Das persische Reich war der gewaltigste und größte Staat, der auf Erden vor dem Islâm vorherrschte. Es übertraf sogar das byzantinische Imperium in Ansehen und Macht. Die Perser durchschritten vor dem Islâm und auch nach ihm mehrere Epochen. In diesem Artikel möchten wir auf die lückenhafte politische, religiöse und gesellschaftliche Situation der Perser hinweisen, die vor dem Islâm vorhanden war.
Die politische und wirtschaftliche Lage
Die Sassaniden regierten die Gegend Persiens im siebten Jahrhundert n.Chr. Die Perser bildeten den Grundstein dieses Imperiums. Sie unterwarfen die Türken in Transoxanien und die Araber im Irak. Ihre westlichen Grenzen waren nicht festgelegt, da sie manchmal die Grenzen von As-Schâm (dem heutigen Syrien) überstritten, wie es im Jahre 614 n.Chr. geschah, als sie die Herrschaft über die Al-Aqsâ Moschee gewannen und auch im Jahre 616 Ägypten eroberten. Der römische Imperator Herakleios gab sich aber nicht geschlagen, sondern reformierte seine Kampfeinheiten und das System in seinem Land neu und besiegte die Perser in Kleinasien im Jahre 622 und besaß im Jahre 625 wieder die Herrschaft über Syrien und Ägypten. Daraufhin schlug er sie entscheidend im Jahre 627 (im sechsten Jahr nach der Hidschra), was zum Aufstand gegen den zweiten sassanidischen König führte. Sein Nachfolger schloss daraufhin ein Friedensabkommen mit Herakleios. Doch die inneren Unruhen bei den Persern legten sich nicht, denn die Aufstände und Putsche mehrten sich, so dass in einem Zeitraum von neun Jahren 14 Mal der Herrscher wechselte. Dies führte dazu, dass die Struktur des persischen Reiches in sich zusammenfiel, und nur noch innere Unruhen herrschten. Aus diesem Grund konnten die Muslime sie auch besiegen. Dies war der politische und militärische Entwicklungsgang des persischen Reiches.
Die Rechtsordnung
Die Rechts-, und Staatsordnung war eine unumschränkte souveräne Monarchie, an deren Spitze der König stand. Er wurde im persischen Reich als Kaiser bezeichnet und genoss uneingeschränkte Macht. Es kam vor, dass diese Kaiser für sich göttliche Eigenschaften beanspruchten, Kaiser Abrûiz beschrieb sich selbst zum Beispiel als „der ewige Mann zwischen den Göttern und der gewaltige Gott unter den Menschen“.
Dies zeigt uns das Ausmaß ihrer Verblendung und Überheblichkeit. Geschichtsschreiber bezeichneten ihn jedoch als hasserfüllten, heuchlerischen und habgierigen König.
Ihre einzige Beschäftigung war es Gold und Silber zu sammeln, das sie unrechtmäßig von ihrem Volk plünderten. Sie zogen Sterndeuter, Wahrsager und Zauberer bei ihren wichtigen Entscheidungen zu Rate.
Die wirtschaftliche Lage
Die Reichen bauten ein Wirtschaftsmonopol auf und waren in ihren Gelüsten und dem Schmuck des Diesseits versunken. Sie finanzierten ihr luxuriöses Leben durch Zinsen und ungerechte Steuern, die sie den Armen und Bauern auferlegten, worauf diese noch ärmer und elender wurden. Sie verboten den Menschen, andere Berufe als die ihrer Väter auszuüben. Die meisten Einwohner mussten eine Art Schutzsteuer leisten, wie etwa die Bauern. Viele waren Händler und Handwerker, denen es viel besser ging als den Bauern. Sie wurden zwangsweisein den Krieg eingezogen, ohne irgendeine Gegenleistung oder Lohn dafür zu empfangen. Die Steuereintreiber schämten sich nicht mit List und Unrecht das Geld anderer aufzuzehren. Die Steuern wurden also ohne Anrecht zur Pflicht erhoben, besonders vor einem Krieg.
Die religiöse und geistige Lage
Die Perser kannten die wahre Religion nicht und außer in einem ganz kleinen Rahmen war unter ihnen auch keine andere Schriftreligion verbreitet, die dem Islâm vorausging. Die meisten von ihnen waren Feueranbeter. Seit dem dritten Jahrhundert nach der christlichen Zeitrechnung war die Staatsreligion Zeraadischti, doch waren ihre Anhänger nicht erfolgreich, vielmehr war ihr einziges Bestreben den Nießbrauch des Diesseits zu erlangen. Der zweite persische Kaiser wollte diese Religion erneuern und die Feueranbetung mit einführen. Er verfasste eine neue Erläuterung zu ihrem Religionsbuch. Wer sich dagegen aussprach, wurde getötet. Ihre Glaubensgrundsätze waren, dass es zwei Götter gab, einen Gott des Lichtes und einen Gott der Finsternis, die beide um die Herrschaft auf Erden kämpften. Sie waren der Meinung, dass die guten Menschen mit dem Gott des Lichtes und die schlechten Menschen mit dem Gott der Dunkelheit kämpften.
Diese Religion verherrlichte das Feuer und es wurden deswegen Gebetsstätten für die Anbetung des Feuers errichtet. Die Gelehrten dieser Religion nannte man „Al-Mawâbitha“, und jeder dieser Gelehrten führte eine Gruppe an, die man Al-Hirâbitha nannte. Sie waren dafür zuständig, in jedem Dorf dem Tempelfeuer zu dienen. Diese falschen Glaubensgrundsätze gaben den Menschen trotzdem keine innere Ruhe und Zufriedenheit, geschweige denn, dass sie den Menschen tugendhafte Werte beibrachten oder die Gesellschaft dazu aufriefen, Gerechtigkeit zu üben.
Die gesellschaftliche und ethische Situation
Das gesellschaftliche Leben im Iran war auf zwei Pfeilern gegründet: Die Abstammung und die Monarchie. Es gab tiefgreifende Unterschiede zwischen den Edlen und den restlichen Bewohnern. Jeder hatte seine bestimmte Stellung in der Gesellschaft. Die gesellschaftlichen Grundlagen bestanden darin, dass man nicht nach einer höheren Stellung streben soll, und es war normal, dass man mehrere Frauen heiratete, auch die Inzucht war normal geworden. Die Stellung der Frau war wie die eines Sklaven. Der Mann konnte sie auch ohne ihr Einverständnis an einen anderen Mann weitergeben. Die Adoption war ebenfalls verbreitet. Es herrschte Anarchie, die moralische und gesellschaftliche Verdorbenheit überwog, vor allem als sich Al-Masdakîya (ethisch-religiös begründete Forderung) verbreitete, die von Masdak (geb. 487 n.Chr.) gegründet wurde.
Zusammengefasst lässt sich sagen: Die Lage der Welt vor dem Islâm war am Tiefpunkt, woraufhin Allâh Seinen wahrhaften Glauben als Barmherzigkeit für die Menschen herabsandte, damit der Fehlgehende den klaren Weg erkennt und die blinden Herzen wieder sehen. Wer diesem Aufruf Allâhs folgt, hat Erfolg im Diesseits und im Jenseits, und wer ihn ablehnt, der wird unselig im Diesseits und im Jenseits sein.