Allâh sagt: „Gewiss, As-Safâ und Al-Marwa gehören zu den Kulthandlungen Allâhs! Wenn jemand den Haddsch zum Hause oder die Besuchsfahrt vollzieht, so ist es keine Sünde für ihn, wenn er zwischen ihnen beiden den Umgang macht. Und wer von sich aus freiwillig Gutes tut, so ist Allâh dankbar, allwissend.“ (Sûra 2:158)
Seit den Lebzeiten Ibrâhîms gehört der Lauf zwischen As-Safâ und Al-Marwa zum Wesen der Haddsch, der dazu dient, an die Gnade Allâhs für Hâdschar und deren Sohn Ismâîl zu erinnern, den Allâh von dessen Durst rettete, worauf ein von Ibn ´Abbâs überlieferter Hadîth hindeutet: ,,... sie (Hâdschar) ging los, und zwar aus Verabscheuung, ihren Sohn in einem derartigen Zustand zu sehen. Weil As-Safâ der ihr am nächste Hügel war, bestieg sie ihn und schaute sich um, ob es jemanden im Tal gab. Doch fand sie niemanden. Sie stieg den Berg hinunter und ging in Richtung des Hügels Al-Marwa, bestieg ihn und schaute sich um, ob es jemanden im Tal gab, aber sie fand wiederum niemanden. Diesen Versuch unternahm sie siebenmal, weshalb die Menschen den Lauf zwischen diesen zwei Hügeln vornehmen.“ (Al-Buchârî)
Al-Buchârî berichtete nach einer Aussage von Anas ibn Mâlik , dass dieser über As-Safâ und Al-Marwa sagte: ,,Wir dachten, da sie zu den Erscheinungsbildern der Zeit der Ignoranz gehörten, dass wir Muslime davon ablassen sollten. Darauf offenbarte Allâh folgende Worte: „Gewiss, As-Safâ und Al-Marwa gehören zu den Kulthandlungen Allâhs!“
Auf diesen Vers sowie auf das Handeln des Propheten beim Abschieds-Haddsch gestützt, ist die Mehrheit der Rechtsgelehrten der Meinung, dass der Lauf zwischen As-Safâ und Al-Marwa ein wesentlicher Pflichtteil des Haddsch und ohne ihn kein Haddsch gültig ist.
Imâm Muslim berichtete nach einer Aussage von Dschâbir , der den Haddsch des Propheten beschrieb, dass er sagte: ,,Als er das Umlaufen um die Ka'ba beendet hatte, kehrte er zur jemenitischen Ecke der Ka'ba zurück, berührte sie, ging aus der Tür As-Safâ heraus und rezitierte: „Gewiss, As-Safâ und Al-Marwa gehören zu den Kulthandlungen Allâhs!“ und sagte: ,,Ich fange damit an, womit Allâh anfing.“
Von ihm ist authentisch überliefert, dass er sagte: ,,Entnehmt eure religiösen Riten meinen Handlungen!“ (Muslim)
Der Imâm Ahmad berichtete in seinem Hadîth-Werk nach einer Aussage von Ibn Mahîs , dass dieser sagte: ,,Ich sah den Propheten die Ka'ba umlaufen, wobei die Menschen vor ihm waren, und ich sah ihn den Lauf zwischen As-Safâ und Al-Marwa eifrig vornehmen, dass seine Knie vor Eilfertigkeit zu sehen waren, wobei er hinter ihnen war. Damals sagte er: ,,Beeilt euch! Allâh schrieb euch den Lauf vor.“ (hasan - gut)
Aus dem Wortlaut Allâhs „so ist es keine Sünde für ihn, wenn er zwischen ihnen beidenden Umgang macht“ könnte verstanden werden, dass der Umgang zwischen ihnen keine Pflicht sei. Jedoch ist es nicht so.
Was in diesem Vers gemeint ist, erklärte eine Überlieferung von `Âischa , die Mâlik nach einer Aussage von ´Urwa ibn Az-Zubair berichtete, in der es heißt: ,,Ich sagte zu `Âischa, als ich noch jung war, siehst du Allâhs Aussage so ist es keine Sünde für ihn, wenn er zwischen ihnen beiden den Umgang macht“? Bedeutet sie nicht, dass es einem erlaubt ist, den Umgang nicht vorzunehmen?“ Sie sagte: ,,Nein, wenn das gestimmt hätte, was du sagst, dann hätte der Vers so gelautet: ,,so ist es keine Sünde für ihn, wenn er zwischen ihnen beiden den Umgang nicht vornimmt“.
