben Zeit. Er aber war langsam und schob auf. Er schlief viel, bis ihn die Überholenden überholten. Er versuchte, sie mit einem Fernrohr zu erblicken, konnte es aber nicht. Sie waren ihm weit voraus und verschafften sich die besten Preise.

 
Mein Freund nahm sein Gedächtnis zur Hilfe, um mit diesem die Seiten seiner Taten in diesem Monat umzublättern, der bereits vergangen war. Er versuchte, dort etwas zu finden, was die Bedeutung seiner zerstörten Seele erhöhte. Er begann die Seiten der frommen Taten, die ihm leicht gefallen waren, umzublättern. Er schlug die Seite der Qurân-Rezitation auf. Er hatte es nur mit äußerster Mühe geschafft, den Qurân einmal vollständig zu lesen. Er hörte, und zwar nicht über die früheren frommen Muslime, sondern über die frommen Menschen um ihn herum, ja sogar über die Jugendlichen, dass sie den Qurân fünf, sechs oder sogar zehn Mal gelesen hatten.
 
Er versuchte, seine Trübsal zu mindern, indem er die Seite der Großzügigkeit und Almosen gegenüber den ihn Umgebenden und den betroffenen Muslimen im Ausland öffnete. Besonders, weil er wusste, dass Allâh ihm sein Vermögen als Gnade von Sich gegeben hatte. Er bemerkte indes, dass er ein geringes unpassendes Ausmaß von seinem Vermögen als Almosen gegeben hatte. Er seufzte, schwieg kurz und blickte dann weiter. Seine Almosen und seine Gaben waren nicht dem entsprechend, was ihm Allâh der Erhabene an Vermögen gegeben hatte. Dem Fragenden und Verwehrten standen in diesem Monat nur ein ganz geringer Anteil von seinem Vermögen zu. Manche Großzügigen wurden von Allâh dem Erhabenen vor dem Geiz verschont und gaben trotz ihrer geringen Mittel mehr als er.
 
Er wandte sein Gesicht von dieser Seite ab und versuchte, seinen Schmerz und seine Trübsal durch das Aufschlagen einer anderen Seite zu mindern, damit er sich selbst wenigstens in einer Kategorie unter den Vorreitern finden würde. Die Seite des Fastens der Körperteile schlug ihm entgegen und er geriet deswegen in Verlegenheit. Er erinnerte sich an viele Nächte, in denen sein Blick, sein Gehör und seine Zunge die Zügel hatten schießen lassen.
 
Er erinnerte sich an jene Versammlungen, in denen er sich mit seinen Freunden die Programme anschaute, die in diesem segensreichen Monat durch die üblen Wegelagerer auf dem Weg zum Paradies vorbereitet worden waren, die  mit ihren freizügigen Programmen als Aufrufer zu den Toren der Hölle gelten. Jeder Intelligente, erst recht der Gläubige, der sich um sein Herz und seine Taten sorgt, schämt sich davor, diese Filme und Sendungen außerhalb des Ramadân zu sehen. Wie dann erst im Monat der Barmherzigkeit und Zufriedenheit?
 
Er erinnerte sich an - und der Schmerz und die Trübsal zerrissen beinahe seine Leber - viele weltliche Wettbewerbe, denen er in den Zeitschriften und im Fernsehen gefolgt war, so dass sie ihn von den Wettbewerben um das Jenseits abhielten.
 
Er erinnerte sich daran und weinte vor Enttäuschung über sich selbst: Wie konnte er sich selbst mit weltlichen Wettbewerben beschäftigen, deren Gewinnchance oftmals bei 1:500.000 oder weniger lag? Er investierte Mühe, Geld und Zeit und am Ende gewinnen nur fünf, zehn oder vielleicht Hundert von Millionen Teilnehmern. Er erinnerte sich daran und schalt sich selbst, wie er sich von dem Wettbewerb abwenden konnte, dessen Erfolg sicher ist. Welcher Erfolg ist das? Der Gewinn unseres Wettbewerbs ist das Paradies, die Zufriedenheit des Allerbarmers, Flüsse, Bäume und Paradiesjungfrauen gleich wohlverwahrten Perlen. Die Gewinnchance derjenigen, die aufrichtig sind und dem Qurân und der Sunna des Propheten  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken folgen, liegt bei 100%. Allerdings begehrte er das weltliche Leben im Übermaß und lechzte ihm hinterher.
 
