Der Monat der Großzügigkeit und des Gebens
Ein weiterer Segen des Monats Ramadân sind die zunehmende Brüderlichkeit, gegenseitige Liebe, Fürsorge, Großzügigkeit, Zuwendung und Wohltätigkeit gegenüber den Armen und Bedürftigen. Die Zusammenkünfte beim Suhûr, der Mahlzeit vor der Morgendämmerung, und beim Iftâr, dem Mahl nach Sonnenuntergang, sollten ein Inbegriff für Freude und Ausdruck brüderlicher und familiärer Liebe und Freude sein. Zu diesen Zeiten sollten die Muslime, die diesen Segen besitzen, über diejenigen, die nicht so glücklich sind wie sie, nachdenken und sich um sie kümmern. Diejenigen, die keinen liebenden Vater und keine liebende Mutter haben, die sich um sie kümmern und mit nahrhaften Mahlzeiten und wohltuenden Annehmlichkeiten versorgen. Die Frauen, die keine fürsorglichen Ehegatten mehr haben, die sie versorgen und schützen. Die Familien, die nicht das Nötige besitzen, um sich derartige Mahlzeiten zu leisten. Diese Mahlzeiten sollten Mahlzeiten der Dankbarkeit und des Teilens sein. Keine Mahlzeiten des entarteten Luxus und der Verschwendung. Diese Mahlzeiten sollten einfach und bescheiden sein, da Wohltätigkeit, Geben und Teilen mit ihnen einhergehen. Und alles, was nicht notwendig ist, sollte den Armen und Bedürftigen gegeben werden.
Diejenigen, die tagsüber fasten und quälende Schmerzen verspüren, sollten an den Hunger und Entzug derjenigen denken, die auf Grund von Armut und Hilflosigkeit verhungern. Diejenigen, die nachts nebeneinander beten, sollten eine Brüderschaft sein – alle wie Teile eines Körpers. Und wenn irgendein Teil verletzt wird, spürt der ganze Rest des Körpers den Schmerz. Daher erinnern diese nächtlichen Gemeinschaftsgebete die Gläubigen aneinander und an deren gegenseitigen Rechte. Kein Muslim wird folglich vergessen und niemand überisst sich, verausgabt sich oder betreibt Völlerei – da sie denjenigen, die es benötigen, soviel spenden, wie sie können.
Geschieht dies jedoch wirklich?!
Wie weit haben wir uns von den Lehren des Propheten entfernt, der sagte, dass derjenige kein gläubiger Muslim ist, der gutgenährt schläft, während sein Nachbar hungrig ist – wie viele Gläubige sind hungrig, sozial benachteiligt und bedürftig, während viele zu viel ausgeben und ihr Essen und ihre Kleidung in Prahlerei und frevelhaftem Wettstreit verschwenden!? Es gibt muslimische Länder, in denen jährlich tonnenweise Essen weggeworfen wird – genug, um einen Kontinent hungriger Menschen zu ernähren! Und dann gibt es muslimische Gebiete, in denen regelmäßig Menschen verhungern oder für ein bisschen Essen töten und getötet werden! Dies ist der Zustand der Anhänger des Propheten , der großzügiger war als der Wind, der wahllos jedem und allen gibt. Ibn Abbâs berichtete, dass „der Gesandte Allâhs der großzügigste Mensch war und er im Ramadân am großzügigsten war… Zu dieser Zeit war der Gesandte Allâhs großzügiger als der wehende Wind.” (Al-Buchârî und Muslim).
Unser Vorbild, der Gesandte , spendete das letzte Häppchen Essen, das er besaß, und das letzte Kleidungsstück, das er trug. Wohingegen wir Muslime heute zu einer der meist gespaltenen Gemeinschaften geworden sind, in der das Ungleichgewicht an Vermögen weltweit am größten ist!
Der Monat der Besserung
Der Monat Ramadân ist die Zeit, in der wir uns selbst zur Verantwortung ziehen und läutern und zu unserem Herrn zurückkehren, bevor wir zur Verantwortung gezogen werden und keine Möglichkeit mehr zu Läuterung oder Rückkehr haben.
Für diejenigen unter uns, die Allah nicht beachten und in den Ablenkungen dieser Welt verloren sind, ist dies die Gelegenheit kehrtzumachen und zum großzügigsten Herrn zurückzukehren.
Für diejenigen, die dazu neigen, sich die Rechte Anderer widerrechtlich anzueignen, indem sie sie verletzen oder töten oder von ihnen stehlen, ist dies jetzt die Gelegenheit, umzukehren und zu bereuen.
Für diejenigen, die zur Promiskuität mit dem anderen Geschlecht neigen und durch unerlaubte Anblicke und Freuden sowie durch schamloses Bloßstellen ihrer Schönheit, das Allâh verboten hat, Genuss suchen, ist jetzt die Gelegenheit, sich zu läutern und zu Allâh zurückzukehren.
Für diejenigen, die zum Trinken und zu Drogen sowie zum Verschwenden ihres Besitzes, Verstandes und ihrer Zeit, neigen, ist jetzt die Zeit, ihre schlechten Gepflogenheiten aufzugeben und zu ihrem höchstbarmherzigen Herrn zurückzukehren.
Für diejenigen, die mit unerlaubtem Zuwachs handeln und dies auf die leichte Schulter nehmen, ist jetzt die Gelegenheit, ihren Besitz zu reinigen und ihren Krieg gegen Allâh den Allmächtigen und Seinen Gesandten zu beenden, bevor es zu spät ist.
Für diejenigen, die ungehorsam und gefühllos zu ihren Eltern sind, ist jetzt die Gelegenheit zu bereuen und um die Barmherzigkeit Allâhs zu bitten und bei ihren Eltern wieder etwas gutzumachen.
Für diejenigen, die gegenüber anderen Muslimen hasserfüllt sind und zwischen ihnen für schäbige Gewinne des Diesseits Zwietracht säen, ist jetzt die Zeit zu bereuen und ihre Taten zu überdenken.
Für uns alle ist es jetzt Zeit zu bereuen und umzukehren.