Die Massen der Monotheisten fahren immer noch zu den gesegneten Plätzen um der Haddsch-Verpflichtung nachzukommen, und zwar nach dem Beispiel von Abraham, dem Vater aller Propheten und dem Führer aller Monotheisten, seitdem er in Erfüllung Allâhs Aufforderung die Menschen dazu aufgerufen hat, worüber der Qurân sagt: "Und rufe unter den Menschen zum Haddsch auf, dass sie zu dir kommen zu Fuß und auf jedwedem schlanken Reittier aus jedweder fernster Gegend, damit sie Zeuge von Vorteilen für sich werden und den Namen Allâhs an wohlbekannten Tagen über dem aussprechen, mit dem Wir sie vom Tier des Weideviehs versorgt haben!.“ (Sûra 22: 27-28). Sie machen das auch in Befolgung der Sunna des Propheten , der zur Zeit des Abschieds-Haddsch sagte: "entnehmt mir eure Riten!“ (Von Muslim überliefert.)
Kaum kommen die Monate des Haddsch, ruft die Liebe zu Allâh sowie zum Propheten jeden Muslim zur Fahrt zu den gesegneten Plätzen auf und dies gilt als Befolgung der Aufforderung Allâhs.
Können die heutigen Muslime, deren Anzahl die Milliarden überscheitet, diese religiöse Pflicht richtig leben? Können sie Zeuge der im Vers genannten Vorteile für sich werden, sei es im Diesseits oder im Jenseits?
Die Anbetungshandlungen in der muslimischen Gesellschaft sollte den gesellschaftlichen Beziehungen religiöse Prägung geben, die ihrerseits in der Verhaltensweise der Einzelnen zu sehen ist. Ist dann diese Prägung im Leben der Muslime beim Haddsch zu sehen? Werden die Herzen der Muslime miteinander vertrauter gemacht? Ist den Muslimen das Einigkeits-Bewusstsein eingepflanzt? Ziehen die Muslime aus dem Haddsch Lehren? Praktizieren sie seine Vorschriften richtig?
Ist Allâh auf den Aufbruch dieser weißbekleideten Pilgerfahrer, die die Erde schöner machen, stolz? Sind diese Pilgerfahrer innerlich miteinander verbunden? Sind sie richtig Allâh ergeben? Ist die große Wirkung des Haddsch auf sie sowie auf ihre Verhaltensweisen zu sehen? Sind die psychischen Klassenunterschiede schon verschwunden, also zwischen den Armen und Reichen und zwischen den Stärken und Schwachen und vor allem, nachdem alle die gleiche Ihrâm-Kleidung anziehen? Sind die Seelen der Pilger ebenso rein wie deren Ihrâm-Kleidung?
Auch wenn diese enorme Versammlung der Muslime auf dieser reinen Ebene ein Erscheinungsbild des wiedererstandenen islâmischen Bewusstseins sowie der Religiosität der Muslime ist, beantwortet sie die oben gestellten Fragen mit "Nein". Das geht auf folgende Ursachen zurück:
- Viele Muslime sind leider von den Grundlagen des richtigen Glaubens weit entfernt. Das ist seinerseits eine offensichtliche Abweichung vom geraden Weg Allâhs und steht zur integren Rechtleitung des Propheten in Widerspruch, der vor dem kleinen Schirk warnt, ganz zu schweigen vom großen Schirk. Das hebt die Wichtigkeit der Erklärung des Monotheismus-Begriffs hervor sowie die Ergebenheit ausschließlich gegenüber Allâh. Bedauerlicherweise vernachlässigen einige Gelehrte ihre Aufgabe in diesem Zusammenhang und schweigen ungewöhnlich zu polytheistischen Erscheinungsbildern. Sie sind doch die Verantwortlichen für das Weitergeben der islâmischen Botschaft!
- Diese Anbetungshandlung wird von vielen Muslimen lediglich als eine touristische Reise angesehen, die fast von jeder Religiosität frei ist. Vielmehr wird es Gegenstand der Angeberei, sodass die Pilger mit dieser Reise nur auf den dadurch erworbenen Titel ''Hâddsch'' oder "Haci" abzielen. Würde der Pilger ohne diesen Titel angesprochen, wäre das eine Herabwürdigung für ihn!
- Wegen des Unwissens, das unter vielen Pilgern weit verbreitet ist, und zwar hinsichtlich der Verhaltensregeln bei dieser Anbetungshandlung, vor allem während der praktischen Ausübung der Haddsch-Riten, wie beispielsweise während des Tawâf, des Sa'î und der verschiedenen Riten, sind viele verderbte Verhaltensweisen zu finden, die verboten und darüber hinaus nicht zu rechtfertigen sind, weil Allâh sagt: "Der Haddsch sind bekannte Monate. Wer in ihnen den Haddsch beschlossen hat, der darf keinen Beischlaf ausüben, keinen Frevel begehen und nicht Streit führen während des Haddsch.“ (Sûra 2: 197)
- Von der Vorzüglichkeit des gegenseitigen Ratgebens ausgehend behandeln wir im Folgenden einige wichtige Fragen in diesem Zusammenhang:
Die Haddsch-Verpflichtung sollte erfüllt werden, und zwar wie es vom Propheten durch eine authentische Überlieferung tradiert wurde. Das Handeln der Propheten und Gesandten, vor allem Ibrâhîms Friede sei mit ihm, sollte in Betracht gezogen werden: er verabschiedete sich unter vollem Verlassen auf Allâh von seinem Kind und seiner Frau und ließ sie in der Umgebung des sakrosankten Hauses in der glühendheißen Wüste hinter sich, und er hatte ein Herz volles Glaubens, indem er sagte: "Unser Herr, ich habe aus meiner Nachkommenschaft in einem Tal ohne Pflanzungen bei Deinem geschützten Haus wohnen lassen, unser Herr, damit sie das Gebet verrichten. So lasse die Herzen einiger Menschen sich ihnen zuneigen und versorge sie mit Früchten, damit sie dankbar sein mögen.“ (Sûra 2: 197)
Das Gleiche sollte auch für das Handeln unseres Vorbildes, des Propheten Muhammad , gelten, als er in der Begleitung Tausender Muslime den Haddsch vornahm: er hielt während dieses Abschieds-Haddsch eine Rede, in der sich die Merkmale und die Grundlagen des Islâm deutlich zeigen.