Dieser Vers bezieht sich wahrscheinlich auf die Ansâr, die in der Zeit der Ignoranz die Talbiyya im Namen eines Götzen auszusprechen pflegten, nämlich Manâh. Als Muslime hatten sie Abscheu davor, zwischen As-Safâ und Al-Marwa den gewohnten Umgang zu verrichten.
Als sie den Propheten darüber befragten, wurde folgende Aussage Allâhs geoffenbart: ,,Gewiss, As-Safâ und Al-Marwa gehören zu den Kulthandlungen Allâhs. Wenn jemand den Haddsch zum Hauseoder die Besuchsfahrtvollzieht, so ist es keine Sünde für ihn, wenn er zwischen ihnen beiden den Umgang macht. Und wer freiwillig Gutes tut, so ist Allâh dankbar, allwissend.“
Mit diesem Vers ist also gemeint, den Abscheu davor zu beseitigen, den Umgang zwischen As-Safâ und Al-Marwa vorzunehmen, weil man in deren Nähe Götzenbilder zu verehren pflegte. So erklärt Allâh mit diesem Vers offen, dass der Umgang zwischen ihnen keine Sünde mehr ist. Das heißt aber keineswegs, dass der Umgang zwischen ihnen verzichtbar ist.
Laut einer anderen Überlieferung von `Âischa heißt es: ,,Der Prophet verordnete den Umgang zwischen ihnen, woraufhin es niemandem erlaubt ist, darauf zu verzichten.“ (Al-Buchârî und Muslim)
Dass es keine Sünde für denjenigen ist, der um der Pilgerfahrt willen, ob Haddsch oder `Umra, den Umgang vollzieht, deutet darauf hin, dass der Umgang immer von der Pilgerfahrt abhängig sein sollte. Der Umlauf um die Ka´ba darf, im Gegensatz dazu, unabhängig von der Pilgerfahrt vollzogen werden.
Allâh sagt weiter: „Und wer freiwillig Gutes tut, so ist Allâh dankbar, allwissend.“ Wenn sich das Adjektiv ,,dankbar“ auf Allâh bezieht, dann bedeutet es, Er vergilt die guten Taten reichlich.
,,Allwissend“ heißt, Ihm ist nichts verborgen. Damit versichert Allâh die Tatsache, dass alles Gute in den guten Taten liegt, die der Mensch tut, um Allâhs Nähe zu suchen. Je ergebener der Mensch gegenüber Allâh ist, desto höher wird dessen Rang bei Allâh.
Allâhs Aussage „Und wer freiwillig Gutes tut“ weist darauf hin, dass dessen Tun unannehmbar ist, der freiwillig Verabscheuenswürdiges tut, oder der zwar Gutes tut, aber nicht in der Weise, die von Allâh verordnet wurde.
Wer dies tut, der erntet von dessen Tun überhaupt nichts. Auf ihn bezieht sich der Vers: „Sprich: Sollen Wir euch Kunde geben von denjenigen, die an ihren Werken am meisten verlieren, deren Bemühen im diesseitigen Leben fehlgeht, während sie meinen, dass sie gut handeln würden?“ (Sûra 18:103-104)
Allâhs Aussage „so ist Allâh dankbar, allwissend“ weist darauf hin, dass Allâh Seine Ihn anbetend Dienenden für das Geringste am reichlichsten belohnt. Sie deutet außerdem darauf hin, dass Allâh denjenigen großzügig entschädigt, der Ihm zuliebe etwas opfert, dass Er die Nähe desjenigen sucht, der Seine Nähe zu suchen pflegt und dass Er alle Angelegenheiten Seiner Ihn anbetend Dienenden am genauesten kennt.
Ihm ist wohl bekannt, wer Belohnung verdient und wer Strafe verdient. Der Vers deutet generell darauf hin, dass sich derjenige, der den Umgang zwischen As-Safâ und Al-Marwa durchführt, der Tatsache bewusst sein sollte, dass er Allâhs bedürftig ist. Allâh ist nämlich Derjenige, Der ihn rechtleitet, Der ihm seine Sünden vergibt und Der ihm Zuflucht gewährt. Er sagt: „O ihr Menschen, ihr seid es, die Allâhs bedürftig sind; Allâh aber ist der Unbedürftige, der Lobenswürdige.“ (Sûra 35:15)