Manche heben im rituellen Gebet ihren Kopf Richtung Himmel, wenn sie sich aus dem Rukû aufrichten. Ist das erlaubt? Möge Allâh es Ihnen mit dem Besten vergelten!
Der Lobpreis gebührt Allâh und möge Allâh Seinen Gesandten sowie dessen Familie und Gefährten in Ehren halten und ihnen Wohlergehen schenken!
Dem Betenden ist es nicht erlaubt, den Kopf Richtung Himmel zu heben. Vielmehr ist es nach den meisten Gelehrten notwendig, den Blick auf den Punkt der Niederwerfung zu richten. Der hanbalitische Gelehrte Ibn Qudâma sagt in „Al-Mughnî“: „Für den Betenden ist es mustahabb (erwünscht), seinen Blick auf die Stelle zu lenken, wo er sich niederwirft. Ahmad sagt in einer Überlieferung von Hanbal: ‚Demut im Gebet ist es, wenn man den Blick auf die Stelle der Niederwerfung richtet.‘ Dies wurde von Muslim ibn Yasâr und Qatâda überliefert. Von Scharîk wurde berichtet, dass er sagte: ‚Im Stehen blickt man auf die Stelle der Niederwerfung, und im Rukû auf die Füße. In der Niederwerfung blickt man auf die Nase und im Taschahhud auf den Schoß.‘“
Der hanafitische Gelehrte Al-Kâsânî schreibt in „Badâi As-Sanâi“: „Der Blick soll auf die Stelle der Niederwerfung gerichtet werden. At-Tahâwî erklärte dies in seinem „Muchtasar“: ‚Im Stehen blickt man dorthin, wo man sich niederwerfen wird. Im Rukû schaut man auf die Zehenspitzen, und im Sudschûd auf die Nasenspitze. Im Sitzen blickt man auf den Schoß. All dies ist nämlich Ehrerbietung und Demut.‘“
An-Nawawî schreibt in „Al-Madschmû“: „Die Gelehrten sind sich konsensmäßig darüber einig, dass Demut, Unterwürfigkeit, und das Senken des Blicks vor Ablenkendem im Gebet erwünscht sind. Außerdem ist es verpönt, sich im Gebet abzuwenden. Der Blick beschränkt sich auf den Bereich, der vor dem Betenden liegt. Es gibt zwei Ansichten über die genaue Ausrichtung. Die korrektere Ansicht – sie wird von dem Autor, den irakischen Gelehrten und einer weiteren Gruppe vertreten – besagt, dass er beim Stehen und im Sitzen seinen Blick auf die Stelle der Niederwerfung richtet. Nach der anderen Ansicht – sie wurde von Al-Baghawî und Al-Mutawallî bevorzugt – ist der Blick im Stehen auf den Punkt der Niederwerfung gerichtet und im Rukû auf die Oberseite der Füße, in der Niederwerfung blickt man auf die Nase und im Sitzen auf den Schoß. Wenn der Blick in die Weite schweift, dann ist er leicht abgelenkt. Wenn man ihn (auf etwas in der Nähe blickend) zurückhält, dann ist es passender. Der Beleg für das erste ist aber, dass ein Hin- und Herschwanken des Blicks zwischen verschiedenen Punkten das Herz ablenkt und vollständige Demut verhindert.“
Nach den Mâlikiten ist es vorzuziehen, nach vorne zu blicken. Ibn Al-Arabî sagte in „Ahkâm Al-Qurân“: „Außerdem richtet er seinen Blick auf die Stelle der Niederwerfung und das Gleiche sagten As-Schâfiî und die Sûfis, denn das wirkt stärker auf das Herz und sammelt seine Gedanken besser.“ Mâlik sagte: „Der Betende soll nach vorne schauen, denn wenn er seinen Kopf neigt, verletzt er seinen Qiyâm (Stehen im Gebet) teilweise, während doch der Kopf der ehrenwerteste Teil von ihm ist. Wenn er aber seinen Kopf gerade aufrichtet und sich zwingt, auf den Boden zu blicken, so wäre das eine große Erschwernis und umständlich - und das ist aus Erfahrung bekannt; doch Allâh hat uns in der Religion keine Schwierigkeit aufgebürdet. Daher ist es bei uns so, dass wir mit unseren inneren und äußeren Blicken in Richtung (der Qibla) schauen. Das ist vorzüglicher für denjenigen, der das kann, egal wann und wie er es vermag. Verboten ist es nur, im Gebet den Blick nach oben in den Himmel zu heben, denn es wurde uns nicht geboten, als Gebetsrichtung in den Himmel zu schauen, sondern in Richtung der Ka‘ba. Wenn man den Blick hebt, so ist dies eine Abwendung von der Richtung, die er uns aufgetragen hat. Denn der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Mögen die Leute aufhören, ihre Blicke im Gebet in den Himmel zu erheben, damit nicht ihre Blicke verlöschen.“
Demensprechend gilt das, was manche Betenden machen, wenn sie nach der Erhebung aus dem Rukû den Kopf in den Himmel haben, als nicht zulässig. Solchen Personen sollte man mit Weisheit und Freundlichkeit einen guten Ratschlag erteilen. Denn das ist ein Teil der guten Ratschläge, die ein Muslim erhält. Der Prophet (möge Allâh ihn in Ehren halten und ihm Wohlergehen schenken) sagte: „Religion ist Aufrichtigkeit (bzw. aufrichtiger Rat)“ (Al-Buchârî, Muslim).
Und Allâh weiß es am besten!
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