Während er am Gebetsplatz saß, schaute sich mein Freund um und er sah einige seiner Freunde aus den nächtlichen Treffen im Ramadân. Er sah sie, bestens hergerichtet, mit der schönsten Kleidung und hierhin und dorthin lächelnd.
 
Als sich sein Blick zur anderen Seite wandte, sah er die anbetend Dienenden und Frommen in den ersten Reihen, die er ob ihrer verschiedenen frommen Taten kannte. Er sah sie und Freude und Frohsinn schienen auf ihren Gesichtern. Als ob einer von ihnen, wenn er nicht die Veröffentlichung seiner Taten fürchten würde, sagen wollte: „Ihr da, lest mein Buch!“ Sie trugen neue Kleidung wie seine Freunde, aber welch großer Unterschied zwischen Lächeln und Lächeln, zwischen neu und neu! Nun begannen ihn seine Gefühle in ihm zu verwirren und Fragen ergossen sich über seinen Verstand. Dies sind meine Freunde, mit denen ich meine Zeit mit unnützen Dingen, ja sogar manchmal mit Dingen, die Allâh verboten hat, verbracht habe. Weshalb lächeln sie denn? Lächeln und lachen sie, weil der Ramadân vorbei ist? Oder aus Freude über die Gelüste der Seele, die die Zügel schießen lassen? Oder wegen der neuen Kleidung oder weshalb? In diesem Moment erinnerte er sich an eine Aussage, die er in der Predigt des Festgebetes im letzten Jahr gehört hatte: „Das Fest ist nicht für den, der neue Kleidung trägt, sondern für den, mit dem der Herr der anbetend Dienenden zufrieden ist und den er vor der strengen Strafe bewahrt hat.“
 
Diese Fragen gingen in ihm durch den Kopf, während er auf jene Frommen und anbetend Dienenden blickte. Er erinnerte sich daran, was er in manchen Büchern gelesen hatte, dass sich die Frommen nämlich über das Fest als Vollendung der Gnade Allâhs durch das Erleben und Vollenden des Monats freuen. Die Hoffnung erstreckt sich auf ihren edlen Herrn, dass Er von ihnen das Fasten annehmen möge. Er erinnerte sich an jene Worte, die er vom Imâm der Moschee gehört hatte und die Imâm Yahyâ ibn Abû Kathîr zu sagen pflegte, wenn der Monat Ramadân eintraf: „O Allâh, übergib mich dem Ramadân und gib ihn mir! Und nimm ihn mir wieder, indem du ihn von mir annimmst!“
 
Unser Freund verließ den Gebetsplatz und schwor sich selbst ein aufrichtiges Versprechen und nahm sich einen festen Vorsatz. Er sagte zu sich selbst: „Wenn mich Allâh der Erhabene bis zum nächsten Ramadân leben lässt, wird Allâh sicher sehen, was ich tue. Dann werde ich die Freude erleben, die diese frommen Tuenden erleben.“
 
Dies sind die Gefühle eines wegen der Vernachlässigung Bereuenden, die sich in seinem Gehirn abspielen, während er an seinem Gebetsplatz auf das Gebet mit den Muslimen beim vergangenen Festgebet wartete.
 
Diese Gefühle hat sicherlich jeder Gläubige, der in seinem Herzen ein Gefühl für die Vorzüge dieses edlen Monats und dessen gewaltigen Stellung bei Allâh hat.
 