Wir begnügen uns aus dieser Rede mit folgenden Passagen: "Euch ist euer Blut und Vermögen verboten, genauso wie euch dieser eurige Tag in diesem eurigen Monat in diesem eurigen Land verboten ist. Alle Angelegenheiten der vorislamischen Zeit der Ignoranz sind wahrhaftig aufgehoben: die Rachen und verbotener Zuwachs. Beachtet Allâhs Vorschriften hinsichtlich des Umgangs mit Frauen! Ich hinterließ für euch das, auf Grund dessen ihr nicht irregeht, sofern ihr es befolgt: das Buch Allâhs.“ (Von Abû Dâwûd überliefert und von Al-Albânî als sahîh eingestuft)
Parallel zum Abschieds-Haddsch des Gesandten sandte Allâh folgende Offenbarung herab, nämlich: "Heute habe Ich für euch eure Religion vollendet und Meine Gnade an euch ganz erfüllt und für euch den Islâm als Religion ausersehen.“ (Sûra 5: 3)
Diese Offenbarung versichert die Vollkommenheit des Islâm, und zwar als eine Religion, die alle Lebensbereiche jedes Muslims regelt. Daher sollte jeder Versuch abgelehnt werden, der die Rolle dieser Religion einschränkt, was auch immer der Vorwand der Unheilstifter sei: das Durcheinanderbringen in der Religion Allâhs ist in toto nicht annehmbar.
All diese Betrachtungen, Erinnerungen und geliebten Situationen, an die sich der Pilgererinnert, während er die Riten des Haddsch durchführt, lehren uns den wahren Glauben an Allâh sowie das echte Verlassen auf Ihn. Wer sich auf Allâh richtig verlässt, dem erfüllt Allâh alles, wonach er sich sehnt: "Und wer auf Allâh vertraut, so ist Er seine Genüge. Allâh wird gewiss seine Angelegenheit erreichen. Allâh legt ja für alles ein Maß fest.“ (Sûra 65: 3)
Es ist demjenigen, der diese Anbetungshandlung durch den Erfolg Allâhs vornimmt, eine gute Gelegenheit, sein Bündnis mit Allâh zu erneuern. Das birgt in sich reichlichen Lohn, denn der Prophet sagte: "Eine 'Umra nach einer anderen 'Umra gilt als eine Sühne für das, was dazwischen (an Sünden) verübt wurde. Der von Allâh gnädig angenommene Haddsch hat keinen Lohn außer das Paradies.“ (Von Muslim überliefert)
Der Haddsch ist außerdem eine Erscheinung der muslimischen Einheit, erinnert an den Auferstehungstag und bildet eine Schulung für Geduld, Standhaftigkeit, Selbstkontrolle und die Konfrontation der Feinde. Er gehört sogar zu den besten Anbetungshandlungen überhaupt: Als der Prophet gefragt wurde: "Welche Tat ist besser?“, sagte er: " Glauben an Allâh und seinen Gesandten.“ Man fragte: "Was noch?!“ Er sagte: "Der Dschihâd auf dem Wege Allâhs.“ Man fragte: "Was noch?“ Er sagte: "Ein von Allâh gnädig angenommener Haddsch.“ (Von den Sieben Hadîth-Sammlern außer Abû Dâwûd überliefert)
Als ihn 'Âischa fragte: "O Gesandter Allâhs, wir sehen, dass der Dschihâd die beste Anbetungshandlung ist, sollen wir dann den Dschihâd vornehmen?“, sagte er ihr: "Nein, der beste Dschihâd ist der von Allâh gnädig angenommene Haddsch.“ (Von Al-Buchârî überliefert)
Zuletzt möchten wir einen wichtigen Punkt in diesem Zusammenhang beleuchten: Viele Menschen, unter ihnen auch Denker und Schriftsteller, meinen, der Haddsch sei eine islamische Konferenz. Zweifellos meinen sie die positiven Aspekte dieser Konferenz: Sie versammeln sich, besprechen ihre Angelegenheiten und versuchen, für ihre Probleme Lösungen zu finden. Auch wenn das so wichtig ist, ist das nicht das wahre Ziel des Haddsch: ganz im Gegensatz zu den sonstigen Konferenzen beschränkt sich der Haddsch nicht nur auf die Eliten. Der Haddsch ist vielmehr eine Anbetungshandlung, eine Fahrt zum sakrosankten Haus und für jeden Muslim zugänglich, der seine Voraussetzungen erfüllt.
Der Haddsch ist somit eine Anbetungshandlung, die besondere Pflichtteile, Erfordernisse und Voraussetzungen hat. So viel benötigen wir um zu verstehen, welcher Sinn hinter ihm steckt und wie wir davon in der besten Weise profitieren können. Uns genügt das Versprechen Allâhs: Wer den Haddsch richtig und perfekt durchführt, den erwartet das Paradies. Möge Allâh den Haddsch der Muslime gnädig annehmen und sie dafür reichlich belohnen!