Die Tage vergingen und der Monat Ramadân kam. Dies ist der Tag, an dem er euch seine Absichten und Vorsätze weitergibt. Er will diesen segensreichen Monat, so Allâh will, mit seinen Tagen und Nächten so gut wie er kann nutzen.
 
Er blickte um sich und seine Absichten und Vorsätze stärkten sich. Der Tod hatte bereits eines seiner Familienmitglieder und eine Person aus seinem Viertel eingeholt, wie es auch einen seiner Arbeits- oder Studienkollegen als letztes Schicksal traf. All dies brachte ihn dazu, Allâh dafür zu loben, dass Er ihn bis zu diesem Tag hatte leben lassen. Er bat seinen Herrn darum, ihn diesen edlen Monat erleben zu lassen, denn sein Herz zerteilte sich vor Sehnsucht nach ihm.
 
Warum sollte er sich auch nicht sehnen, wo er doch von den enormen Vorzügen und großen Tugenden dieses Monats gehört hatte? Ist es nicht der Monat des Quran, der Barmherzigkeit und des Bittgebets, der Vergebung und Zufriedenheit Allahs?
 
Warum sollte er sich auch nicht sehnen, wenn sich sein Herz sogar vor Sehnsucht zerteilen würde, würde er dessentwegen nicht getadelt, wo er doch die Aussage unseres geliebten Propheten  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken hörte: „Wer im Ramadân in Glauben und Hoffnung fastet, dem wird vergeben, was er an seinen Sünden vorausgeschickt hat.“ Und: „Wer im Ramadân in Glauben und Hoffnung die freiwilligen nächtlichen rituellen Gebete verrichtet, dem wird vergeben, was er an seinen Sünden vorausgeschickt hat.“ Und: „Wer die Nacht der Bestimmung in Glauben und Hoffnung betet, dem wird vergeben, was er an seinen Sünden vorausgeschickt hat.
 
Tadelt man einen derartigen Menschen? Wo er doch weiß, dass es nicht das Satellitenfernsehen oder die Zeitschrift sind, die ihm diese Schätze versprechen, sondern Muhammad  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken ?
 
Tadelt man einen derartigen Menschen für seine Sehnsucht, wenn er den Hadîth des Propheten  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken hört: „Wenn der Ramadân beginnt, werden die Tore des Paradieses geöffnet, die Tore der Hölle geschlossen und die Teufel in Ketten gelegt.“?
 
Tadelt ihn nicht, liebe Brüder, denn er weiß, dass nicht der Engel, der Berge, der Bäume oder der Tiere wegen die Tore des Paradies geöffnet und die Tore der Hölle geschlossen wurden. Vielmehr wurden die Tore des Paradieses für ihn und seine gläubigen Brüder unter den Menschen und Dschinn geöffnet.
 
Ja, seinetwegen unter den Geschöpfen der Himmel und Erde! Und die Tore der Hölle wurden nur seinetwegen geschlossen! Wird ein derartiger Mensch für seine Freude, seine Zufriedenheit, sein Glück und seinen Frohsinn getadelt?
 
Wer ist es, der ihn tadelt, wo er doch das Wort des Propheten  möge Allah ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken hört: „Wer den Qurân rezitiert, erhält für jeden Buchstaben zehn gute Taten.“? Der Qurân besteht aus ungefähr 300.000 Buchstaben. Für jede vollständige Rezitation werden ihm also drei Millionen gute Taten niedergeschrieben. Die Großzügigkeit Allâhs ist größer und enormer, wir können sie weder berechnen noch umfassen. Wenn die gute Tat um das Siebenhundertfache vermehrt wird, wer kann das dann noch berechnen?
 
Wir bitten Allâh den Großzügigen, uns und unseren edlen Bruder die Tage unseres Lebens dafür nutzen zu lassen, was Ihn mit uns zufrieden macht. Möge Er uns nicht auf Grund unserer Sünden und schlechten Taten Seinen Vorzug verwehren! Unser Herr ist wahrhaftig gnädig, wem gegenüber Er will. Er ist der Wissende, der Weise.

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